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Grauen im Single-Club

Grauen im Single-Club

Titel: Grauen im Single-Club
Autoren: Jason Dark
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Fielding schloss für einen Moment die Augen. Verdammt, er war jetzt 55, aber er fühlte sich wie ein Teenager vor dem ersten Date. Das hörte einfach nie auf.
    »Warum sagst du nichts, großer Junge?«
    Fielding musste lachen. Sie hatte ihn als großen Jungen bezeichnet. Das war in diesem Moment wirklich ein Volltreffer gewesen.
    »Ich habe nichts dagegen.«
    »Wunderbar, dann sehen wir uns.«
    Jason Fielding schluckte. »Und wo sollen wir uns treffen? Schlag etwas vor. In einer Bar, einem Pub oder...«
    »Nein, mehr das Oder. Es wird ein einsamer Ort sein. Du hast doch nichts dagegen, oder? Ich möchte nämlich gern mit dir allein sein. Wer weiß, was sich daraus noch alles entwickeln kann...«
    Die Aussicht darauf sorgte bei Fielding für einen weiteren Schweißausbruch.
    »Hast du schon einen Plan?«
    »Natürlich, Süßer. Wir werden uns an einem Ort treffen, den ich dir noch bekannt gebe. Du bist doch immer über dein Handy zu erreichen, nicht wahr?«
    »Für dich schon.«
    »Gut, Süßer, dann freu dich darauf. Und freue dich schon auf die Nacht. Ich tue es ebenfalls.«
    Er wollte noch etwas sagen und vor allen Dingen eine Frage stellen, aber die Verbindung war bereits unterbrochen. Das merkte Fielding Sekunden später, als er noch immer in seinem stickigen Büro saß und auf das Handy starrte.
    Niemand sprach mehr. Doch es hatte jemand gesprochen. Das war kein Traum gewesen. Stattdessen war einer seiner Träume dabei, sich zu erfüllen, und das tat ihm gut, trotz der Aufregung, die ihn überkommen hatte. Mit einem Anruf hatte er nicht gerechnet. Da war er einfach zu überrascht gewesen. Er sah sich noch jetzt bei diesem Vermittler sitzen und in den Unterlagen blättern, die nichts anderes als Bilderbücher waren. Voll gestopft mit Frauenfotos. Zuerst hatte es ihn bei all den Schönheiten geschwindelt. Dann jedoch hatte er sie gesehen.
    Sie hieß Ruby. Sie besaß lange, lockige, rötliche Haare, die ihr bis auf die nackten Schultern reichten. Sofort war er von ihr fasziniert gewesen, und als er den Blick gehoben hatte, um Linus Black, den Vermittler, anzuschauen, hatte dieser nur genickt.
    »Ich kann sie haben?«
    »Sie können alle haben, die Sie hier in meinen Alben sehen. Sie alle sind Singles.« Es war eine recht positive Umschreibung für die Frauen in den Alben.
    »Gut, ich möchte sie.«
    Der Vermittler war zufrieden. »Dann werde ich alles in die Wege leiten.«
    »Was muss ich tun?«
    »Sie nichts. Von Ihnen benötige ich nur die Handynummer, die ich weitergeben muss.«
    »Ja, ja, die gebe ich Ihnen.«
    »Dann wird Ruby Sie anrufen.«
    Und jetzt hatte sie angerufen. Er konnte es kaum glauben. Noch immer klang ihre Stimme in seinen Ohren nach. Sie hatte eine sehr angenehme Stimme, leise, etwas rauchig und trotzdem gut zu verstehen. Bei jedem ihrer Worte war ihm ein Schauer über den Rücken gelaufen, der auch jetzt noch nicht verschwunden war. Die Luft in seinem Büro kam ihm verbraucht vor. Er stand auf und öffnete das Fenster. Den Regen, den er bisher nur gesehen hatte, hörte er jetzt. Es war ein richtiger Landregen, der rauschte, und dieses Geräusch wurde für ihn zu einer herrlichen Melodie.
    Auch der Hinterhof wirkte nicht mehr so trist, obwohl er im Grau der Regenschleier versank. Sehr tief waren die Wolken gesunken. Sie drückten gegen die Hausdächer. Trockene Flecken gab es nicht mehr. Die Fenster an den Häusern gegenüber sahen aus, als liefe geschmolzenes Eis an ihren Scheiben entlang.
    Diese Gegend sah nicht nur bei Regen mies aus. Aber Fielding fühlte sich hier wohl. In seiner Lagerhalle machte er gute Geschäfte, denn er handelte mit allem, was ihm in die Finger kam, wenn es nur gebraucht oder aus zweiter Hand war.
    Vier Mitarbeiter sorgten dafür, dass alles rund lief. Und wenn Not am Mann war, dann half Fielding selbst im Verkauf mit. Das war im Sommer nicht nötig. Im Winter allerdings, besonders kurz vor Weihnachten, brummte der Laden.
    Fielding hatte auch so etwas wie ein privates Pfandhaus eingerichtet. Da nahm er manch wertvolles Stück an, das er nicht versteigerte, sondern verkaufte, wenn die Lagerzeit überschritten war. So manches Schnäppchen hatte er da gemacht.
    Er schloss das Fenster wieder. Der Schweiß war aus seinem Gesicht noch nicht verschwunden. Er war nur kälter geworden. Das machte ihm nichts aus. Jetzt hatte er ein Ziel. Er würde Ruby treffen. Das allein war der reine Wahnsinn.
    Er freute sich wie ein Kind auf den nächsten Anruf. Dass es auch gefährlich
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