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Der Henker will leben Kommissar Morry

Der Henker will leben Kommissar Morry

Titel: Der Henker will leben Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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bestätigte der Inspektor.
    „Es ist gräßlich, einfach gräßlich!" murmelte Porezzi mit gebrochener Stimme.
    Claremont trat an das Telefon und wählte die Nummer des Morddezernats. Nach einem kurzen Gespräch hing er wieder auf. „Ehe wir in den Keller gehen, um mit dem Mädchen zu sprechen, möchte ich mir die Haustür an- sehen", sagte er. Er ging voran und sagte nach kurzer Untersuchung: „Zwei Schlösser... ein normales und ein Patentschloß."
    „Das Patentschloß ist nachträglich angebracht worden, weil ich das Normalschloß nicht für sicher genug hielt. Das Patentschloß wird allerdings nur nachts abgesperrt."
    „Das würde bedeuten, daß jeder, der einen Dietrich oder einen simplen Nachschlüssel besitzt, tagsüber hier eindringen kann?" fragte Claremont.
    Porezzi machte ein unglückliches Gesicht. „Wer würde wohl auf den Gedanken kommen, am hellichten Tag einen Einbrecher zu fürchten?"
    „Nun, in unserem Fall war der Einbrecher gleichzeitig ein Mörder. An dem Schloß sind nicht einmal Spuren zu sehen... jeder Laie kann es mit einem krummen Nagel öffnen!"
    Sie gingen in den Keller. Als sie das große, zum Garten weisende Plättzimmer betraten, schlug ihnen ein heißer, feuchter Dunst entgegen. Das Mädchen, das am Tisch stand, fuhr erschreckt zusammen, als sie hinter sich Schritte hörte. Sie wandte sich um und strich eine Haarsträhne aus der Stirn.
    „Das ist Inspektor Claremont, Mary... er, möchte ein paar Fragen an Sie richten."
    Das Mädchen war fünfundzwanzig Jahre alt; sie war ein sommersprossiges, kupferfarbenes Wesen mit dunklen Kulleraugen, die ein wenig nach vorn standen und ihr einen leicht dümmlichen Ausdruck verliehen.
    „Guten Tag, Sir!" stammelte sie.
    Claremont lächelte ihr freundlich in die Augen. „Haben Sie in der letzten Viertelstunde dieses Zimmer verlassen, Mary?" erkundigte er sich.
    „Nein, Sir."
    „Seit wann sind Sie hier unten?"
    „Etwa eine Stunde, Sir."
    Claremont betrachtete den beachtlichen Stapel gebügelter Wäsche und fragte: „Sie haben nichts Ungewöhnliches gehört oder bemerkt?"
    Die dunklen Augen des Mädchens drückten tiefe Verwunderung aus, als sie fragte: „Etwas Ungewöhnliches? Nein, Sir!“
    „Haben Sie heute schon mit Elliot gesprochen?"
    „Ja... beim Frühstück."
    „Worüber haben Sie gesprochen?"
    „Über einen Film, Sir. Ich war gestern im Kino."
    „War Elliot so wie sonst?"
    „Ja, Sir... er war wie immer. Warum?"
    „Elliot ist etwas zugestoßen, Mary", sagte Porezzi vorsichtig. „Sie werden später Genaueres erfahren. Ich möchte Sie bitten, dabei ruhig und gefaßt zu bleiben!"
    „Etwas zugestoßen?" fragte Mary und schluckte. „Hat er einen Unfall gehabt?"
    „Ja... man kann es so nennen!"
    Claremont wandte sich ab und ging zur Tür. „Vielen Dank, das ist zunächst alles."
    Gefolgt von dem Hausherrn verließ der Inspektor das Zimmer. Auf der Treppe sagte er: „Jetzt möchte ich mir Elliot Hunters Zimmer ansehen."
    Als sie das Dachgeschoß erreicht hatten, hielt Claremont schnuppernd die Nase in die Luft. „Parfüm", stellte er fest. „Und kein billiges!"
    Porezzi ging voran und öffnete eine Tür. Dann blieb er plötzlich überrascht stehen. Der Inspektor, der die Verblüffung des Hausherrn sofort bemerkte, war mit wenigen Schritten neben ihm und warf einen Blick über Porezzis Schulter. Auf der Couch des hübschen, modern und zugleich gemütlich eingerichteten Wohnzimmers saß eine Frau. Die Frau war elegant gekleidet und nicht mehr ganz jung. Sie hatte ein gut geschnittenes Gesicht und dunkles, glattes Haar. Claremont hatte ihre Züge schon einmal gesehen... und zwar auf dem silbergerahmten Foto, das unten im Wohnzimmer auf dem Flügel stand.
    „Mutter!" sagte Porezzi langsam. „Lieber Himmel... was tust du denn hier?"
    Die Frau erhob sich. „Das siehst du doch. Ich warte auf Elliot! Wo bleibt er nur?"
    „Du wartest auf Elliot?" fragte Porezzi, der sich noch immer nicht von seiner Überraschung erholt zu haben schien. „Aber..."
    „Er hat mich nach hier gebeten", sagte die Frau. „Er teilte mir mit, daß es sehr dringend und vertraulich sei. Ich wollte es dir nicht sagen, aber nun ist es doch heraus. Was kann er nur wollen? Ich muß gestehen, daß er mich sehr neugierig gemacht hat. Er wohnt übrigens hübsch... ich hätte ihm gar nicht soviel Geschmack zugetraut! Oder hast du ihn bei der Einrichtung des Zimmers beraten?" Dann blickte sie den Inspektor an und sagte zu ihrem Sohn: „Willst du mir diesen
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