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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte
Autoren: Michael Moorcock
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gegrüßt, Sharan Kang«, sagte ich. »Wir sind hier auf Befehl des großen Königs und Kaisers von Britannien. Wir sind gekommen, um zu fragen, weshalb Sie seine Häuser angreifen und seine Untertanen töten, da er Ihnen doch keinerlei Feindseligkeiten entgegengebracht hat.«
    Einer der Führer begann zu übersetzen, doch Sharan Kang winkte unduldsam mit der Hand. »Sharan Kang spricht Englisch«, erklärte er mit seltsamer, hoher Stimme. »Wie er alle Sprachen spricht. Denn alle Sprachen stammen von der Sprache der Kumbalari als der ersten und ältesten ab.«
    Ich muß zugeben, daß mir ein Schauer über den Rücken lief, als er sprach. Fast hätte ich glauben mögen, daß er der mächtige Zauberer war, für den ihn seine eigenen Leute hielten.
    »Ein so altes Volk muß auch sehr weise sein.« Ich versuchte, den Blick der grausamen, intelligenten Augen zu erwidern. »Und ein weises Volk würde nicht den König und Kaiser erzürnen.«
    »Ein weises Volk weiß, daß es sich vor dem Wolf schützen muß«, sagte Sharan Kang, wobei ein schwaches Lächeln seine Mundwinkel verzog. »Und der britische Wolf ist ein besonders gefräßiges Tier, Hauptmann Bastable. Er hat sich in den Ländern des Südens und Westens reichlich gütlich getan, nicht wahr? Bald wird er seinen Blick auf Kumbalari richten.«
    »Was Sie fälschlicherweise für einen Wolf halten, ist in Wahrheit ein Löwe«, erklärte ich und versuchte, mir meine Verblüffung darüber nicht anmerken zu lassen, daß er meinen Namen kannte. »Ein Löwe, der Frieden, Sicherheit und Gerechtigkeit jenen gewährt, die zu schützen er erwählt. Ein Löwe, der weiß, daß Kumbalari seines Schutzes nicht bedarf.«
    Das Gespräch verlief einige Zeit weiter in diesen reichlich verschnörkelten Floskeln, bis Sharan Kang sichtlich ungeduldig wurde und plötzlich sagte:
    »Warum sind so viele Soldaten in unser Land gekommen?«
    »Weil Sie unsere Grenzstationen angegriffen und unsere Männer getötet haben«, sagte ich.
    »Weil Sie Ihre ›Grenzstationen‹ innerhalb unseres Territoriums errichtet haben.« Sharan Kang vollzog in der Luft eine merkwürdige Handbewegung. »Wir sind kein habgieriges Volk. Das haben wir nicht nötig. Wir hungern nicht nach Land wie die Völker des Westens, denn wir wissen, daß Land unbedeutend ist, wenn die Seele eines Mannes in der Lage ist, das Universum zu durchstreifen. Sie können nach Teku Benga kommen, wo alle Götter heimisch sind, dort will ich Ihnen erklären, was sie diesem barbarischen Emporkömmling von einem Löwen sagen können, der sich mit großartigen Titeln schmückt.«
    »Sind Sie bereit, einen Vertrag auszuhandeln?«
    »Ja - in Teku Benga, falls Sie mit höchstens sechs Ihrer Männer kommen.« Er machte eine Handbewegung, ließ den Vorhang fallen, worauf die Sänfte gedreht wurde. Die Reiter zogen wieder das Tal hinauf.
    »Das ist ein Trick, Sir«, bemerkte Bisht schließlich. »Er hofft, indem er Sie von uns trennt, der Armee den Kopf abgeschlagen zu haben und sie so leichter angreifen zu können.«
    »Sie könnten recht haben, Subadar Bisht, aber Sie wissen sehr gut, daß ein solcher Trick nicht funktionieren würde. Die Gurkhas fürchten den Kampf nicht.« Ich drehte mich nach den Sepoys um. »Vielmehr scheinen sie nur allzu bereit zu sein, sogleich in die Schlacht zu ziehen.«
    »Der Tod ängstigt uns nicht, Sir - der saubere Tod in der Schlacht. Mich schreckt nicht der Gedanke an die Schlacht. Ich fühle in meinem Innern, daß etwas Schlimmeres geschehen könnte. Ich kenne die Kumbalari. Es sind abgrundtief bösartige Menschen. Ich denke daran, was Ihnen in Teku Benga zustoßen könnte, Hauptmann Bastable.«
    Herzlich legte ich meinem getreuen Subadar die Hand auf die Schulter. »Es ehrt mich, daß Sie sich solche Sorgen um mich machen, Subadar Bisht. Aber es ist meine Pflicht, mich nach Teku Benga zu begeben. Ich habe meine Befehle. Ich muß diese Angelegenheit friedlich beilegen, wenn es nur irgendwie möglich ist.«
    »Aber wenn Sie nicht innerhalb eines Tages von Teku Benga zurückkehren, werden wir auf die Stadt vorrücken. Und falls man uns dann nicht den eindeutigen Beweis erbringen kann, daß Sie am Leben und bei guter Gesundheit sind, werden wir Teku Benga angreifen.«
    »An diesem Plan ist nichts auszusetzen«, stimmte ich zu.
    Und so ritt ich am nächsten Morgen mit Risaldar Jeanab Shah und fünf weiteren indischen Ulanen nach Teku Benga und erblickte schließlich die von einer Mauer umschlossene Bergfeste, die
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