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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte
Autoren: Michael Moorcock
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Lebens nichts ausmacht.«
    »Die Kumbalari hassen uns zutiefst. Sie haben nicht angegriffen. Das finde ich suspekt. Könnte es sein, Sir, daß sie uns in eine Falle locken wollen?«
    »Möglich«, antwortete ich. »Aber auch dann, Subadar Bisht, haben sie eventuell Furcht vor uns - Furcht vor der Macht der britischen Herrschaft, die andere ausschicken wird, sie zu bestrafen, falls uns irgend etwas passieren sollte.«
    »Falls sie überzeugt sind, daß keine Bestrafung erfolgen wird, wenn Sharan Kang ihnen das eingeredet hat, wird es uns wenig nützen.« Jenab Shah lächelte finster. »Wir werden dann tot sein, Hauptmann Bastable.«
    »Und wenn wir hier warteten«, schlug Subadar Bisht vor, »und sie näherkommen ließen, um zu hören, was sie sagen, und ihre Gesichter zu sehen, dann fiele uns die Entscheidung leichter, was als nächstes zu tun ist.«
    Ich stimmte mit seiner Logik überein. »Unsere Vorräte reichen uns zwei weitere Tage«, sagte ich. »Wir werden hier also zwei Tage lang lagern. Wenn sie in dieser Zeit nicht auftauchen, setzen wir weiter unseren Weg nach Teku Benga fort.«
    Beide Offiziere waren einverstanden. Wir beendeten unsere Mahlzeit und zogen uns in unsere jeweiligen Zelte zurück.
    Und so warteten wir. - Am ersten Tag sahen wir ein paar Reiter am Hang des Passes und bereiteten uns auf ihren Empfang vor. Doch sie beobachteten uns nur ein paar Stunden lang, ehe sie wieder verschwanden. Bis zum nächsten Abend war die Spannung im Lager spürbar angestiegen.
    Am nächsten Tag kam einer unserer Späher herangaloppiert, um zu melden, daß sich über hundert Kumbalari auf der anderen Seite des Passes versammelt hatten und auf uns zu ritten. Wir nahmen eine Verteidigungsstellung ein und warteten weiterhin ab. Als sie schließlich auftauchten, ritten sie langsam, und ich konnte durch meinen Feldstecher einige prachtvolle Roßhaarstandarten erkennen. An einer Standarte flatterte eine weiße Fahne. Die Standartenträger ritten zu beiden Seiten einer rot-goldenen Sänfte, die zwischen zwei Ponies schaukelte. Eingedenk Subadar Bishts Warnung gab ich der Kavallerie Befehl aufzusitzen. Es gibt kaum einen beeindruckenderen Anblick als hundert-fünfzig Punjabi-Ulanen mit ihren Lanzen beim Salut. Risaldar Jenab Shah war an meiner Seite. Ich hielt ihm mein Fernglas hin. Er nahm es und starrte eine Zeitlang hindurch. Als er den Feldstecher sinken ließ, runzelte er die Stirn. »Sharan Kang selbst scheint bei ihnen zu sein«, sagte er. »Er sitzt in der Sänfte. Vielleicht kommen sie wirklich in der Absicht zu verhandeln. Aber warum so viele?«
    »Es könnte eine Demonstration der Stärke sein«, meinte ich. »Aber er wird wohl mehr als hundert Krieger haben.«
    »Das kommt darauf an, wieviele zu religiösen Zwecken ihr Leben gelassen haben«, erklärte Jenab Shah finster. Er drehte sich im Sattel um. »Da kommt Subadar Bisht. Was hältst du denn davon, Bisht?«
    Der Ghurka-Offizier sagte: »Sharan Kang wäre gewiß nicht an ihrer Spitze, wenn sie die Absicht hätten, anzugreifen. Die Priester-Könige der Kulumbari kämpfen nicht an der Seite ihrer Krieger.« Er sprach voller Verachtung. »Aber ich warne Sie, Sir, das könnte ein Trick sein.«
    Ich nickte.
    Doch die Punjabi-Ulanen und die Ghurka-Sepoys waren ganz versessen darauf, die Kumbalari zwischen die Finger zu bekommen. »Sie sollten ihre Leute lieber daran erinnern, daß wir hier sind, um einen Frieden auszuhandeln, wenn möglich, und nicht um zu kämpfen«, mahnte ich sie.
    »Sie werden nicht kämpfen, solange sie nicht die entsprechenden Befehle haben«, erklärte Jenab Shah voller Überzeugung. »Aber dann werden sie kämpfen.«
    Die Masse der Kumbalari-Reiter rückte näher und blieb hundert Meter vor unserer Linie stehen. Die Standartenträger scherten aus und geleiteten die Sänfte zu der Stelle herauf, wo ich an der Spitze meiner Männer zu Pferde saß.
    Vorhänge verhüllten das Innere der rot-goldenen Sänfte. Ich warf einen fragenden Blick auf die reglosen Gesichter der Standartenträger, doch keiner sprach ein Wort. Schließlich wurde der Vorhang an der Vorderseite von innen heraus geteilt, und ich sah mich plötzlich dem Hohepriester selbst gegenüber. Er trug prächtige, mit winzigen Spiegeln bestickte Brokatgewänder. Auf seinem Kopf saß ein hoher Hut aus bemaltem Leder mit Gold-und Elfenbeineinlegearbeiten. Und unter dem Spitzhut erblickte ich sein runzliges, altes Gesicht. Das Gesicht eines besonders bösartigen Teufels.
    »Seien Sie
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