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Ufos in Bad Finkenstein

Ufos in Bad Finkenstein

Titel: Ufos in Bad Finkenstein
Autoren: Stefan Wolf
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1. Im Dunkeln lauert der
Haarjäger
     
    Es war Ende April, aber der
Winter hatte nochmals zugeschlagen. Schneeregen peitschte Tarzan ins Gesicht,
als er mit seinem Rennrad durch die Abenddämmerung flitzte.
    Die Straßen in diesem Viertel
der Großstadt waren fast leer. In den Häusern brannte Licht, und die
Kinovorstellung — zu der er sich mit Gaby verabredet hatte — begann in wenigen
Minuten.
    Hoffentlich, dachte er, hat sie
schon die Karten gekauft. Sonst verpassen wir die lustigen Reklamefilme im
Vorprogramm. Die sind manchmal das Beste.
    Allerdings — heute versprach
auch der Hauptfilm schöne Stunden: Ein amerikanischer Science-fiction (Zukunfts)- Streifen
mit gewaltigem Aufwand an Technik.
    Tarzan sah die Leuchtreklame
der KAMMERLICHTSPIELE, zog den Endspurt an und sprang vor dem Kino vom Rad.
    Gaby stand hinter der gläsernen
Pendeltür und hob winkend die Hand. Sie war mit dem Bus gekommen und trug ihren
blauen Mantel — den mit der spitzen Kapuze. Lampenlicht schimmerte auf ihrem
goldblonden Haar.
    Ein paar lässige Typen schienen
geblendet von diesem lieblichen Anblick. Sie hatten sich in der Nähe postiert
und überlegten, wie sie Gaby ansprechen sollten.
    „Hallo, Pfote!“
    Tarzan strahlte sie an. Wenn
sie zu zweit waren, benutzte er meistens ihren Spitznamen. In Gegenwart anderer
redete er sie vorzugsweise mit „Gaby“ an.
    Ihr Begrüßungslächeln erlosch
rasch. In den Kornblumenaugen stand Besorgnis.
    Er bemerkte es.
    „KoMme ich zu spät?“
    „Nein. Aber Kathie müßte längst
hier sein.“
    „Die Waldfee?“ fragte er
verwundert. „Wollte sie mitkommen?“
    Er hielt inne, die Nässe von
seiner Windjacke zu schütteln.
    Gaby nickte. „Sie rief
nachmittags an, und wir haben verabredet, uns um zwanzig vor acht hier im
Vorraum zu treffen. Ich war pünktlich, und du weißt ja, wie zuverlässig Kathie
ist. Aber...“
    Sie hob hilflos die Achseln.
    „Das schmeckt mir nicht!“
Tarzan wischte über seine dunklen Locken. „Es ist besser, wir rufen mal an.“
    Sie liefen zu der Telefonzelle
auf dem Vorplatz des Kinos und quetschten sich hinein. Gaby nahm den Hörer,
während Tarzan den Münzschlitz mit zwei Zehnpfennigstücken versorgte. Gaby
wußte die Rufnummer auswendig. Denn mit Kathie Bossert, der überaus netten
Klassenkameradin, telefonierte sie häufig.
    Daß Kathie scherzhaft „Waldfee“
genannt wurde, hing mit ihrem wunderschönen, hüftlangen Haar zusammen. Es war
braun — mit einem Rotschimmer — , und ihr ganzer Stolz. Sie pflegte es mit
täglich 100 Bürstenstrichen, wie sie Gaby an vertraut hatte.
    „Guten Abend, Frau Bossert“,
sagte Gaby in den Hörer. „Hier ist Gaby Glockner. Ich wollte fragen, warum
Kathie nicht kommt. Wir sind zum Kino verabredet.“
    Tarzan beugte sich vor, bis
sein linkes Ohr Gabys Haar streifte. Auch ohne diese Berührung hätte er
mithören können. Aber Gaby roch aus der Nähe so angenehm frisch, daß er darauf
nicht verzichten wollte.

    „Das wundert mich aber“, hörte
er Frau Bosserts Stimme. „Kathie ist um viertel nach sieben aus dem Haus
gegangen. Zu den Kammerlichtspielen, nicht wahr? Sie müßte längst... Mein Gott!
Sie hat doch nicht etwa die Abkürzung durch den Lerchenau-Park genommen.
Ausdrücklich haben wir ihr das untersagt. Noch dazu in der Dunkelheit...“
    „Oh! ...“ meinte Gaby. „Das
wäre allerdings... Moment, Frau Bossert. Peter Carsten möchte Sie sprechen.“
    Den Hörer hatte er sich schon
gegrapscht, was ihm einen Rippenknuff ihrer kleinen Faust einbrachte.
    „Au! — Hier ist Tarzan. Machen
Sie sich keine Sorgen, Frau Bossert! Bestimmt wird Kathie gleich auftauchen.
Gaby bleibt hier beim Kino. Ich fahre Kathie entgegen. Für alle Fälle nehme ich
den Weg durch den Lerchenau-Park. Sie hat sicherlich nur getrödelt.“
    „Eigentlich“, Frau Bosserts
Stimme zitterte etwas, „tut sie das nicht. Hoffentlich... Bitte, Tarzan! Sobald
Kathie da ist, ruft ihr mich an. Sonst muß sofort die Polizei verständigt
werden.“
    „Bis gleich, Frau Bossert!“
    Im Freien zog Gaby sich die
Kapuze über den Kopf.
    Eisiger Wind heulte um die
Hausecke.
    „Mit dem Kino wird’s wohl
nichts mehr“, meinte Tarzan. „Wenn du schon Karten hast...“
    „Habe ich noch nicht.“
    „Um so besser. Wir treffen uns
also hier. Ich suche den Park ab. Himmel, wäre das eine Dummheit, wenn sie dort
abkürzt — bei dieser Dunkelheit. Wo die Gegend so verrufen ist! Aber ich sag’s
ja immer wieder: Lange Haare und kurzer...
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