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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Marcus Thurner
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ohnedies kein Wort zu verlieren. Oder, Marmer?«
    »Na ja …«
    »Du bist mein Rechter, Freund, und du weißt, wie sehr ich deine Meinung schätze. Ich würde dir in den Stunden meines Todes den Befehl über das Heer geben. Ich vertraue dir wie einem Bruder. – Doch bestünde nicht die Gefahr, dass mein Bruder die gleichen Fehler wie ich beginge? Sollte ich nicht Vorkehrungen treffen, dass er jemanden zur Seite gestellt bekommt, der ein wenig Unberechenbarkeit in die Schlacht mit einbringt?«
    »Du nennst es Unberechenbarkeit; ich nenne es Irrsinn, der sie antreibt.«
    Die Banner der Goldenen Faust flatterten und knatterten im aufkommenden Morgenwind; die rotgelben Strahlen der Sonne wärmten die Soldaten. Unruhe und Nervosität wurden überall spürbar. Die Menschen und die anderen wollten los, hinein ins neue Land.
    »Abmarsch!«, gellte die Stimme eines der vielen namenlosen Adjutanten von der rechten, von Marmer Dunnes Seite. Eine erste Hundertschaft des Fußvolks machte sich auf den Weg; Sklaven, die hofften, irgendwie die nächste Schlacht an vorderster Front zu überleben und dadurch das Privileg zu erhalten, bei folgenden Waffengängen im zweiten Glied marschieren zu dürfen. Dem Abfall folgten leidlich gut gerüstete Infanteristen. Dahinter kamen die Bogenschützen und die Reiter, deren Rösser den Boden zum Erzittern brachten.
    »Ausgezeichnet«, sagte Metcairn mehr zu sich selbst, als zu seinem Rechten. »Die Truppe ist bereit für die Schlacht.«
    »Du meinst: für das Abschlachten .« Marmer brachte einmal mehr seinen Zweifel an diesem Abenteuer zum Ausdruck. »Die Bewohner sind Bauern und auf den Kampf nicht vorbereitet.«
    »Sie hätten die notwendigen Vorbereitungen treffen müssen. Sie wussten, dass wir kommen.«
    Der Rechte sagte nichts mehr. Stattdessen nickte er Metcairn zu und ließ sein Pferd davonpreschen. Speichelleckerische Ordonnanzen hüllten ihn ein wie eine Wolke nektargeiler Bienen, sobald er die Mitte des Heerwurms verließ.
    Metcairn Nife blieb weiterhin ruhig. Er beobachtete. Mimar tänzelte indes vor und zurück. Das Ross wollte in die Schlacht, wollte seinen mächtigen Körper zwischen schwitzende und blutende und sterbende Männer drücken. Der Hengst war eine Bestie, wie alle aus seiner Zuchtlinie.
    »Die Moral ist ausgezeichnet«, sagte Magicus Nontwede, dessen langer Mantel durch den aufgewühlten Schlamm streifte und dennoch sauber blieb.
    »Dank euch.« Metcairn deutete eine Verbeugung an. »Sag deinen Leuten, dass ich zufrieden mit ihrer Arbeit bin.«
    Nontwede zog sich humpelnd zurück, hin zu jener fahrenden Burg, in der er und sieben seiner Leute Quartier genommen hatten. Das von den stärksten Ochsen gezogene Fuhrwerk war Anlass für vielerlei Spekulationen, an denen sich Metcairn natürlich nicht beteiligte. Das Reich der Magicae war nicht seines. Er nutzte ihre Gaben und achtete darauf, dass sie im Heereskörper nicht zu viel Einfluss gewannen. So wie fast jede Entscheidung, die er traf, dazu diente, das Gleichgewicht zu halten. Zwischen Linkem und Rechtem, zwischen Magicae und Nicht-Magicae, zwischen Armbrust- und Bogenschützen, zwischen Infanteristen und Reitern, zwischen Vor- und Nachhut. Metcairn Nife war ein meisterlicher Künstler auf diesem Gebiet, dem es stets gelang, für die notwendige Ausgewogenheit zu sorgen. Und er war sich dessen bewusst.
    Die Nachtkrappen erhoben sich. Krude Gestalten, die an Menschenfrauen mit dunklem Gefieder erinnerten. Sie krächzten ihren Hass laut in die Welt hinaus.
    Überall war nun Bewegung. Überall glänzten Lanzen, Kettenpanzer, Schwertscheiden, metallene Gefieder, mathrominoisch geladene Beutezeichen. Die Magicae taten wie immer ihr Bestes, um die auf breiter Ebene vorrückenden Heerscharen noch mächtiger, noch massiver wirken zu lassen.
    Oh, er liebte den Klang der Macht, den dieser gewaltige und vielstimmige Heereskörper erzeugte. Er, der Mann aus den Gossen Moinas, war ihr Dirigent. Alle würden sie springen und tanzen, alle, sollte er es jemals von ihnen fordern.
    Die Rüstungsbänder engten ihn ein. Sie wurden zu knapp, nun, da sich alle Truppenkörper in Bewegung gesetzt hatten und auf ein neues Ziel zumarschierten.
    Um zu erobern. Um zu töten. Um ein Land, in dem bisher das Licht geherrscht hatte, mit dem Grau des Gottbettlers zu überziehen.

2. Früher: Das Dorf Amstade
    Die süßen Erdfrüchte waren prall und reif dank der vielen Sonnenstunden, die sie während des Frühjahrs herbeigebetet hatten. Herr
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