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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan
Autoren: Jules Verne
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Erdbeben sozusagen aus den Fugen gerissenen Stelle hatte sie sich damit erschöpft, daß sie einen etwa fünfzig Meter breiten und einen Kilometer langen Landstreifen kaum zwei Meter hoch hob und durch eine den alten Claims des rechten Ufers entsprechende Bodensenkung ausglich.
    Jane Edgerton war ganz besonders begeistert für diese Schlußfolgerungen, die ihrer Gewohnheit, das Leben anzusehen, so vollständig entsprachen. Nein, rege Tätigkeit war doch nun und nimmer nutzlos. Jene Reise lieferte dafür einen neuen Beweis. Wo sie vergeblich gekämpft zu haben glaubten, da hatte die Energie des Ingenieurs, hunderte von Kilometern entfernt, noch unerwartete Gegenwirkungen erzeugt und ihnen eine triumphähnliche Rückkehr verschafft.
    Mit einem Lächeln dämpfte Edith die Begeisterung ihrer Cousine und wies darauf hin, daß jetzt noch die Buchführung bezüglich der Ausbeute zu prüfen wäre.
    Als sich alle im Hause befanden, legte sie wirklich ihre Bücher vor und erklärte die Eintragungen darin so klar, daß es Ben Raddle die allergrößte Bewunderung abnötigte. Für die Aufstellung ihrer Kostpreise und Unkosten, für die Überwachung der Eingänge an Gold und dessen Versendung, ferner zur Sicherung gegen Diebstähle in einem Betriebe, wo diese ja ganz besonders zu befürchten sind, hatte sie mit gesundem, methodisch gebildetem Menschenverstande sehr einfache, doch sicher wirkende Leitsätze gefunden, die weder für einen Irrtum noch für einen Betrug Raum ließen.
    »Erst diesen Morgen habe ich meine Arbeit beendigt, sagte sie zum Schlusse. Ich gedachte, wenn Sie nicht eingetroffen wären, nach Dawson zurückzukehren und eine Dublette der Bücher mitzunehmen. Lorique, der hier bleibt, wird bis zum Winter die weitre Ausbeutung leiten, die sich ja, wie Sie sehen, auch aus der Ferne sehr gut überwachen läßt.«
    Nach diesen Worten verließ Ben Raddle das Häuschen. Er war dem Ersticken nahe. Das junge Mädchen hatte ihm eine Lektion erteilt, ihm aber nichts zu tun übrig gelassen. Alles »klappte«, sozusagen, bis auf den Punkt überm i, besser als er es selbst hätte ordnen und leiten können.
    Voller Unruhe folgte Summy Skim seinem Vetter. Warum hatte sich dieser so plötzlich entfernt? Sollte er zufällig unwohl geworden sein?
    Nein, Ben Raddle war wohlauf. Den Blick auf den Horizont gerichtet, atmete er die freie Luft in tiefen Zügen ein wie einer, der sich von einer heftigen Gemütsbewegung erholen will.
    »Aber, Ben, sagte Summy an ihn herantretend, nun bist du ja an deinem Ziele und doch wohl auch voll befriedigt. Du besitzest Millionen zu allerlei Unternehmungen. Desto mehr, weil ich dir selbstverständlich auch die meinigen abtrete, da ich mich um dergleichen nur so viel bekümmre!«
    Summy schnipste dazu mit einem Fingernagel an seinen soliden Zähnen.
    Ben Raddle ergriff den Arm seines Vetters.
    »Was denkst du über Fräulein Edith? fragte er vertraulich.
    – Ei, daß sie reizend, noch mehr als reizend ist, erklärte Summy mit Wärme.
    – Nicht wahr? Doch damit ist nicht genug gesagt: Sie ist ein Wunder, Summy, ein wahres Wunder!« sagte Ben Raddle mit dem Ausdruck eines Träumenden.
Siebzehntes Kapitel.
Die Abrechnung.
    Nach kurzem Aufenthalt am neuen Claim 129 waren die beiden Vettern und die beiden Cousinen nach Dawson City zurückgekehrt, während Lorique die Ausbeutung daselbst weiter leitete. Mit ihm war alles einzeln abgemacht. Er sollte den Claim bis zu dessen jetzt noch gar nicht vorauszusehender Erschöpfung bearbeiten lassen und die Abrechnung allwöchentlich nach Montreal einsenden, wohin sich Summy Skim und Ben Raddle nun schleunigst zurückbegeben wollten.
    Dem Werkführer war natürlich ein Anteil an dem Ertrage zugesichert worden. Das hatte er übrigens gänzlich seinen Herren anheimgestellt, deren Rechtlichkeit und Billigkeit er ja kannte. Da der Tag noch fern war, wo die Lagerstätten des Forty Miles Creek einmal erschöpft sein würden, mußte Lorique dabei selbst zum vermögenden Mann werden und imstande sein, eine Ausbeutung für eigne Rechnung zu beginnen oder sich unter einem mildern Himmelsstriche zur wohlverdienten Ruhe zurückzuziehen.
    Die vier Reisenden saßen in dem Wagen, der sie davontrug, zwar etwas zusammengedrängt, es fiel aber keinem ein, sich darüber zu beklagen. Unter der Nachwirkung der letzten glücklichen Ereignisse bewahrten alle eine ungetrübte Heiterkeit. Selbst Edith zeigte nicht mehr die gewöhnliche, etwas frostige Ruhe.
    Die beiden Vettern hatten sich
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