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Der Henker will leben Kommissar Morry

Der Henker will leben Kommissar Morry

Titel: Der Henker will leben Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Herrn nicht vorstellen, Marcus?"
    Porezzi gab sich einen Ruck. „Das ist Inspektor Claremont, Mutter."
    Die Frau runzelte die feingeschwungenen, mit Tusche nachgezogenen Augenbrauen. „Inspektor?" fragte sie. „Soll das heißen, daß Sie ein Polizist sind, Mr. Claremont?"
    „So ist es, Madam."
    Mrs. Porezzi wandte sich an ihren Sohn. „Willst du mir nicht erklären, was hier vorgeht?"
    „Gestatten Sie zunächst mir eine Frage, Madame", schaltete sich der Inspektor rasch ein. „Wie sind Sie ins Haus gekommen?"
    „Wie?" fragte sie erstaunt. „Durch den Vordereingang natürlich! Elliot hat mich eingelassen!"
    „Seit wann sind Sie hier?"
    „Ungefähr zehn Minuten, würde ich sagen. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut. Warum möchten Sie das wissen?"
    „Sie haben geklingelt?"
    „Nein. In dem Augenblick, als ich klingeln wollte, öffnete mir Elliot die Tür."
    „Du hast deinen Besuch nicht angekündigt!" sagte der Hausherr.
    „Mein Besuch galt in erster Linie Elliot", sagte die Frau.
    „Du wolltest den Butler besuchen?" erstaunte sich Porezzi. „Ja, warum denn?"
    „Das habe ich dir doch erklärt! Er wollte mich unbedingt in einer vertraulichen Angelegenheit sprechen. Als ich vorhin ankam, wollte ich trotzdem schnurstracks zu dir gehen, um dich zu begrüßen. Aber Elliot hielt mich zurück. Er tat sehr geheimnisvoll und erklärte mir, daß du Besuch hättest und unter keinen Umständen gestört werden dürftest. Ich fand das zwar reichlich albern... schließlich bin ich deine Mutter!... aber ich gab Elliots Drängen nach und ging nach hier oben, um auf ihn zu warten. Da ich von der Treppe aus Ferrick sah, nahm ich natürlich an, daß es sich um irgendeine Konzertabsprache handelt..."
    „Moment mal... du hast Ferrick gesehen ... hier im Haus?" fragte Porezzi verblüfft. „Wann?"
    „Was ist denn los mit dir, mein Junge. Du bist ganz verändert! Ich habe es dir doch gerade erklärt! Ich sah Ferrick, als ich die Treppe nach oben stieg." Sie zögerte und fragte unsicher: „Es war doch Ferrick, nehme ich an?"
    „Wieso fragst du mich?" wollte Marcus wissen. „Ich denke, du hast ihn gesehen?"
    „Nur ganz flüchtig, von hinten. Er huschte in den Korridor, der zur Toilette führt; ich fand seine Hast ein wenig komisch und erinnere mich, daß ich darüber lächeln mußte."
    „Ferrick!" murmelte Claremont und blickte den Hausherrn an. „Was sagen Sie dazu?"
    „Allmählich beginne ich den Ueberblick zu verlieren!" sagte Porezzi. „Ich kann mir nicht vorstellen, daß Ferrick in diese Geschichte verwickelt ist. Er kann doch keiner Fliege etwas zuleide tun..."
    „Was geht hier eigentlich vor?" fragte Mrs. Porezzi mit scharfer Stimme. „Ich möchte endlich wissen, was diese merkwürdigen Frage-
    und Antwortspiele zu bedeuten haben! Wo bleibt Elliot? Warum ist er noch nicht hier?"
    Marcus Porezzi schluckte, „Er ist tot, Mutter."
    Die Frau legte eine Hand gespreizt auf die Brust. Ihre Augen weiteten sich erschreckt. „Tot?" hauchte sie.
    „Ermordet", fügte Porezzi hinzu.
    „Um Himmels willen... mein armer, armer Junge!" sagte die Frau und schaute zu ihm in die Höhe. „Du tust mir so leid... das wird gewiß einen furchtbaren Skandal geben! Dabei ist diese Art von Publicity gewiß nicht gut. Elliot ermordet! Das ist nicht zu fassen. Aber wer könnte es getan haben? Es gab doch keinen Grund, den armen Kerl zu töten!" Sie legte einen Finger an die Lippen und murmelte. „Es sei denn..." Dann unterbrach sie sich und schwieg.
    „Nun, Madame?" fragte Claremont.
    Sie hob die Lider. „Elliot muß ein Geheimnis bewahrt haben", sagte sie. „Irgendein schreckliches Geheimnis. Weshalb hätte er sonst auf die Idee kommen sollen, mich um eine vertrauliche Aussprache zu bitten? Ich kann mir nur denken, daß der Mörder rechtzeitig davon Wind bekommen hat und Elliots Absichten zuvorgekommen ist!"
    Claremont fragte höflich aber bestimmt: „Wie, gnädige Frau, erklärt es sich, daß der Butler ausgerechnet Sie zu seiner Vertrauten wählte?"
    Die Frau schenkte dem Inspektor einen kühlen, zurechtweisenden Blick. „Ich muß mich scharf gegen diesen Ton verwahren! Das ist eine beinahe ungehörige Frage, Sir!"
    Claremont zuckte die Schultern. „Ich muß Ihnen gestehen, daß Sie sich in einer wenig beneidenswerten Situation befinden. Sie waren zum Zeitpunkt des Mordes hier im Haus... und zwar ohne vorherige Anmeldung und ohne Wissen Ihres Sohnes. Das wird zwangsläufig eine Reihe polizeilicher Fragen und Recherchen nach
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