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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden
Autoren: Ake Edwardson
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Angela.
    »Hab ich Hunger?«, fragte Ringmar. »Gibt es noch solche Gefühle an so einem Tag?«
    »Du darfst kochen«, sagte Winter.
    »Baskisches Omelett?«, fragte Ringmar.
    »Warum nicht.«
    *
    Winter telefonierte wieder mit Bengt Johansson, versuchte ihn zu beruhigen. Er hörte den dichten Verkehr unten vor der Wohnung, ein großer Kontrast zu gestern.
    »Ich komme später kurz zu Ihnen, wenn Sie wollen«, sagte Winter.
    »Ich hab vorhin mit Carolin gesprochen«, sagte Johansson. »Das hat gut getan.«
    Aneta Djanali hatte Carolin Johansson noch einmal verhört, die aber keine weiteren Details wusste. Vielleicht hatten sie inzwischen die Videoaufnahmen gesehen. Aneta hatte noch nicht angerufen.
    Sie aßen. Ringmar hatte die Tomaten zu dem Omelett diesmal anders geschnitten.
    »Wir brauchen Fleisch«, sagte Winter.
    »Wir brauchen eine Haushälterin«, sagte Ringmar. »Wir brauchen Frauen.«
    Kochen ist im Augenblick nicht die Priorität, dachte Winter.
    »Bist du müde, Bertil?«
    »Nein. Du?«
    »Nein.«
    »Er könnte ans Meer gefahren sein«, sagte Ringmar. »Steht irgendwo am Strand.«
    Winter hatte so viele Polizisten wie möglich losgeschickt, um die Küste abzusuchen.
    Sie versuchten Landvetter und die kleineren Flugplätze zu überwachen. Winter glaubte nicht, dass Jerner eine Flugreise unternehmen würde. Mehr glaubte er an seine eigene.
    »Wie viele Leute sind jetzt im Nordstan?«, fragte er.
    »Nicht so viele bestimmt. Die Läden sind geschlossen. Heute kein Kommerz. Aber unsere Jungs müssen das Ganze ja ordentlich durchsucht haben.«
    »Dort hat er… Micke mitgenommen«, sagte Winter.
    »Will er ihn dort auch wieder abliefern?«
    »Da ist er nicht, Erik. Das Nordstan ist leer.«
    »Er war häufig dort. Du hast ja einige seiner Filme gesehen. Ihm scheint es da zu gefallen.«
    »Er ist nicht dort«, wiederholte Ringmar.
    »Vielleicht gibt es etwas Besonderes, was ihn dorthin zieht?«, sagte Winter.
    Ringmar antwortete nicht.
    »Etwas, das wir nicht sehen«, sagte Winter. »Etwas, das er sieht, wir aber nicht?«
    »Vielleicht verstehe ich, was du meinst«, sagte Ringmar.
    »Wann machen die wieder auf?«, fragte Winter.
    »Morgen um zehn. Dann fängt der Weihnachtsschlussverkauf an.«
    »Ist morgen schon der zweite Feiertag?«
    »Bald ist Weihnachten vorbei«, sagte Ringmar.
    »Und ich hab noch nicht mal ein Weihnachtsgeschenk für dich gekauft, Bertil.«
    »Für mich gilt leider dasselbe.«
    Winter erhob sich vom Tisch. »Moa hab ich auch nicht angerufen, dabei hab ich es versprochen.«
    »Denk nicht dran«, sagte Ringmar. »Es hätte vermutlich nur noch mehr geschadet.«
    »Könnte sein«, sagte Winter. »Kommst du mit?«
    »Wohin?«
    »Zum Nordstan.«
    »Dort ist NIEMAND, Erik.«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber besser als hier rumzusitzen. Bengt Johansson wohnt ja in der Nähe auf der anderen Seite vom Bahnhof.«
    In der Luft war wieder Schnee. Einige Leute auf den Straßen trugen aufgespannte Regenschirme. Winter fuhr langsam.
    »Wenn Schnee fällt, sollte man keinen Regenschirm aufspannen«, sagte Ringmar. »Das passt irgendwie nicht.«
    »Der alte Smedsberg hat uns erzählt, dass Carlström einen Pflegesohn hatte«, sagte Winter.
    »Glaubst du, ich hab nicht dran gedacht?«
    »Hätte er nichts gesagt, wir hätten Carlström vermutlich nie gefragt«, sagte Winter.
    »Nein.«
    »Und hätten immer noch nicht Jerners Identität.«
    »Nein.«
    »Die Frage ist also: warum?« Winter blickte Ringmar an.
    »Warum?«
    »Ja.«
    »Nun antworte schon. Du hast ja mit dem alten Smedsberg gesprochen.«
    »Darüber nicht.«
    »Aber du hast doch wohl eine Meinung dazu?«
    »Durch die Gerichtspsychologie wird alles ans Licht kommen«, sagte Ringmar.
    »Ich finde, wir haben schon ziemlich viel selbst ans Licht geholt«, sagte Winter.
    »Das stimmt.«
    »Der Vater hat genau dasselbe getan wie der Sohn«, sagte Winter. »Er hat uns Hinweise gegeben.«
    »Mhm.«
    »Alles dreht sich um Schuld«, sagte Winter.
    »Gustavs Schuld? Welche Schuld?«
    »Glaubst du nicht, dass der Sohn Schuldgefühle hat?« Winter sah Ringmar wieder an. »Wie lange, glaubst du, hat er keine empfunden?«
    »Hm.«
    »Genau wie alle anderen Jungs. Ihr Schweigen beruht auf ihrer Angst, dass ihr Freund wieder von seinem Vater geschlagen werden könnte oder noch was Schlimmeres passiert. Angst lässt Menschen schweigen.« Winter wechselte den Gang. »Und… Scham führt auch zum Schweigen. Die jungen Männer haben sich geschämt, dass sie Gewalt
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