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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Marcus Thurner
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sie gemeinsam mit ihrer auf das daumengroße Loch in der Brust des Verwundeten. Pirmen graute vor der Berührung. Doch Terca war unerbittlich. Sie zwang ihn, Heilung zu sprechen und Heilung zu bringen, so rasch wie möglich.
    Der Stumme Junge atmete rascher, dann wieder langsamer, und obwohl er nach wie vor nichts von dem zu verstehen schien, was rings um ihn geschah, zeigte er sich doch nach einer Weile erleichtert.
    Ein weiterer Armbrustbolzen, ein weiterer Treffer. Dann noch einer. Der eine schlug auf den Oberschenkel des Jungen, der andere traf seinen Oberarm.
    »Das gefällt mir! Das ist toll!« Der Gottbettler hüpfte vor Freude hin und her, gab sich wie ein Fünfjähriger. »Das ist ein schönes Spiel!«
    Pirmen betrachtete die Wunden. Sie waren nicht lebensbedrohlich, sondern sollten dem Stummen Jungen nur Schmerzen bereiten und ihn aus der Konzentration reißen. »Wir müssen weg«, sagte Pirmen und sah sich um, ängstlich und erschöpft zugleich.
    Wie konnte man bloß so dumm sein! Warum hatte Terca ihn hierhergeführt? Warum war nicht zumindest sie in Deckung geblieben, während sie die Unterhaltung mit dem Gottbettler führten?
    »Vertrau mir«, sagte die Hexe. »Es wird alles gut.«
    Nichts wird gut!, wollte er ihr ins Gesicht schreien. Merkst du denn nicht, dass wir gedemütigt, verletzt, getötet und zerstückelt werden sollen? Wir haben keine Chance, es gibt bloß noch die Hoffnung auf einen möglichst raschen Tod.
    Doch er sagte nichts. Denn diese verfluchte Verbundenheit mit Terca ließ ihn ihre Zuversicht spüren. Sie erwartete ein Wunder, ohne genau zu wissen, aus welcher Richtung es kommen und was es bewirken würde. Sie glaubte in diesen Momenten fest an ihre eigene Prophezeiung und ließ dabei außer Acht, dass sie Rudynar Pole verloren hatte.
    Sie ist völlig irre! Ich habe mich mit einer Verrückten eingelassen und es nicht einmal bemerkt!
    Die Gestalten kamen näher. In einer erkannte er einen Magicus. Der Mann humpelte, sein fetter Arsch schwabbelte wie Sülze.
    Nontwede. Diesen Namen sprach man in Griam voller Hass, aber auch voller Anerkennung aus. Er diente im Heer des Gottbettlers. Er galt zwar nur als durchschnittlicher Magicus, aber auch als jemand, der das Intrigentum und das Spiel um die Macht in Vollendung beherrschte.
    Eine Sibylle ging neben ihm her. Ein hässliches Geschöpf, das eben seine beiden zusätzlichen Arme aus dem Körper fahren ließ und die angespitzten Zähne fletschte.
    Dazu kamen zwei Schwerbewaffnete, deren Rüstungen zerbeult waren, was auf häufige Kampfeinsätze schließen ließ, ein Mann, der jung und geckenhaft wirkte, und ein Pärchen, sie noch ein unreifes Mädchen, er ein hochgewachsener, stattlich wirkender Mann.
    »Metcairn Nife!«, rief Terca. »Schön, dich wiederzusehen!«
    »Kennen wir uns etwa?«
    Der Heerführer – um diesen handelte es sich zweifellos – gab sich interessiert. Die Frau an seiner Seite schmiegte sich eng und ängstlich an ihn.
    »Kann schon sein. Mein Gedächtnis lässt mich in letzter Zeit leider immer öfter in Stich. Du bist gekommen, uns zu töten?«
    »Mein Herr hat es mir befohlen.«
    »Und wenn der Herr ruft, kommt das Hündchen brav gelaufen, nicht wahr? Es nimmt den Weg über tausend Laufe auf sich, bloß, um dem Gottbettler zu Diensten zu sein. Ach, es sind schöne Zeiten, in denen wir leben. Zeiten, in denen Ehre und Treue alles bedeuten.«
    »Ja.«
    »Du hast Leute auf dem Weg zurück in die Blume von Oriath verloren, nicht wahr? Wie viele waren es? Fünfzig? Hundert? Mehr? Haben sie ein ehrenvolles Begräbnis erhalten, weil sie für den Gottbettler starben?«
    »Was geht dich das an?«, fragte der adrett gekleidete Offizier.
    »Du sei ruhig, Junge, wenn Erwachsene sich unterhalten«, kanzelte Terca den Mann ab, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. »Ich finde es wirklich bemerkenswert, dass der Heerführer dem Befehl seines Herrn so treu folgt. Er missachtet sein Gewissen, das ihn seit Jahr und Tag plagt, das ihn mit der Frage bedrängt, ob richtig ist, was er im Auftrag eines Wahnsinnigen tut.«
    Nontwede trat vor, breitete die Arme aus, wirkte einen Zauber, so mächtig, dass die Luft flimmerte und sich der Himmel grün verfärbte. Pirmen reagierte blitzschnell und parierte den Angriff, ließ ihn wirkungslos verpuffen, sehr zum Entsetzen des wesentlich Älteren. Und zu seinem eigenen. Woher hatte er bloß all diese Gaben? War es tatsächlich die Vermengung der Kräfte von Hexe und Magicus, oder steckte
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