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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan
Autoren: Jules Verne
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los.
    »Ja, sagte er nochmals, da sind sie nun weg. Wie weit werden sie gehen?«
    Edith erhob ihre Hand und ließ sie wieder herabsinken, als nähme sie die Zukunft an, wie diese sich für sie auch gestalten möchte.
    »Ich kenne doch meinen Ben, fuhr Summy fort. Noch keine acht Tage in Montreal, da wird er sicherlich schon wieder von der Abenteuersucht befallen. Er wird wieder fort wollen und ich fürchte, er zieht Ihre Cousine dann mit sich weg, die ja im Grunde so wenig veranlagt ist, das Leben mit nüchternem Blicke anzuschauen.
    – Nun, wenn sie weggehen, erwiderte Edith, da werden sie auch schon wiederkommen, und wir erwarten sie in der Wohnung.
    – Gar zu angenehm ist das wohl nicht, Edith.
    – Aber nützlich, Summy. Während sie in der Welt herumschweifen, behüten wir ihr Haus.«
    Noch einmal seufzte Summy tiefsinnig..
    »Jawohl und auch ihre Kinder!« sagte er, ohne sich Rechenschaft zu geben, daß seine Antwort ebenso urkomisch war, wie er sich damit zu einer schweren Selbstverleugnung verpflichtete.
Achtzehntes Kapitel.
Im schönen Green Valley.
    Es ist Sommer… kein Wölkchen am Azur des Himmels. Die Mittagssonne strahlt glänzend auf das blühende Land hernieder.
    Die Ledergamaschen noch an den Füßen, raucht Summy Skim, der mit Neluto eben von der Jagd heimgekommen ist, seine kurze Pfeife im Schatten der großen Bäume vor dem Wohnhause in Green Valley. Wenige Schritte von ihm spielen drei kleine Kinder – von drei, fünf und sechs Jahren – unter der Aufsicht einer Bonne von vertrauenerweckendem Aussehen. Sie mißt nicht weniger als sechs Fuß, diese Bonne, und ihres schon etwas ergrauenden Bartes hätte sich kein Pionier zu schämen brauchen. Sie führt übrigens den Namen Patrick Richardson und ist durch das Vertrauen des Herrn Jean nach und nach zur Kinderwärterin umgewandelt worden.
    Ist Patrick auch etwas gealtert, seine große Kraft ist ihm noch geblieben, nur verwendet er diese nicht mehr, mit plumpen Bären zu boxen, sondern sie steht jetzt auschließlich im Dienste der Söhnchen Janes und Summys.
     

    Über dem friedlichen Hause schwebt der Engel des Glücks. (S. 466)
     
    Man sieht den Riesen gar nicht mehr anders als mit den drei Jüngelchen, von denen der eine ihm auf der Schulter hockt, ein andrer ihm auf der Hand wie auf einem Stuhle sitzt, wovon sein Daumen als Lehne dient, und der dritte zuweilen aus einer Tasche herausguckt, denn Patrick hat sich eigenhändig, eigens zu diesem Zwecke, große Taschen an seine Jacke genäht. Die Kinder können ihn ersteigen wie einen Berg, auf ihm umhertrappeln, ihn am Barte oder an den Haaren zupfen oder können ihm auch die Finger auf die Augen drücken: Patrick läßt alles mit lächelnder Miene über sich ergehen. O, er ist ein herrliches Spielzeug für die kleinen Kinder, der Patrick Richardson.
    Eben hat es mittags zwölf geschlagen, da kommt eine junge Frau auf einem schönen Pferde in kurzem Trabe an. Summy erhebt sich, der Reiterin beizustehen, die er in seine Arme schließt, wie dereinst im Salon des Northern Hotel. Es fehlte nicht viel, so hätte Summy getanzt wie damals. Doch Summy tanzt nicht mehr, seit er – ganz heimlich sei es verraten – angefangen hat, sich, wie man sagt, ein Bäuchlein zuzulegen. Jane Edgerton hat sich damit, daß sie Jane Skim wurde, kaum verändert; sie ist noch immer ebenso klein und zart und auch nicht weniger hübsch.
    »Zu Tische!« ruft Summy aufgeräumt.
    Sofort klettern die drei Kinder auf Patrick. Der Älteste setzt sich auf der Schulter fest, der zweite auf der hohlen Hand und der Kleinste schlüpft in eine Tasche.
    »Sind sie denn artig gewesen, Patrick? fragt Jane.
    – Sehr artig, Herr Jean,« versichert der Irländer.
    Im Augenblick, wo alle ins Haus treten wollen, erscheint auf der Schwelle eine andre junge Frau, eine Blondine. Ja, warum sollte denn Edith Raddle nicht ebenso blond sein, wie es Edith Edgerton war? Edith hält noch ihr »Handwerkszeug« in der Hand, die bewegliche Feder, die sie so gut zu führen versteht.
    »Ist Ben noch nicht da? fragt Jane.
    – Nein, antwortet Edith, vor drei Uhr wird er nicht hier sein.«
    Die kleine Gesellschaft tritt ein und setzt sich zu Tische. In der Wohnung wie draußen herrscht noch immer die frühere Einfachheit. An das alte Haus ist nur noch ein Flügel angebaut worden, um die neuen Bewohner aufnehmen zu können.
    Beim Frühstück plaudern alle in ruhigem, freundlichem Tone. Dieser Tag bildet aber keine Ausnahme. Es ist nur die lange Kette gleich
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