Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Augenringe

Der Herr der Augenringe

Titel: Der Herr der Augenringe
Autoren: Dschey Ar Tollkuehn
Vom Netzwerk:
Unheilkarbunkel«, fuhr dann Gutgolf fort, »ist angeschwollen, wird bald aufbrechen und seinen Eiter über ganz Niedermittelerde ergießen. Wenn wir am Leben bleiben sollen, muss das Geschwür richtig aufgestochen werden, ehe Sauerkopf mit seinem widerlichen Zermürbungskrieg beginnt.«
    »Aber wie können wir das bewerkstelligen?«, wollte Frito wissen.
    »Wir müssen verhindern, dass er das bekommt, was den Sieg bringen kann. Wir müssen verhindern, dass er den Großen Ring bekommt.«
    »Was für ein Ring ist denn das?«, fragte Frito und äugte nach möglichen Ausgängen der Höhle.
    »Hör auf, nach möglichen Ausgängen zu äugen, dann werde ich es dir sagen«, rügte Gutgolf den verängstigten Boggie. »Vor vielen Jahren, als Boggies noch mit Eichhörnchen um Haselnüsse kämpften, wurden in den Elbenhallen Ringe der Macht geschmiedet. Diese nach einem Geheimrezept, das heute nur noch die Zahnpastafabrikanten kennen, hergestellten fabelhaften Ringe verliehen ihren Trägern große Macht. Insgesamt gab es zwanzig: Sechs gewährten Macht über das Land, fünf die Beherrschung der Meere, mit dreien konnte man auf die Luft einwirken und mit zweien üblen Mundgeruch beseitigen. Dank diesen Ringen lebten in früherer Zeit die Leute, Sterbliche sowohl wie Elben, in Frieden und Herrlichkeit.«
    »Aber das sind erst sechzehn«, bemerkte Frito. »Was ist mit den anderen vier?«
    »Rückrufaktion wegen Fabrikationsfehlern«, lachte Dildo. »Bei Regen verursachten sie Kurzschlüsse, sodass einem die Finger verbrannten.«
    »Mit Ausnahme des Großen Rings«, erklärte Gutgolf feierlich, »denn der Große Ring beherrscht alle anderen, deswegen begehrt ihn Sauerkopf jetzt vor allem. Macht und Zauberkräfte des Rings sind von Legenden verschleiert, und wie es heißt, wird dem Träger häufig übel mitgespielt. Es heißt auch, der Träger könne entsprechend seinen Fähigkeiten unmögliche Taten vollbringen, alle Geschöpfe seinem Willen unterwerfen, unbezwingbare Heere besiegen, mit Fischen und Vögeln reden, Stahl mit bloßen Händen biegen, mit einem Satz auf hohe Burgmauern springen, Freunde gewinnen und Leute beeinflussen, gebührenpflichtige Verwarnungen wegen falschen Parkens ankleben …«
    »Und sich zur Maikönigin wählen lassen«, ergänzte Dildo. »Was immer er möchte.«
    »Diesen Großen Ring begehren also alle«, vermutete Frito.
    »Und sie begehren einen Fluch!«, rief Gutgolf und schwenkte seinen Zauberstab voll Leidenschaft. »Denn so gewiss, wie der Ring Macht verleiht, ebenso gewiss wird er der Gebieter! Sein Träger verändert sich allmählich, und niemals zu seinem Vorteil. Er wird misstrauisch und sehr erpicht auf seine Macht, denn sein Herz wird hart. Er liebt seine Kraft allzu sehr und bekommt Magengeschwüre. Er wird lendenlahm und reizbar und anfällig für Neuritis, Neuralgie, quälende Rückenschmerzen und häufige Erkältungen. Bald lädt ihn niemand mehr zu Festen ein.«
    »Ein ganz entsetzlicher Schatz, dieser Große Ring«, fand Frito.
    »Und eine entsetzliche Bürde für den, der ihn trägt«, fuhr Gutgolf fort. »Denn irgendein Unglücklicher muss ihn tragen, ohne dass er Sauerkopf in die Hände fällt, und das bedeutet Gefahr und bestimmt Verderben. Jemand muss den Ring zu den Zazu-Abgründen von Fordor bringen, direkt vor der fiesen Nase des grimmen Sauerkopfs, und dabei muss er so ungeeignet für diese Aufgabe aussehen, dass er nicht schnell aufgespürt wird.«
    Frito erschauerte vor Mitgefühl mit einem solchen Pechvogel. »Dann sollte der Träger ein kompletter und ausgemachter Idiot sein«, lachte er aus schierer Nervosität.
    Gutgolf warf Dildo einen Blick zu, der nickte und Frito lässig einen kleinen, schimmernden Gegenstand auf den Schoß warf. Es war ein Ring.
    »Gratuliere«, sagte Dildo bedrückt. »Du hast dir gerade die Narrenkappe aufgesetzt.«

 

     
     
    »An deiner Stelle«, sagte Gutgolf, »würde ich die Reise bald antreten.« Frito sah gedankenverloren von seinem Kohlrübentee auf.
    »Für einen halben Silberling kannst du an meiner Stelle sein, Gutgolf. Ich habe mich, soweit ich mich erinnere, nicht freiwillig für diese Ringgeschichte gemeldet.«
    »Jetzt ist nicht die Zeit für törichte Scherze«, sagte der Zauberer und zog aus seinem zerbeulten Hut ein Kaninchen. »Dildo ist schon vor Tagen aufgebrochen und erwartet dich in Brüchigtal, ich ebenso. Dort wird von allen Völkern von Niedermittelerde über das Schicksal des Rings entschieden werden.«
    Frito tat so,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher