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Ein magischer Schultag

Titel: Ein magischer Schultag
Autoren: Manfred Mai
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Kein normaler Schultag
    Der Dienstag schien in der Erich-Kästner-Schule ein ganz normaler Schultag zu werden. Jedenfalls schien es die ersten zehn Minuten nach Unterrichtsbeginn noch so. Doch dann wurde im Zimmer der 2. Klasse eine Deckenleuchte dunkel.
    „He, ich sehe nichts mehr!“, rief Pummel, der genau darunter saß.
    Der Junge hieß natürlich nicht Pummel, sondern Tobias. Aber weil er etwas pummelig war, nannten ihn seine Mitschüler nur Pummel.
    „Na, nun übertreib mal nicht, Tobias“,
sagte Frau Krüger, die Lehrerin. Sie ging zur Tür und drückte ein paar Mal auf den Lichtschalter, doch die Lampe blieb dunkel.
    „Nichts zu machen“, sagte Frau Krüger. „In der Pause sage ich dem Hausmeister Bescheid. Aber jetzt lassen wir uns nicht weiter stören. Wir sehen noch genug - Tobias sicher auch.“
    Der tappte mit den Händen auf dem Tisch herum, als wäre es stockfinster im Klassenzimmer.
    „Ich finde mein Lineal und meinen Bleistift nicht“, behauptete er mit ernster Miene.
    Die Kinder kicherten, und Frau Krüger schmunzelte, weil Pummel mal wieder hervorragend schauspielerte.

    „Du bist ein Schlitzohr, Tobias, ein richtiges Schlitzohr.“
    So wie die Lehrerin das sagte, klang es mehr nach einem Lob als nach einem Tadel.
    „Aber jetzt lass es gut sein! Sonst ist die Stunde um, und ihr habt nicht gelernt, was ein Rechteck und was ein Quadrat ist und was beide unterscheidet.“

    Sie zeigte an die Tafel, wo sie schon ein Rechteck aufgezeichnet hatte, und fragte: „Fällt euch daran etwas auf?“Mathilda meldete sich: „Das sieht aus wie ein Tisch von oben.“
    „Der hat ja gar keine Füße“, entgegnete Paulchen.

    Weil er der Kleinste in der Klasse war, hängten alle ein „chen“an seinen Namen.
    Mathilda rollte mit den Augen. „Klar, hat er Füße. Aber die kann man von oben natürlich nicht sehen, du …“
    „Mathilda!“, fiel ihr Frau Krüger ins Schimpfwort. „Es handelt sich nicht um einen Tisch, sondern um eine Fläche. Und was ist das Besondere an dieser Fläche?“
    „Die obere und die untere Seite sind gleich lang“, antwortete Hanna. „Und die zwei anderen Seiten auch!“, rief Maxi.
    „Die sind gleich lang wie die obere und untere Seite?“, fragte die Lehrerin.

    „Nein, das meine ich nicht“, sagte Maxi.
    „Die sind kürzer, aber auch gleich lang.“
    Um zu überprüfen, ob alle das verstanden hatten, ließ Frau Krüger die Kinder Rechtecke in ihre Hefte zeichnen. Dabei halfen sie sich gegenseitig, sodass die Lehrerin nur hin und wieder etwas korrigieren musste. Dann formulierten sie gemeinsam noch einen Merksatz, den alle unter ihr Rechteck schrieben.
    Als Frau Krüger gerade ein Quadrat an die Tafel zeichnete, fing eine weitere Lampe an zu flackern.
    „Das macht mich ganz nervös“, sagte Mathilda.
    „Und mich erst!“Pummel hielt die Arme
schützend über den Kopf. „Solange das Licht so wackelt, kann ich nicht denken.“„Das liegt nicht an dem wackelnden Licht“, stichelte Maxi.
    Pummel streckte ihm die Zunge raus. Frau Krüger ging wieder zum Lichtschalter und drückte drauf. Alle Lampen wurden dunkel. Sie drückte erneut. Bis auf eine wurden alle Leuchten wieder hell. Die eine blieb dunkel - ohne zu flackern.
    „Also, machen wir weiter.“
    Kaum stand Frau Krüger an der Tafel, flackerte die Lampe wieder.
    Die Kinder lachten.
    „Ich glaube, in dem Licht sitzt ein Geist“, rief Pummel, „der uns vera…“
    „Tobias!“

    „… veralbern will, wollte ich sagen“, sagte Pummel und grinste.
    „Dann ist es ja gut. Aber Geist oder nicht, mir reicht’s jetzt!“
    Die Lehrerin knipste das Licht aus und holte den Hausmeister. Der brachte gleich seine große Leiter mit, stieg
hinauf und montierte die weiße Blende ab.
    „Schalten Sie bitte mal das Licht ein“, bat er Frau Krüger.
    Das tat sie und Sekunden später flackerte die Röhre wieder. Der Hausmeister drehte und wackelte vorsichtig dran, aber das Flackern hörte nicht auf.

    „Die ist hinüber“, brummte er und stieg mit der Röhre von der Leiter. „Eine neue muss ich erst besorgen.“Er klappte die Leiter zusammen. „Die Blende lasse ich gleich weg. Da oben kommt ja niemand ran.“Mit diesen Worten verließ er das Klassenzimmer.

    Nach diesem Zwischenspiel gelang es Frau Krüger nur mit einiger Mühe, die Gedanken der Kinder für den Rest der Stunde wieder auf den Stoff zu lenken.

    In der Pause spielten Mathilda und Lene mit dem kleinen Zauberer Alino. Die Handpuppe trug einen blauen
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