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Der gläserne Wald

Der gläserne Wald

Titel: Der gläserne Wald
Autoren: Reinald Koch
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zwangsläufig, dass es wirklich nichts zu bedauern gab. Er wusste sich dabei im Einverständnis mit Tolt, dem Regenten, der ihn wiederum zum Mitregenten in Sachen der auf Ne Par bleibenden Adaporianer machen würde …
    Ganz eigenartig, auch Artom, Chefpriester der Fysithi, akzeptierte seine bevorstehende Ermordung ohne Bitterkeit. Er hatte sich eben geirrt in der Annahme, Tolt sei zu jung und zu dumm zum Regieren.
    Da schon nichts werden konnte aus seiner Absicht, den Regenten, Tolt, schon im nächsten Jahr von der Mauer Ptolamäras stürzen zu lassen und die Hohe Gemahlin selber zu ehelichen, um Fürst von Zaina zu werden – nun, da war ihm auch der Rest gleichgültig.
    Fren stand an der Tür, als das Wissen über sie kam. Wenn es nicht ein Moment der Zeitlosigkeit gewesen wäre, da sie hinabschaute in den Strudel des Alls, der Seelen, Pläne und Wünsche, hätte sie endlich einmal zufrieden und nicht ironisch lächeln dürfen. Artoms Absichten störten sie, und sie schämte sich für ihn. Mit Tolt allerdings würde sie gut zusammenleben – glücklich, wie man so sagt – und zwei Kinder würden sie haben.
    Es war ein Augenblick der Zeitlosigkeit, sonst hätte Fren auch gelacht: Dachte doch dieser Tolt und wusste es sicher, dass er so der peinlichen Ungewissheit eines Heiratsantrages enthoben war. Zugleich war eine Vertraulichkeit zwischen ihnen, wie sie nur in einer langen Ehe entstehen kann. Dies bedauerte Fren ein bisschen, zumal in Tolts Geist auch von Wasser und Röhren und, dass diese beiden denken könnten, die Rede war.
    Tolt: Er sah sich als Friedensfürst, wie es ihm Mart schon prophezeit hatte. An seiner Seite Fren und auch der Adaporianer. Tolt, der Begründer einer neuen Dynastie, Vater der Stadt, Zaina wie Schaum am Meer.
    Eins verstand er auch in diesem Augenblick nicht: Die Orolastämme verschwanden. Sie wurden an den Anfang versetzt – in den Wahnsinn, der dort herrschte … An den Anfang der Zeit, wo sie dem obersten Mathematiker dienen lernten.
    Zu spät, denn …
    In diesem Augenblick traf der Pfeil den Computerspezialisten, und er stürzte hustend nach vorn. Er hustete Blut und starb.
    In diesem Augenblick schmetterte Thomal den Stein auf den Schädel des unter ihm liegenden Ne Paresen und es gab ein Geräusch, wie wenn ein wassergefüllter Tonkrug platzt. Ein Blutstrom schoss ihm aus der Nase, aber da war er schon tot.
    In diesem Augenblick gab Admiral Franzik dem Priester mit der Goldhaube einen Stoß und wunderte sich, dass dieser riesige Mensch so leicht das Gleichgewicht verlor und wie eine leblose Gliederpuppe die steile Steintreppe hinunterpolterte.
    In diesem Augenblick wunderte sich ein Fragonreiter, der an der Grenze zum Gebiet der Orolastämme aufklären sollte, dass kein Orolakrieger mehr zu sehen war.
    In diesem Augenblick öffnete Fren die Tür …
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