Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gläserne Sarg

Der gläserne Sarg

Titel: Der gläserne Sarg
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
müßte irgend jemand auffallen. Nein, ich bin überzeugt, daß das Gift schon in der Flasche war, als sie mir heute abend vom Direktor übergeben wurde.«
    Plötzlich hält er erschrocken inne: »Ich wollte … wollte damit natürlich nicht sagen, daß Mr. Blondie … ich meine, der Direktor …«
    »Keine Sorge«, beruhigt ihn Jacklow. »Ich habe Ihre Erklärung schon richtig verstanden. Ganz sicher bin ich mir nicht, daß das Gift schon von Anfang an in der Flasche war … haben Sie hier unter den Artisten nicht Experten, die gewohnt sind, Dinge vor den Augen anderer verschwinden zu lassen?«
    »Sie meinen Zauberer oder Taschendiebe?« mischt sich Blondie ein. »Gewiß, da ist der große Astrello, der König der Zauberer, wie er auf dem Plakat genannt wird. – Dort drüben, links am Bassin, steht er übrigens. – Aber was soll ihn mit Bob Rint verbinden? Ich habe nie gesehen, daß die beiden auch nur ein Wort miteinander gesprochen hätten.«
    »Das allein ist keine Entlastung für den großen Astrello. Manche Menschen sprechen kein Wort miteinander und sind sogar miteinander verheiratet.« Jacklow, der eiserne Junggeselle, kann sich diese Bemerkung nicht verkneifen. »Aber wir werden den Zauberer befragen. Im Moment neige ich zu der Ansicht, daß die Flasche das Gift bereits enthielt, als sie aus dem Büro von Mister Blondie kam … Jedenfalls muß der Mörder mit ihren Gewohnheiten sehr vertraut sein, Direktor!«
    »Ich verstehe nicht … wieso?« Mr. Blondie fährt sich nervös durch die Haare.
    »Nun, es hätte doch sein können, daß Sie sich einen Schluck genehmigen, bevor Sie die Flasche zu Mr. Carter bringen …«
    »Einer meiner eisernen Grundsätze. Ich trinke nie vor der Vorstellung … erst, wenn Joan das Bassin verlassen hatte …«
    »Eben … das muß dem Mörder bekannt gewesen sein. Sonst wäre sein Plan ja nicht durchführbar gewesen … oder er hat das Gift doch erst auf der Bühne in die Flasche gefüllt.«
    Der Inspector wendet sich ab und geht zu Dr. Seyms, der noch neben Joan Dhiser kniet.
    »Nun, Doctor, können Sie schon etwas sagen?«
    »Sie ist mit Sicherheit ertrunken. Ich habe mich umgehört, Sie muß mindestens 27 Minuten unter Wasser gewesen sein. Das übersteht selbst ein Mensch mit einer so trainierten Lunge nicht.«
    »Und der Ansager?«
    »Nageln Sie mich jetzt nicht fest, Jacklow. Aber das rosige Aussehen des Ansagers, seine stark erweiterten Pupillen sind fast untrügliche Kennzeichen. – Das war kein Herzschlag. Kein natürlicher Tod. Ich nehme an, der Cognac muß ziemlich bitter geschmeckt haben … Blausäure! Wahrscheinlich Zyankali! – Aber, wie gesagt, warten Sie meinen Bericht ab, bevor Sie Schlußfolgerungen ziehen …«
    »Nur nicht so vorsichtig, Doctor, Sie müssen ja nicht für meine Fehler haften.«
    Jacklow kehrt zu Collin zurück. »Von mir aus können die Leichen abtransportiert werden. Die Herren der Spurensicherung müssen aber vorher ihre Arbeit beendet haben. Vor allem die Fingerabdrücke auf der Cognacflasche interessieren mich.«
    Übergangslos hebt der Inspector dann seine Stimme und wendet sich an die in Gruppen herumstehenden Artisten und Bühnenarbeiter: »Ich bitte einen Augenblick um ihre Aufmerksamkeit. Meine Mitarbeiter werden Sie jetzt um Ihre Namen und Ihre Adressen bitten, und sie werden Sie fragen, ob Sie im Zusammenhang mit dem Mord irgendwelche Aussagen zu machen haben oder Beobachtungen weitergeben können. Jede Einzelheit ist dabei für uns wichtig. Denn es war Mord … kaltblütiger Mord!«
    Ein aufgeregtes Raunen entsteht.
    »Direktor, können wir die Befragungen in Ihrem Büro durchführen?«
    »Selbstverständlich … Inspector.«
    »Dann fangen Sie an, Collin.«
    Während der Lieutenant einige Leute zusammenholt, um mit ihnen in das Direktionsgebäude zu gehen, wendet sich Jacklow erneut an Blondie: »Können Sie kontrollieren, ob alle ihre Angestellten und Artisten hier versammelt sind?«
    Eilfertig wirft sich der Theaterchef in die Brust: »Natürlich … dies hier ist ein mustergültig geführtes Unternehmen. Beim Portier am Personaleingang liegt Tag für Tag die Liste mit allen Namen, und es wird genau eingetragen, wann wer kommt und wer wann das Theater verläßt …«
    »Und heute abend?«
    »Sind alle da, soweit ich es beobachten konnte.«
    Carter tritt zu den beiden: »Sam – das ist unser Portier und Hausfaktotum – hat mir vorhin wie üblich die Anwesenheitsliste gegeben …«
    »Und?« drängt Jacklow.
    Der Inspizient
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher