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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Malekuften, drei Magicae – unter ihnen Nontwede –, Mitglieder des Kleinen Volkes, einige Untote, in Tücher gehüllt, sodass ihre verwesenden Fratzen nicht zu sehen waren … Sie kamen näher und kreisten sie ein, bis sie vollends eingeschlossen waren.
    »Tut es nicht!«, flüsterte Pirmen, plötzlich ängstlich geworden, nun, da der Kontakt zur Wicca unterbrochen war. Er fühlte warme Flüssigkeit, die sein rechtes Hosenbein abwärtsrann. »Ich flehe euch an …«
    »Tapferkeit war niemals eine besondere Stärke der Magicae. Nicht wahr, Nontwede?«, fragte Metcairn Nife.
    Der alte Mann begriff offenbar nicht, was der Heerführer von ihm wollte. »Ich bin … Wir sind …«
    »Lass das Stottern, Mann! Du gibst dich doch sonst so stark und selbstbewusst, nicht wahr?« Metcairn Nife umrundete ihn langsam. »Nur einmal, als du dachtest, meinen Willen gebrochen zu haben, hast du Großmut bewiesen und mir einen Wunsch erfüllt. Du erinnerst dich?«
    »Als ich dachte, deinen Willen gebrochen zu haben?«, fragte der alte Magicus.
    »Es ist leicht, einen wie dich reinzulegen. Du kamst nicht einmal auf den Gedanken, dass ich dich täuschen könnte. Was für ein unglaublicher Hochmut.«
    Was geschah hier? Warum wurde geredet, warum saß sein Kopf noch immer auf den Schultern? Mach es!, wollte Pirmen schreien. Lass es uns hinter uns bringen! Befreie mich aus diesem Jammertal!
    »Dir einen Wunsch erfüllt …«, wiederholte Nontwede nachdenklich. »Du wolltest, dass ich Rudynar Poles Leichnam …«
    »Ja.« Metcairn Nife schlug dem Magicus ohne Vorwarnung den Kopf ab. Der flog hoch durch die Luft, landete auf dem Boden, wobei ein Knacken zu hören war, dann kullerte er weiter, auf den Gottbettler zu.
    Niemand sagte ein Wort, jedermann starrte den Heerführer an.
    Der lächelte. »Das war höchst an der Zeit«, sagte er, ohne die Worte an jemand bestimmten zu richten, und seufzte erleichtert. »Der schlimmste Feind in den eigenen Reihen ist gerichtet. Und nun …«
    Metcairn Nife drehte sich um und bedeutete einem der Untoten, näher zu kommen. Er legte ihm einen Arm auf die Schultern. »Ich behalte meine Ehre. Ich überlasse alles dem Schicksal. Eine Prophezeiung wird wahr oder auch nicht.«
    Er zog dem lebenden Leichnam das Tuch vom Körper und präsentierte ihn, als wäre er ein besonders wertvolles Schaustück im Hause eines Steinhändlers.
    Pirmen betrachtete die seltsame Gestalt, die zusammengestückelt und -genäht war und kaum noch etwas Menschliches an sich hatte. Entsetzt hielt er den Atem an. Er sah etwas, das völlig unmöglich war, das nicht sein konnte und nicht sein durfte. Und dennoch … Die Augen waren golden gesprenkelt und leuchteten heller als je zuvor.
    »Ich habe meine Zeit abgedient«, durchbrach Metcairn Nifes Stimme seine Gedanken. »Und wäre noch ein wenig davon übrig, würde ich über meine Taten und meine Untaten erzählen. Doch der Große Gleichmacher wartet schon, ich kann ihn fühlen.« Er drehte das Schwert in seinen Händen, richtete die Spitze gegen sich selbst. »Ich bestimme Rudynar Pole zum neuen Heerführer«, sagte er und stürzte sich in die Klinge, die seinen Leib durchbohrte, sodass sie blutbesudelt am Rücken wieder austrat. Er kippte nach vorn, trieb sich die eigene Waffe, dieses wundersame Schwert, bis zum Heft in den Körper und blieb dann still liegen, während sich rings um ihn eine dunkelrote Lache bildete.
    »Nein!«, schrie jemand. Die junge Frau. Sie warf sich auf den Toten und schüttelte ihn an den Schultern wie von Sinnen. Sie redete wirres Zeugs, in einem Dialekt, den Pirmen während seiner Reise in die Norde schon einmal gehört hatte, den er aber nicht einordnen konnte.
    Um ihn drehte sich alles. Er verstand nichts von dem, was da vor sich ging. Menschen riefen wild durcheinander. Die beiden überlebenden Magicae kümmerten sich um ihren Anführer und versuchten ihn mit Hilfe ihrer Kräfte wiederzuerwecken, während Soldaten weinten, völlig außer sich, ein Malekufte das Todesgewieher anklingen ließ und sich einige des Kleinen Volkes an Ort und Stelle in den Boden gruben. Erwachsene Menschen, erbarmungslose Kämpfer, ließen ihren Tränen freien Lauf. Die Verwirrung nahm mit jedem Augenblick zu. Sie setzte sich in Wellen fort, packte Unbeteiligte, die sich irgendwo zwischen den Schuttbergen versteckt gehalten hatten und nun hervorgekrochen kamen, und sie packte alsbald auch jene Einwohner der Stadt, die jenseits des Flusses lebten.
    Hatte Metcairn Nife
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