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Das Duell der Hexen

Das Duell der Hexen

Titel: Das Duell der Hexen
Autoren: Jason Dark
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Hautnah war sie dem Tod. Dennoch sah sie etwas, um das sie so mancher beneidet hätte.
    Es war die herrliche nächtliche Kulisse der gigantischen Küstenstadt San Francisco. Für einen Moment vergaß Jane Collins die Schmerzen und schaute nach vorn schräg in die Tiefe.
    Selbst die Kühle der Nacht hatte die laue Frühlingsluft des Tages nicht vertreiben können. Der Geruch von Blüten drang in ihre Nase und schien aus dem bunten Lichtermeer der Millionenstadt zu steigen, das wie ein riesiges, von einem Künstler geschaffenes Mosaik wirkte. Wie helle Sternenbahnen glänzten die Peitschenleuchten auf den breiten Avenues und Boulevards, und der hinter dem Lichtermeer liegende Ozean sah aus wie eine blaue Schicht, auf der einige Lichter tanzten, die wie ein Gruß aus einer fernen geheimnisvollen Welt wirkten. Einer Welt, die jenseits alles Irdischen lag.
    Irdisch war jedoch der Schmerz in ihren Armen. Janes Handgelenke steckten in einem eisernen Ring, der das Ende eines aus einem Fenster ragenden galgenartigen Flaschenzugs bildete.
    Sie ließen Jane leiden.
    Wie Tiere waren sie über sie hergefallen, hatten sie an den Flaschenzug gebunden und aus dem Fenster dicht an der Hauswand baumeln lassen!
    Der Teufel hatte die Jagd auf die ehemalige Hexe freigegeben und zum tödlichen Halali geblasen. Diese Tatsache hatte Jane Collins in den letzten Tagen und Wochen zu spüren bekommen. Frisco war für sie zu einem großen Gefängnis geworden.
    Aber sie hatte es nicht anders gewollt. Aus freien Stücken hatte sie sich von John Sinclair getrennt, weil sie ihren Weg allein gehen wollte. Die Warnungen des Geisterjägers hatte sie in den Wind geschlagen, und sie wollte auch nicht mehr an ihren Feind, den Teufel, denken. Er war ihr Feind geworden, nachdem sie ihm lange gedient hatte. Ebenso wie die Oberhexe Wikka, aber das war vergangen; es gab keine Wikka mehr, sie war, in einer magischen Feuerschlinge hängend, verbrannt, und der Teufel hatte Jane Collins die Schuld an Wikkas Ende gegeben.
    Er hatte sie gnadenlos gejagt und durch einen seiner Diener in Paris erwischt. Ihr, der ehemaligen Dienerin der Hölle, war zur Strafe das Herz entfernt worden.
    Jane lebte trotzdem weiter, denn sie hatte den Würfel des Unheils an sich nehmen können, diesen geheimnisvollen, mit magischer Energie geladener Quader, um den es so viele Kämpfe gegeben hatte. Der Würfel hatte ihr dann ein Weiterleben ohne Herz erlaubt! Jane Collins wollte aber nicht ewig von dem Würfel abhängig sein. Deshalb ließ sie sich ein Kunstherz einpflanzen.
    Das hatte geklappt, trotz mörderischer Störmanöver aus der Hölle. Jane konnte weiterleben, mit einem Herzen aus Aluminium, und sie war wieder ein normaler Mensch.
    War sie das wirklich?
    Wie oft hatte sie an den Abend zurückgedacht, als sie John Sinclair in dem kleinen Lokal gegenübersaß und ihm erklärte, daß sie sich von ihm trennen wollte.
    Sie mußte einfach weg. Zuviel war in der Zwischenzeit geschehen. John war seinen Weg gegangen, sie ihren, und es konnte einfach nicht mehr so werden, wie es einmal gewesen war.
    Das hatte der Geisterjäger einsehen müssen, und sie war gegangen, trotz seiner noch zuletzt ausgesprochenen Warnungen, denn Sinclair rechnete fest damit, daß der Teufel nach wie vor schlimme Rachegedanken hegte. Wer ihn verriet, den verfolgte er bis an dessen Lebensende. Er würde ihn quälen, martern und langsam töten, das wußte Jane inzwischen sehr gut.
    Zudem hatte sie einen Fehler gemacht, wie sie sich im nachhinein eingestand. Sie hätte sich jede Stadt in der Welt aussuchen können, aber sie war in diesem Schmelztiegel Frisco geblieben, wo zahlreiche Sonderlinge wohnten und im Untergrund hin und wieder eine gefährliche Subkultur aufblühte.
    Frisco war eine magische Stadt. Eine Stadt der Rituale. Ost und West verschmolzen miteinander. Eine jede Philosophie hatte ihre Spuren hinterlassen, und im verborgenen blühten die extremen Auswüchse. Die Zeit der Blumenkinder war vorbei, ein neues Gefühl breitete sich aus. Zwar flüchtete man noch immer in den Drogenrausch, aber gefragt waren keine Blumen, sondern Magie.
    Jane Collins, die ehemalige Hexe, hatte es förmlich gespürt, daß sie in einem wahren Hexenkessel gelandet war. Überall sah, entdeckte und spürte sie die Anzeichen dieser magischen Entladung. Egal, wo sie hinging. Ob Jane durch die alten Gassen des Chinesenviertels strich oder in die Kolonien der Hippies und Minderheiten spazierte, nie vergaß sie die Blicke, die ihr
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