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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan
Autoren: Jules Verne
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Damit erhält man eine exponentielle Gleichung, aus der man die Kubikwurzel auszieht und die, einer algebraischen Analyse oder der Integral-oder Differentialberechnung unterworfen, je nach Wahl…
    – Ach was, Summy, solche Späße sind hier nicht am Platze, fiel Ben Raddle trocken ein, während die beiden Cousinen herzhaft lachten.
    – Welcher Plunder!« seufzte Summy und setzte sich, die größte Gleichgültigkeit zur Schau tragend, in den entlegensten Winkel des Raumes.
    Ben Raddle folgte ihm mit unmutigem Blicke, zuckte nochmals die Achseln und fuhr dann fort:
    »Nun beträgt unser Guthaben bei der
Transportation and Trading Company
zur Zeit…«
    Da unterbrach ihn Jane Edgerton.
    »Wozu das alles, Herr Raddle, sagte sie mit dem natürlichsten Gesichte der Welt, wozu sollen alle diese Rechnereien dienen?
    – Nun, ich dächte…
    – Ja, wozu denn? Wir werden uns doch wahrscheinlich einmal verheiraten.«
    Sich krampfhaft auf die Armlehnen des Stuhles, worauf er sich gemächlich hingestreckt hatte, stützend, schnellte Summy Skim mit einem Schlage empor, stieß ein wirkliches Gebrüll aus und rief mit halberstickter Stimme:
    »Verheiraten?… Mit wem denn?«
    Wieder zusammengeduckt, mit krampfverzerrten Zügen und geballten Fäusten ähnelte er fast einem auf dem Sprunge stehenden Raubtiere, aber unfähig, bei dem urkomischen Auftritt ihren Ernst zu bewahren, brachen seine Freunde in ein wahrhaft homerisches Gelächter aus.
    Summy… Summy lachte nicht. Er hatte ja eben sein Herz aufgetan und geriet dadurch ganz außer Fassung.
    Er liebte also, er, der hartgesottne Hagestolz, der in seinem Junggesellentum so glücklich war, er war bis zur Anbetung verliebt, schon lange, schon von jeher, von dem Augenblicke an, wo ihm auf dem Verdeck des »Foot-Ball« das niedliche Mädchen, das jetzt aus vollem Halse lachte, zum ersten Male ins Auge gefallen war. Für sie, für sie allein hatte er so leichten Herzens die Verbannung in diesem so unerträglichen Lande ausgehalten. Da er sie nicht bewegen konnte, Klondike zu verlassen, hatte er sich, nur um mit ihr zusammen zu sein, heimlich sogar entschlossen, hier dauernd zu weilen. Und jetzt… jetzt sprach sie so seelenruhig davon, sich zu verheiraten! Natürlich mit Ben Raddle, der war ja jünger und ansehnlicher als sein unglücklicher Vetter. Gewiß… wenn das der Fall war, würde Summy Skim zurücktreten, doch vielleicht brach ihm das Herz dabei.
    »Mit wem? wiederholte er so verzweifelten Tones, daß Janes Lachen verstummte.
    – Nun, mit Ihnen, Herr Skim, das versteht sich ganz von selbst. Wozu also…«
    Vollenden konnte sie den Satz aber nicht.
    Summy war herbeigestürzt. Wie eine Feder hatte er sie kräftigen Armes emporgehoben, tanzte mit ihr wie ein Wilder umher und umarmte sie herzlich. Jane mochte sich sträuben und verteidigen, so viel sie wollte, in seiner wonnigen Erregung fühlte Summy doch keinen Schlag. Erst als er, außer Atem gekommen, in einen weichen Armstuhl niedersank, keuchend wie eine Robbe, erst da gab er seine leichte Bürde frei.
    »Großer Tollkopf!« sagte Jane weder erzürnt noch spottend, als sie ihre arg in Unordnung gekommene Frisur wieder zurecht machte.
    Ohne sich um Ben Raddle zu bekümmern, der Edith nur schweigend ansah, oder um ihre Cousine, die mit gesenkten Augen dastand, nahm Jane den durch Summys Ungestüm unterbrochnen Satz wieder auf.
    »Wozu nützt es, noch etwas zu fragen, was man bereits weiß? Es ist doch ebenso klar, daß ich mich mit Ihnen verheirate, Herr Skim, wie daß Herr Raddle sich meine Cousine zur Gattin erwählt.«
    Ediths Augenlider schwankten unruhig auf und nieder.
    »Bestätigen Sie, Fräulein Edith, was Ihre Cousine soeben ausgesprochen hat?« fragte Ben Raddle mit etwas zitternder Stimme.
    Statt jeder Antwort schlug das junge Mädchen nur die Augen zu ihm auf und streckte ihm freimütig die Hand entgegen.
    Der Enthusiasmus Summy Skims kannte jetzt keine Grenzen mehr. Aufgeregt, zitternd, jauchzend, die Glieder schlenkernd und Tische und Stühle umwerfend, lief er im Zimmer überall umher.
    »Was warten wir denn noch hier? sagte er. Da wir alle eines Sinnes sind, warum die kostbare Zeit verscherzen? Auf, zum Kuckuck, vom Wort zur Tat!«
    Es kostete ziemliche Mühe, ihm begreiflich zu machen, daß eine Eheschließung oder, wie hier, sogar deren zwei, nicht mitten in der Nacht und so im Handumdrehen erfolgen könnten; schließlich beruhigte er sich aber dabei, daß diese nach möglichst kurzer Zeit stattfinden
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