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Grauen im Single-Club

Grauen im Single-Club

Titel: Grauen im Single-Club
Autoren: Jason Dark
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werden konnte, ahnte er nicht...
    ***
    Im Fenster standen Urnen. Auch Särge. Hinzu kamen die Tafeln mit den Texten, die letzte Grüße der Angehörigen an die Verstorbenen wiedergaben. Sprüche, die an Kitsch nicht zu überbieten waren, aber doch nicht wenigen Menschen Trost boten, deshalb sollte man sich davor hüten, darüber zu lachen.
    Ich hatte für den Rover zufällig einen Parkplatz in der Nähe des Geschäfts bekommen und brauchte deshalb nicht lange durch den Sommerregen zu laufen.
    Allerdings war ich nicht allein. Eine Frau begleitete mich, die in ihrem Berufsleben als Detektivin arbeitete. Sie hieß Jane Collins und wollte mich unbedingt begleiten. Eigentlich hatte eine andere Person an meiner Seite sein wollen. Auf sie allerdings hatte ich verzichtet. Mit der blonden Bestie Justine Cavallo wollte ich nicht unbedingt gesehen werden.
    Jane hatte einen kleinen Schirm auf gespannt. Gegen sein Dach trommelte der Regen. Für mich reichte die Größe nicht aus. So hielt ich mich eng an der Hauswand, wo ich zwar auch nass wurde, ich mir aber nicht so vorkam, als würde ich unter einer Dusche stehen.
    Ob der Besuch bei dem Beerdigungsinstitut Gordon Black überhaupt etwas brachte, war fraglich. Gegen ihn lag nichts Ungesetzliches vor, er machte seinen Job, zahlte seine Steuern, und ich hätte ihn wohl auch nie in meinem Leben besucht, hätte es da nicht den Tipp gegeben, der ihn in einem anderen Licht erscheinen ließ.
    Angeblich war Gordon Black ein Mann, der gewissen Kreaturen Asyl bot. Auch kein Grund für mein Eingreifen, aber ich hatte erfahren, dass es sich dabei nicht um normale Menschen handelte, sondern um Wesen, die sich vom Blut der Menschen ernährten.
    Es ging um Vampire!
    Hundertprozentig überzeugt war ich nicht von der Sache. Jane Collins war anderer Meinung gewesen. So hatte ich ihrem Drängen nachgegeben und war mit ihr gegangen, denn sonst hätte sie sich allein auf den Weg gemacht. Ihren Dickkopf kannte ich.
    Und woher hatte Jane ihr angebliches Wissen bekommen?
    Von ihrer unfreiwilligen Mitbewohnerin, der blonden Bestie namens Justine Cavallo, die selbst zu den Blutsaugern gehörte, aber auch auf unserer Seite stand, auf die sie das Schicksal verschlagen hatte, und uns sogar als Partner ansah, was mir nicht gefiel.
    Black stand auf ihrer Liste. So wollte sie erfahren haben, dass er in Verbindung mit anderen Vampiren stand und ihnen einen gewissen Unterschlupf bot, der Sicherheit garantierte.
    Was da stimmte und was nicht, stand noch in den Sternen. Ich war nicht besonders optimistisch und war auf der anderen Seite froh, dass die Cavallo nicht mit uns gekommen war. Ich konnte mir zudem keinen Grund vorstellen, weshalb ein Bestatter ein Asyl für Vampire eingerichtet haben sollte. Das war irgendwie nicht nachvollziehbar. Zumindest im Moment noch nicht, wo sich mir keine Hintergründe eröffneten.
    Wir erreichten den Eingang. Er lag in einer nicht zu tiefen Nische neben dem Schaufenster.
    Jane schüttelte den Schirm aus, während ich mir Wassertropfen aus dem Gesicht wischte und auch über meine nass gewordenen Haare hinwegstrich.
    »Bleibt es dabei?«, fragte ich.
    »Wobei?«
    »Dass du mich zum Essen einlädst, wenn die Sache ein Schlag ins Wasser wird?«
    »Klar. Es bleibt dabei.« Jane nickte.
    »Das ist gut.«
    »Dann geh mal rein.«
    Jane ließ mir also den Vortritt. Die Geschäftszeiten des Bestatters waren auf dem Glas der Tür abgedruckt, und wir konnten erkennen, dass der Laden noch geöffnet war.
    Bestatter sind selten freundlich eingerichtet. Zumindest nicht die, die ich kannte. Das traf auch auf dieses Geschäft zu, denn als wir es betraten, begleitet durch den Klang einer Glocke, sahen wir auf dem Boden die rostroten Fliesen, auf denen sich das Deckenlicht verlor. Ebenso wie bei den dunklen Möbeln an der linken Seite. Dort stand ein hoher Schrank, in dem Urnen aufbewahrt wurden. Wir konnten sie durch die Glasscheibe hindurch sehen. Ihren Platz hatten sie auf mehreren Regalen gefunden, und es gab sie in unterschiedlichen Formen und Größen.
    Wenn ich einen Kosmetikladen betrete oder auch ein Blumengeschäft, dann konnte ich dies mit geschlossenen Augen tun und wusste auf Grund des Geruchs, wo ich mich befand.
    Hier auch.
    Ich besuchte ja nicht zum ersten Mal einen Bestatter, aber der Geruch war überall ähnlich. Es roch einfach nach Trauer. Nach Feuchtigkeit und Tränen. Nach Gewächsen, die keine Blüten zeigten und ein Kleid aus dunklem Grün trugen.
    So war es auch hier.
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