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Der Herr der Augenringe

Der Herr der Augenringe

Titel: Der Herr der Augenringe
Autoren: Dschey Ar Tollkuehn
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wird.« Das war die übliche Grußformel, die zum Zeichen, dass den Gästen die Kost zugesagt hatte, mit den traditionellen Furz- und Rülpssalven beantwortet wurde.
    »Ich habe, wie ihr alle wisst, fast mein ganzes Leben in Boggingen verbracht und mir über euch alle eine Meinung gebildet. Ehe ich euch zum letzten Mal verlasse, möchte ich euch kundtun, was ihr alle für mich bedeutet habt.« Die Menge brüllte beifällig, denn alle glaubten, jetzt sei der Augenblick gekommen, da Dildo die erwarteten Geschenke unter ihnen verteilen würde. Aber was nun kam, überraschte sogar Frito, der seinen Onkel bestürzt und zugleich bewundernd ansah. Denn der hatte die Hose heruntergelassen.
    Den Aufruhr, der folgte, sollte sich der Leser selbst ausmalen, so lahm seine Phantasie auch sein mag. Doch durch ein vorher verabredetes Zeichen, das Feuerwerk abzubrennen, hatte Dildo dafür gesorgt, dass der Zorn seiner Gäste abgelenkt wurde. Plötzlich gab es einen ohrenbetäubenden Krach und eine blendende Helligkeit. Vor Angst schreiend warfen sich die auf Rache erpichten Boggies in den Staub, während es ringsum so verheerend donnerte und blitzte, als würde die Welt untergehen. Der Lärm legte sich, und die Mutigeren in der wütenden Menge blickten auf in den heißen Wind, der sich auf dem kleinen Hügel erhob, wo Dildos Tisch gestanden hatte. Er war nicht mehr da. Dildo auch nicht.
     
    »Ihr hättet ihre Gesichter sehen sollen«, sagte Dildo lachend zu Gutgolf und Frito. Wieder in seiner Höhle und in Sicherheit, genoss der alte Boggie seine Schadenfreude in vollen Zügen. »Sie rannten wie aufgescheuchte Hasen!«
    »Hasen oder Boggies, ich habe dir gesagt, du sollst vorsichtig sein«, verwies ihn Gutgolf. »Du hättest einige schwer verletzen können.«
    »Ach wo«, erwiderte Dildo. »Alle Schrapnells flogen in die andere Richtung. Und es war eine gute Methode, um sie auf die Palme zu bringen, ehe ich dieses Kaff endgültig verlasse.« Dildo stand auf und begann, seine Koffer noch einmal zu überprüfen, die alle sorgfältig mit der Adressenangabe »Brüchigtal, Östrogen« versehen waren. »Die Lage wird überall gefährlich, und es war gut, ihnen auf diese Weise Feuer unter den fetten Hintern zu machen.«
    »Überall gefährlich?«, fragte Frito.
    »Allerdings«, sagte Gutgolf. »Böse Geschöpfe sind unterwegs in …«
    »Nicht jetzt«, unterbrach ihn Dildo ungeduldig. »Sag Frito bloß, was du mir erzählt hast.«
    »Was dein unhöflicher Onkel meint«, begann der Zauberer, »ist, dass ich viele Zeichen gesehen habe, die Unheil für alle verkünden, im Kobenland und anderswo.«
    »Zeichen?«, fragte Frito.
    »Wirklich und wahrhaftig«, erwiderte Gutgolf geheimnisvoll. »Im vergangenen Jahr habe ich seltsame und grässliche Wunder gesehen. Äcker säen Gerste und ernten Fingergras und Pilze, und selbst kleine Gärten stoßen ihre Artischockenherzen aus. Es hat einen heißen Tag im Dezember und einen blauen Mond gegeben. Kalender mit einem ganzen Monat Sonntage werden hergestellt, und ein preisgekröntes holsteinisch-friesisches Rind brachte zwei Versicherungsvertreter lebend zur Welt. Die Erde birst, und die Eingeweide einer Ziege waren durch quadratische Knoten verknüpft. Das Antlitz der Sonne wird schwarz, und vom Himmel regneten glitschige Kartoffelchips.«
    »Aber was bedeutet das alles?«, stieß Frito keuchend hervor.
    »Keine Ahnung.« Gutgolf zuckte die Schultern. »Aber ich fand, es hört sich gut an. Doch ist das noch nicht alles. Meine Späher berichten mir von schwarzen Truppenaufgeboten, die sich im Osten sammeln, in den toten Landen von Fordor. Die Horden von fiesen Narks und Trollen haben sich vermehrt, und tagtäglich schleichen sich rotäugige Gespenster sogar bis an die Grenzen des Kobenlandes. Bald wird die schwarze Hand von Sauerkopf viel Schrecken im Land verbreiten.«
    »Sauerkopf!«, rief Frito. »Aber Sauerkopf ist doch tot.«
    »Glaube nicht alles, was du von den Herolden hörst«, sagte Dildo ernst. »Es wurde angenommen, Sauerkopf sei in der Schlacht von Akopad für immer vernichtet worden, aber anscheinend war das Wunschdenken. Tatsächlich sind er und seine Neun Nozdrul der Säuberungsaktion entgangen, weil sie sich schlau als Zigeuner-Tänzertruppe verkleidet hatten. Sie entkamen durch die Ngaio-Marschen und erreichten die Vororte von Fordor, wo die Grundstückspreise wie ein lahmer Falke ins Bodenlose stürzten. Von Fordor aus haben sie seitdem wieder Kraft erlangt.«
    »Sein übles
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