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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen
Autoren: Sam Bowring
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gesehen!«
    Trotz seiner zwiespältigen Gefühle für Forger war es schwer, angesichts solch enthusiastischen Lobes nicht zu strahlen.
    »Und hast du Brastons Kräfte erworben?«, wollte Forger wissen.
    »Ja.«
    Forger nickte. »Nun, das ist zumindest etwas.«
    »Was meinst du, zumindest?«
    »Der Preis dafür ist ziemlich hoch, mein Lieber, das musst du wissen. Wenn die Welt nicht entscheiden kann, ob Tag oder Nacht herrscht, steht es schlecht um die Dinge.«
    »Es hat sich entschieden. Jetzt ist wirklich Tag.«
    »Hmmm. Aber wer weiß, welchen dauerhaften Schaden es gegeben haben mag? Wie dem auch sei, ich sollte nicht trübselig sein, denn dies ist eine aufregende Entwicklung! Braston ist tot, und du hast seine Talente.«
    »Ich bin so froh, dass du das gutheißt.«
    Während er in den Spiegel sah, weiteten sich Forgers Augen. »Bei der Großen Magie!«
    »Was ist los?«
    Forger wandte sich nicht ab von dem, was er sah. »Komm, sieh selbst!«
    Zögernd trat Despirrow vor den Spiegel. Er zeigte den Blick auf Brastons Schlafgemach. Die Tür war immer noch offen – war tatsächlich aus den Angeln gerissen worden –, und ein Heiler überwachte Brastons Überreste; er hatte den Hals umwickelt, sodass er aufgehört hatte zu tröpfeln. Es wärmte Despirrow das Herz, das zu sehen, obwohl er nicht sofort die Quelle von Forgers Aufregung entdecken konnte.
    »Was genau sehe ich mir da an?«, fragte er.
    Sein Körper zuckte, und da war ein kaltes Brennen in seiner Brust. Als er hinabschaute, sah er die Spitze einer Klinge aus seiner Brust ragen. Er drehte sich langsam um und stellte fest, dass Forger ihm eindringlich in die Augen starrte.
    »Was …«
    Forger versetzte ihm einen starken Hieb, und er taumelte.
    »Forger«, schnarrte er und griff ins Leere, um sich festzuhalten. »Tu das nicht.«
    »Ich bedauere, mein Lieber«, sagte Forger. »Du bist einfach zu verantwortungslos, um über solche Macht zu gebieten.«
    »Aber wir sind … Freunde.«
    Forger schüttelte traurig den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Du bist nur hierhergekommen, weil du es mit der Angst bekommen hast, nicht aus Freundschaft. Sosehr es mich bekümmert, habe ich doch begriffen, dass ich allein dastehe. Ich hätte es mir nicht so ausgesucht, aber du, Salarkis, Karrak … alle haben mich verlassen.«
    Despirrow verkrampfte sich und versuchte, nach der Stärke zu greifen, die er erst unlängst erworben hatte. Sie war da, das wusste er – er griff nach Forger, der glatt zurückwich, und Despirrow kippte nach vorn auf seine Hände. Die Stärke war da, aber er konnte sich nicht freibekommen, um sie zu benutzen. Er starrte auf seine gespreizten Finger und spürte die hoffnungslosen Krämpfe seines durchstoßenen Herzens.
    »Du … willst nur … meine Kräfte.«
    »Vielleicht«, antwortete Forger. »Ich bin mir nicht sicher. Ich genieße es nicht wirklich, die Zeit anzuhalten, obwohl ich es vielleicht tun werde, wenn es etwas ist, das ich kontrollieren kann, nicht ein mir aufgezwungenes Ärgernis. Ich verfüge bereits über eine Stärke, die es mit Brastons aufnehmen kann, wie du siehst.«
    Forgers Absatz stieß Despirrow zu Boden und drückte das Schwert rückwärts aus ihm heraus. Forger ergriff es und riss es los.
    »Es ist eine Schande«, fuhr er fort, »dass ich keine Verwendung für den Schmerz habe, den ich einem anderen Wächter zufüge. Aber gut für dich, nehme ich an, sonst wären wir noch lange hier.«
    Despirrow hob zittrig den Kopf und sah Forger, der mit der Klinge in einer Hand und einer brennenden Kerze in der anderen dastand. Woher hatte er die Kerze?, fragte Despirrow sich vage.
    »Aber ich will nicht wieder sterben«, flehte er.
    »Wer will das schon?«
    Sengende Linien gingen von der Kerze aus. Despirrow versuchte, sie zu entfädeln, aber er war zu entkräftet. Feuer berührte ihn, und er schrie. Da war kein Ort, an den er sich zurückziehen konnte, außer vielleicht …
    Verzweifelt hielt er die Zeit an. Die Flammen, die von der Kerze ausgingen, erstarrten, und die auf seinem Körper fielen in harten, roten Scherben von ihm ab.
    »Du willst es in die Länge ziehen?«, fragte Forger. »Mich stattdessen dazu bringen, dich in Stücke zu hauen?«
    »Wenn du mich jetzt tötest«, Despirrow zwang die Worte durch verbrühte Lippen hervor, »wie kannst du wissen, ob die Zeit jemals wieder einsetzen wird?«
    »Weil deine Fäden nicht erstarrt sind«, antwortete Forger, »und zu mir kommen werden.«
    Dann machte er sich mit dem Schwert über
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