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Der gläserne Wald

Der gläserne Wald

Titel: Der gläserne Wald
Autoren: Reinald Koch
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ungewiss schwimmende Grün des Hintergrundes. Ein Riese an Gestalt, dessen kahler, gewaltiger Schädel wie von einem goldenen Schimmer umwoben war.
    »Athmiral, es ist zu Unruhen gekommen unten im Lager diese Nacht«, sagte der Mann mit ruhiger, tiefer Stimme und in fehlerfreiem Adaporianisch; allerdings in jener altertümlich singenden Sprechweise, die Franzik von den ganz alten Tonaufnahmen her gut kannte.
    »Du hast dich Fürst der Kämpfer von Adapor genannt. Du bist demnach der Befehlshaber der Adaporianischen Truppen?«
    Franzik nickte, so gut das in seiner Lage möglich war. Beunruhigt überlegte er, ob er sich nach der Landung eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Das würde die erschreckende Erinnerungslücke erklärt haben. Dennoch – endlich hatte man ihm jemanden geschickt, mit dem er reden konnte.
    »Ja, mein Name ist Franzik, Admiral der Raumpolizei. Ich bin hier mit allen Vollmachten des Obersten Rates.«
    »Ich weiß, Athmiral, ich habe mir erlaubt, während Ihres Schlafes Ihre Papiere durchzusehen. Sie müssen ein erstaunlicher Mann sein, dass Sie es so jung zu Athmiralswürden gebracht haben! – Ich weiß …«, er hob beschwichtigend die Hand, als Franzik etwas erwidern wollte.
    »Auch hier auf Ne Par ereignen sich solche Berufungen. Erinnern Sie sich bitte des Regenten von Zaina, des erhabenen Vaters der Stadt, den zu sprechen Sie ja – wie ich hörte – schon gestern das Vergnügen hatten! Auch ihn traf die Berufung unerwartet plötzlich und hob ihn empor bis an die Spitze des Staates. – Aber ich schwätze nach der Art der Alten über Dinge, die jetzt ohne Bedeutung sind …«
    Er unterbrach sich, als wolle er Franzik eine Gelegenheit zum Einwand geben. Der hatte eigentlich bitten wollen, man möge endlich seine Fesseln lösen; doch hatte ihn die Rede wieder an das Vergangene erinnert. Er war sich bewusst, dass da gestern oder wann immer einiges Bedeutsame geschehen war … Deutlich entsann sich Franzik der Landung; was aber nach dem Verlassen der Kapsel geschehen war, verlor sich wie hinter einer Nebelbank.
    »Ich will Ihnen jetzt die Fesseln lösen, Athmiral, denn ich sehe, dass Ihr Geist und Körper in gutem Zustand sind. Diese Fesseln dienten nur zu Ihrem eigenen Schutz, zu verhindern, dass Sie sich ein Leid antäten. Es kam nämlich gestern zu einigen unglücklichen Zufällen. Sie scheinen sich nicht zu erinnern?«
    Franzik hatte nur halb hingehört, hatte in seinem Gedächtnis nach den verlorenen Stunden geforscht. Alle Einzelheiten schienen unwiederbringlich dahin – dumpf undeutliche Gefühle regten sich im Nebel: Furcht, Entsetzen … Ne Par hatte über Adapor gesiegt!
    »Nun gut, Athmiral, anscheinend haben Sie tatsächlich alles vergessen, was sich gestern zugetragen hat. Das ist gut! – Drehen Sie sich ein wenig zur Wand hin, damit ich Ihre Fesseln zerschneiden kann.«
    Franzik gehorchte schweigend. Er spürte die Kälte von Metall, dann das prickelnde Beißen der Haut, als das Blut wieder zirkulieren konnte.
    »Sie hatten das Unglück, nach Ihrer Landung einem Fragon in den Rachen sehen zu müssen. – Ein Zufall! – Dennoch ein so unerwartet schrecklicher Anblick, dass ich gut verstehen kann, wenn Sie für einige Zeit wie von Sinnen waren.
    Fragons sind – nun, Sie würden sagen, unsere Kampfflugzeuge. – Aber von all dem wollte ich nicht reden, Athmiral. Es ist zu Unruhen gekommen unter den gefangenen Adaporianern. Einige haben sich gegen die Anordnungen unserer Wachmannschaften empört! - Nun, und darin stimme ich ganz mit der Meinung unseres wohlgeborenen Regenten, des erhabenen Vaters der Stadt überein, es ist genug Blut geflossen …«
    Franzik überlegte, ob der Mann tatsächlich – wie er vorgab – vom Alter geschwätzig geworden war, oder ob er einen konkreten Zweck mit seiner Vielrederei verband.
    »Der Tod hat reichlich Ernte gehalten! Wir sollten also verhindern, dass die Wachmannschaften des Regenten von ihren Waffen über Gebühr Gebrauch machen müssen. Der erhabene Vater der Stadt, Tolt, Regent von Zaina, lässt Sie deshalb bitten, das Athmiralsgewand anzulegen und mit mir zu den Gefangenen zu gehen, damit wir sie beruhigen und notfalls über ihre Klagen sprechen!«
    Franzik hatte sich aufgesetzt und massierte seine Waden. Dankbar nahm er das Bündel entgegen, zweifellos seine Uniform. Der Stoff roch scharf nach einer unbekannten Chemikalie. Steif und kaum fähig, das Gleichgewicht zu halten, zog er sich an.
    Als er zwischen dem Fenster und der
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