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Der Henker will leben Kommissar Morry

Der Henker will leben Kommissar Morry

Titel: Der Henker will leben Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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sich ziehen."
    „So?" fragte Mrs. Porezzi und schob das Kinn angriffslustig nach vorn. „Und was wäre wohl, wenn ich meinen Besuch schwarz auf weiß motivieren könnte?“
    „Das wäre für Sie ohne Zweifel eine große Hilfe", stellte Claremont sachlich fest.
    „Sie wollen doch nicht etwa meine Mutter verdächtigen?" fragte Marcus Porezzi empört. „Ich muß schon sagen, daß Sie auf sehr merkwürdige Einfälle kommen!"
    „Noch verdächtige ich niemand", sagte der Inspektor.
    Mrs. Porezzi öffnete die Handtasche und übergab dem Inspektor einen weißen Büttenumschlag. Claremont betrachtete ihn. Er trug den Poststempel des Vortages und war handschriftlich an Mrs. Porezzi, New York, Emerald Path 24, adressiert.
    „Lesen Sie den Brief!" forderte ihn die Frau auf.
    Claremont zog den zusammengelegten Briefbogen heraus und entfaltete ihn. Der Brief enthielt nur wenige Sätze.
    ,Sehr verehrte gnädige Frau!' lautete er. ,Bitte haben Sie die Güte, mich morgen aufzusuchen. Ich würde gern zu Ihnen kommen, aber ich habe nicht frei, und die Sache, um deretwillen ich Sie sprechen möchte, ist von allergrößter Dringlichkeit. Ich rechne bestimmt damit, daß Sie meinen Wunsch erfüllen werden!'  
    Unterschrieben war der Brief mit dem vollen Namen von Elliot Hunter.
    „Hm", machte der Inspektor. „Darf ich den Brief behalten? Ich vermute, daß er in den weiteren Untersuchungen eine wichtige Rolle spielen wird."
    „Darf ich den Brief lesen?" fragte Marcus.
    „Bitte!"
    Porezzi gab den Brief zurück. „Er hat den Brief gestern geschrieben", stellte er dann fest. „Gestern sagte ich ihm, daß ich heute nach Boston fahren würde. Er war also sicher, daß ich nicht im Hause sein würde. Ich habe meinen Plan erst heute morgen geändert, weil ich Ihren Besuch erwartete, Mr. Claremont." Er schaute seine Mutter an. „Aber warum hast du mir nichts davon erzählt, daß Elliot dich sprechen wollte? Du hättest mich davon in Kenntnis setzen können!"
    Die Frau blickte ihren Sohn an. „Mein lieber Junge! Du darfst nicht übersehen, daß Elliot großen Wert auf eine vertrauliche Behandlung seines Wunsches legte. Aber das gab für mich nicht den Ausschlag. Ich glaubte nämlich, daß es sich um irgend etwas handeln müsse, das mit dir in Zusammenhang steht, und darum nahm ich davon Abstand, dich vorher von meinem Besuch zu unterrichten. Kannst du das nicht verstehen?"
    „Was kann er nur von dir gewollt haben?" fragte Porezzi. „Er kannte dich doch kaum! Ihr hattet nichts, was euch verband. Er war mein Butler... für ihn warst du die Mutter seines Arbeitgebers ... zwischen euch gähnte eine tiefe, kaum überbrückbare gesellschaftliche Kluft!"
    „Gerade deshalb bin ich davon überzeugt, daß es um dich ging!“ meinte die Frau.
    „Um mich?"
    „Natürlich! Das ist der einzige plausible Grund, weshalb er sich an mich gewandt hat!"
    „Ich werde noch verrückt!" prophezeite Porezzi.
    Der Inspektor räusperte sich. „Sie behaupten, Ferrick gesehen zu haben, gnädige Frau
    ... können Sie sich erinnern, was für einen Anzug er trug?"
    „Warten Sie... es war ein ziemlich heller beigefarbener Anzug. Einfarbig. Ein leichter Sommeranzug."
    „Sie haben Mr. Ferrick nur von hinten gesehen?“
    „Ja... nur für den Bruchteil einer Sekunde, möchte ich sagen. Aber ich erinnere mich noch, gedacht zu haben: .Lieber Himmel, der Ferrick hat's wirklich eilig!"'
    „Sie können beschwören, daß er es war?" wollte der Inspektor wissen.
    Die Frau schüttelte energisch den Kopf. „Nein, nein, Mr. Claremont, das kann ich nicht."
    „Aber Sie sagten..."
    „Ja, das habe ich gesagt", unterbrach die Frau Claremont. „Aber jetzt, nachdem ich weiß, daß in diesem Haus ein Mord geschehen ist, muß ich mit meinen Behauptungen sehr vorsichtig sein. Es liegt mir fern, einen Unschuldigen zu belasten. Es ist möglich, daß der Mann, den ich gesehen habe, der Mörder war. Stimmt es?"
    „Ja, das stimmt."
    „Allein aus diesem Grund möchte ich erklären, daß ich mich getäuscht haben kann. Ich kann nur sagen, daß der Herr, den ich flüchtig sah, eine verblüffende Ähnlichkeit mit Mr. Ferrick hatte. Das ist alles."
    Porezzi klopfte die Taschen seiner Shorts ab. „Ich brauche eine Zigarette", sagte er.
    Mrs. Porezzi öffnete ihre Handtasche und hielt ihrem Sohn ein geöffnetes Etui hin. „Hier, mein Junge, bediene dich. Es ist allerdings nicht deine Sorte." Sie wartete, bis Marcus sich die Zigarette angezündet hatte und sagte dann: „Wenn der arme
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