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Der gläserne Sarg

Der gläserne Sarg

Titel: Der gläserne Sarg
Autoren: Heinz G. Konsalik
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diesem Augenblick Fred Jacklow. Leicht faßt er den Drahtseilkünstler am Oberarm. »Dann erzählen Sie …«
    Und Jim – immer wieder mit einem Beben in der Stimme – fängt an, das Furchtbare zu rekapitulieren. Er schildert, wie Bob Rint die Bühne betrat, er verwendet fast wortgetreu die Ansage des Conférenciers – kein Wunder, er hat sie ja dreiundsiebzig Tage Abend für Abend gehört –, er berichtet, wie Joan in das Becken kletterte, er erklärt, wie die auf die Bühne geholten Personen die Kombination eingestellt und wieder verstellt haben … bis hin zum Zusammenbruch Bob Rints und zum furchtbaren Erstickungstod seiner Frau. Zum Schluß steigert sich seine Darstellung zum Stakkato. Blinde Wut bricht aus ihm hervor – fast spielt er nach, wie verzweifelt Joan versuchte, aus ihrem Gefängnis zu entkommen.
    »Ich habe sie sofort herausgeholt, als der Deckel endlich geöffnet war, und ich habe versucht, sie mit meinem Atem wieder ins Leben zurückzuholen – aber es war zu spät …«
    Erschüttert hört Jacklow zu. Doch als Jim geendet hat, kommt sofort seine Frage.
    »Die Personen, die auf die Bühne geholt wurden …?«
    Blondie schaltet sich ein: »Es waren eine Dame und ein Herr …«
    »Sind sie wirklich durch den Zufall bestimmt worden, oder handelt es sich um vom Theater bezahlte Schauspieler, die dem Publikum als normale Besucher präsentiert werden?«
    »Was denken Sie?« Direktor Blondie kann seine Erregung kaum unterdrücken. »Wir arbeiten nicht mit faulen Tricks … nein, die Leute kommen wirklich aus dem Publikum – es sind jeden Abend andere … wer halt zuerst auf die Bühne kommt.«
    »… und wo sind die beiden von heute abend? Die Dame und der Herr, wenn ich die Zusammensetzung richtig behalten habe?«
    Blondie, der Inspizient und Dhiser blicken sich verwundert an.
    Carter versucht zu erklären: »Wo werden sie sein? Zu Hause wahrscheinlich. Oder vielleicht sind sie noch auf ein Bier oder auf ein Glas Wein gegangen. Woher sollen wir das wissen? Jedenfalls haben wir das Publikum nach Hause geschickt – auch diese beiden …«
    Jacklow wendet sich an Collin: »Suchen lassen … die Personenbeschreibungen werden Sie ja aus den Angaben dieser drei Herren zusammenbekommen …«
    »Bestimmt, Chef.«
    »Aber wozu?« Blondie schüttelt seinen Kopf. »Die beiden haben mit der Sache doch gar nichts zu tun!«
    »Woher wissen Sie das so genau, Direktor? Könnten sie nicht beispielsweise das Gift – nehmen wir einmal an, daß es Gift war – in die Cognacflasche getan haben?«
    »Nein. Nein.« Dhiser und Blondie antworten fast gleichzeitig. Dann spricht Blondie allein weiter: »Wo denken Sie hin. Die Cognacflasche steht tagsüber in meinem Büro. Schließlich ist es ein zwölf Jahre alter La grande Champagne. Nur weil Bob Rint unbedingt auf Cognac bestand und sich weigerte Tee zu trinken den das Publikum ja nicht von Cognac unterscheiden kann habe ich mich breitschlagen lassen diese Kostbarkeit zu opfern.
    Also die Flasche befindet sich üblicherweise in dem Barfach meines Büroschrankes. Ich selbst übergebe sie jeden Abend vor der Vorstellung Mister Carter dem Inspizienten. Dann wird sie auf das Stichwort von Rint hin von irgendeinem Assistenten auf die Bühne gebracht. Sofort nach dem Auftritt von Joan habe ich dann bisher stets die Flasche an mich genommen und sie in mein Büro zurückgetragen. Ich hatte, wenn Joan endlich wieder aus dem Bassin war, Grund genug, mir auch ein Glas einzuschenken.«
    »Das haben Sie aber hoffentlich heute abend nicht getan …«
    »Nein, vor Aufregung blieb mir dazu keine Zeit …«
    »Wird auch Ihr Glück gewesen sein Direktor …«
    »Warum … was meinen Sie?« Blondie scheint ziemlich verwirrt.
    »Nun, der Inhalt der Flasche ist ja offensichtlich vergiftet. Ein bißchen verdorben, Ihre Kostbarkeit. Übrigens, Collin – stellen Sie die Flasche sicher.«
    »Schon geschehen, Chef, die Flasche war zwar umgestoßen worden, aber da sie sehr bauchig ist, blieb noch genügend Rest, um dem Labor Beschäftigung zu geben.«
    Der Inspector wendet sich an Carter: »Konnte jemand an die Flasche herankommen … ich meine, sie austauschen oder Gift hineinfüllen … während sie sich bei Ihnen befand?«
    Carter überlegt: »Ich weiß nicht … ich glaube nicht. Zwar habe ich während der Vorstellung sehr viel zu tun und bin auch nicht ständig an meinem Platz … aber es sind so viele Leute auf der Bühne … wenn sich da jemand an der Flasche zu schaffen machen würde, das
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