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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan
Autoren: Jules Verne
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sollten.
    Die Sache wurde wirklich beeilt und wenige Tage darauf wurde die Doppeltrauung in der Dawsoner Hauptkirche unter großer Feierlichkeit vollzogen. Die Abenteuer der beiden Paare verliehen diesen den Schein von Sagengestalten. Die ganze Bevölkerung, die zur jetzigen Jahreszeit wegen der Ausbeute der Goldfundstätten an Zahl vermindert war, bildete beim Vorüberkommen des Hochzeitszuges ein dichtes Spalier. Die gebieterische Schönheit Janes, die vollendete Grazie Ediths, die energische Erscheinung Ben Raddles und die stattliche Haltung Summy Skims wurden von der vielköpfigen Menge ehrlich bewundert.
    Gegenwärtig waren auch alle Genossen des Mißerfolges und Sieges, Lorique, der Scout und alle, die an der Fahrt nach dem Golden Mount beteiligt gewesen waren. Edith gab den Arm dem Doktor Pilcox, der heute noch aufgeräumter und rundlicher aussah als je, und Jane wurde zum Altare von dem Riesen Patrick geführt, der so rotgolden glänzte wie die Sonne auf seinem neuen Anzuge. Jane hatte das so gewollt und der Irländer fühlte sich nicht wenig stolz über die ihm von seiner jungen Herrin erwiesene Ehre, die er übrigens unbefangen wie früher »Herr Jean« nannte, trotz ihres weißen Kleides und des Orangenblütenkranzes, den sie trug.
    »Gib mir den Arm, Patrick.
    – Ja, Herr Jean.
    – Sei doch etwas vorsichtiger, Patrick, du trittst mir ja auf die Schleppe!
    – Jawohl, Herr Jean.«
    Es blieb aber beim alten und Jane lachte darüber herzlich.
    Die Neuvermählten verließen Dawson noch am Abend des Hochzeitstages auf einem der Dampfer, die den Yukon hinunterfuhren. Lorique und der Scout winkten ihnen noch vom Ufer Abschiedsgrüße zu. Der Werkführer machte sich schon am nächsten Tage auf den Weg, die Leitung des Claims wieder in die Hand zu nehmen, und der Scout bereitete sich zur Rückkehr nach Skagway über das Seengebiet vor, wobei er sein gesamtes Personal mitnahm. Wenn er aber auch später dem anstrengenden Führerberufe treu blieb, so geschah das bloß aus reiner Liebhaberei. Jetzt, wo der Scout unerwarteterweise reich geworden war, mußte er ja zugestehen, daß die Goldgräberei doch dann und wann ihr Gutes habe.
    Anderseits folgten auch zwei andre Personen, die in dieser Erzählung eine gewisse Rolle gespielt hatten, mit den Yukon hinunter und begaben sich in Gesellschaft der jungen Paare ebenfalls nach Montreal. Neluto hatte noch im letzten Augenblick einen Entschluß gefaßt: den, sich von einem so eifrigen Jäger wie Summy Skim nicht zu trennen, und Patrick hätte nur der Tod zwingen können, seinen »Herrn Jean« zu verlassen.
    Nach und nach verhallten die Vivats, die die Abreise begleiteten, in der Ferne. Die Lichter von Dawson wurden schwächer und schwächer, erloschen endlich ganz, und die Nacht umhüllte den großen Dampfer, der unermüdet sein lautes Schnaufen hören ließ. Das Wetter war schön. Bei sternbesätem Himmel herrschte eine zu dieser Jahreszeit seltne, milde Temperatur.
    Auf dem Achterdeck des Schiffes hatte Summy Skim vier Armstühle aufgestellt und alle genossen friedlich den Reiz der schönen Stunde.
    Bald aber brach Ben Raddle das glückselige Schweigen. Er war einmal nicht imstande, sein immer tätiges Gehirn zur Ruhe zu bringen, und schon schwirrten ihm wieder neue Pläne im Kopfe herum. Unterstützt von einem ungeheuern Vermögen, konnte er in Zukunft rein alles unternehmen. Dabei erging er sich aber nicht nur in Träumereien, sondern sprach seine Gedanken auch laut aus. Handeln, schaffen, Werte erzeugen und seinen Berg von Gold in gewaltige Unternehmungen umsetzen, die sich dann wieder zu Gold verwandelten, das für noch größere und noch zahlreichere Unternehmungen verwendet werden sollte, und so weiter, immer weiter!
    Jane lauscht voller Spannung seinen Reden und antwortete zuweilen dem zügellosen Schwärmer. Allmählich rückten ihre Stühle einander näher und der Unbeweglichkeit überdrüssig, erhoben sich die beiden gleichzeitig und stützten sich Seite an Seite auf die Reling… der eine hatte seine Gattin, die andre ihren Gatten scheinbar ganz vergessen.
    Summy seufzte.
    »Da sind sie nun beide weg, sagte er zu Edith, die bei ihm geblieben war.
    – Ja, meinte die kleine, vernünftige Hausfrau, man muß die Menschen nehmen und lieben, wie sie eben sind.
    – Sie haben ja recht, Edith!« stimmte ihr Summy, freilich kaum überzeugten Tones, bei.
    An ihm nagte nämlich doch ein wirklicher Kummer und ein tieferer Seufzer als der erste rang sich aus seiner Brust
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