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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Marcus Thurner
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der Überzeugungskraft der Hexe.
    Wie lange hatte sie an diesem Plan gearbeitet? Hatte sie sich die Worte und Sätze sorgfältig zurechtgelegt, oder improvisierte sie?
    »Du hast dir das alles sehr gut ausgedacht, Wicca. Ich beglückwünsche dich. Du hättest mich fast überzeugt. Fast.«
    »Was?« Sie war überrascht, erstaunt – entsetzt. »Aber … aber … das kannst du nicht tun. Die Prophezeiung … Sie ist wahr, sie muss wahr sein!«
    Pirmen genoss ihre Enttäuschung und ihr Entsetzen. Auch wenn es ihrer aller Tod bedeutete, so empfand er doch eine ungemeine Genugtuung darüber, dass die Hexe mit ihren elenden Machenschaften gescheitert war.
    »Auch Wesen wie du fehlen oder irren sich«, sagte Metcairn Nife zu ihr.
    Sie sprang ihn an, krallte sich im Haar des Heerführers fest, zerkratzte ihm mit ihren Fingernägeln das Gesicht, trat, spuckte, benahm sich wie eine Wildkatze.
    Der Heerführer stieß die junge Frau, die bisher an seiner Seite gewesen war, zur Seite. Er wehrte sich gegen die Hexe und zeigte dabei keinerlei Angst oder Ärger. Es war, als hätte er gewusst, dass Terca über ihn herfallen würde.
    Die blutenden Wunden, die sie ihm beibrachte, scherten ihn nicht. Er handelte wie ein Mensch, der wusste, dass er das Richtige tat und Sieger bleiben würde.
    Pirmen griff in den Kampf ein und ergriff Partei für die Hexe, ohne länger darüber nachzudenken. Metcairn Nife war der Feind, der verlängerte Arm des Gottbettlers, mochte er auch noch so sympathisch wirken und seine Argumente in sich schlüssig sein. Pirmen setzte dem Heerführer verwirrende Gedanken in den Kopf, hieb mit der Krücke nach ihm, wollte sich ebenfalls auf ihn werfen, ihn zu Boden reißen, ihn zerstückeln. Er fühlte, was die Hexe fühlte: grenzenlosen Hass.
    Der Wirbelsturm um sie herum wurde immer heftiger. Menschen schrien erschrocken. Der Begleiter von Metcairn Nife wurde davongeweht. Er zerfaserte, löste sich in kleine Bröckchen auf, die im Nichts verschwanden. Nontwede wirkte völlig ratlos, die junge Frau saß auf ihrem Hintern und starrte vor sich hin, die Sibylle war längst im Wirbel verschwunden.
    Pirmen verbiss sich in seinen Feind. Er benötigte keine Arme, keine Beine. Magie hielt ihn aufrecht, Magie machte ihn zum mächtigen Krieger. Es waren Gedanken, die Waffen formten und zum Einsatz brachten. Er hieb immer wieder zu, gemeinsam mit Terca, folgte ihrem Takt aus Schlägen und Hieben.
    Doch was auch immer sie taten, es prallte an Metcairn Nife ab. Er parierte ihre Angriffe mit einem Lächeln, umtänzelte sie, befreite sich aus der Enge, zog das Schwert und schaffte auf diese Weise problemlos den Übergang von Defensive zu Offensive. Er war schnell, schnell wie das Licht. Und manchmal hatte es den Anschein, als würde nicht er das Schwert führen, sondern das Schwert ihn!
    Pirmen zog sich zurück. Er schwankte, war außer Atem, fiel zu Boden. Er wusste nicht weiter, konnte nicht mehr. Sein Geist war leer und ausgebrannt, er hätte den Todesstoß mit Freuden empfangen.
    Doch der kam nicht. Metcairn Nife verpasst der Hexe einen beiläufig geführten Hieb mit der Breitseite seines Schwerts, sodass auch sie zu Boden ging, und stellte sich aufrecht vor den beiden hin. Ruhig und entspannt, trotz der unzähligen oberflächlichen Wunden, aus denen er blutete.
    »Es ist vorbei«, sagte er. »Alles hat ein Ende, nicht wahr?«
    »Du tust das Falsche.« Terca kämpfte sich mühsam hoch. »Du verdammst den gesamten Weltenkreis zum Untergang.«
    »Ach ja?« Metcairn Nife ließ sich von ihren Worten nicht mehr herausfordern. Er wartete, bis sich der Wirbelsturm aufgelöst hatte und der Gottbettler wieder zu sehen war.
    Der seltsame Mann, krumm gebaut wie ein Alter und mit dem Gesicht eines Jugendlichen, stand da wie ein hässliches, schlecht behauenes Monument aus Stein. Seine Blicke waren in eine Ferne weit weg von der Wirklichkeit gerichtet. Hatte er sich überhaupt für den Kampf interessiert? Wusste er, was eben geschehen war, oder war es belanglos für ihn in seiner eigenen Welt?
    »Bringt es zu Ende, Heerführer«, befahl der Gottbettler und lehnte sich gegen einen Müllhaufen, gegen schwere Säcke, aus denen dunkle, sämige Flüssigkeit quoll. »Wir haben andere Dinge zu erledigen.«
    »Ja.« Metcairn Nife hob das Schwert, hielt dann jedoch inne, als müsste er über den Befehl noch einmal nachdenken.
    Mit einem Mal waren überall Bewaffnete. Dutzende von ihnen, womöglich hundert oder mehr. Da waren Menschen,
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