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Der geheime Stern

Der geheime Stern

Titel: Der geheime Stern
Autoren: Nora Roberts
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entwendet und das Magazin geleert. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, nach einem Waffenschein zu fragen, also gab er ihr die Pistole zurück. “Es ist immer besser, beide Hände an der Waffe zu haben”, sagte er so ernsthaft, dass sie irgendwo hinter seiner unbewegten Fassade Belustigung vermutete. “Und wenn Sie sie behalten wollen, sollten Sie immer außer Reichweite des Feindes bleiben.”
    “Besten Dank für die Lektion.” Wütend öffnete sie ihre Handtasche und ließ die Waffe hineingleiten. “Aber Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet, Lieutenant. Was suchen Sie in meinem Haus?”
    “Sie hatten einen Unfall, Ms. Fontaine.”
    “Einen Unfall? Schon wieder Polizeisprache?” Sie stieß laut die Luft aus. “Moment mal. Hat es etwa einen Einbruch gegeben?” Jetzt blickte sie an ihm vorbei ins Foyer, entdeckte einen umgestoßenen Stuhl und zerbrochenes Geschirr. Fluchend wollte sie an ihm vorbei, doch er hielt sie am Arm fest. “Ms. Fontaine …”
    “Hände weg”, zischte sie. “Dies hier ist mein Haus.”
    Er verstärkte den Griff. “Dessen bin ich mir bewusst. Wann genau waren Sie zum letzten Mal hier?”
    “Ich werde meine verdammte Aussage machen, sobald ich weiß, was die Kerle mitgenommen haben!” Ihr gelangen zwei weitere Schritte. Sie erhaschte einen Blick in den Wohnbereich. “Die haben ja ganze Arbeit geleistet, was? Die Reinigungsleute werden hocherfreut sein.” Sie senkte den Blick auf seine Finger, die ihren Arm noch immer umklammert hielten. “Prüfen Sie gerade meinen Bizeps, Lieutenant? Ich bilde mir ein, dass er ganz okay ist.”
    “Absolut okay.” Nach allem, was er unter den dünnen Seidenärmeln erahnen konnte, war er sogar mehr als in Ordnung. “Würden Sie mir bitte meine Frage beantworten, Ms. Fontaine. Wann waren Sie zum letzten Mal hier?”
    Seufzend zuckte sie mit den Achseln. Sie dachte bereits über all die Unannehmlichkeiten nach, die ein Einbruch nach sich zog. Sie musste die Versicherung anrufen, Anzeige erstatten, eine Aussage machen. “Mittwochnachmittag. Ich war ein paar Tage nicht in der Stadt.” Es erschütterte sie mehr, als sie zugeben wollte, dass ihr Haus in ihrer Abwesenheit derart zugerichtet worden war. Dass Fremde ihre Sachen durchstöbert hatten. Doch sie warf ihm einen betont freundlichen Blick zu. “Wollen Sie sich denn keine Notizen machen?”
    “Um genau zu sein, werde ich das tatsächlich. Bald. Wer hat während Ihrer Abwesenheit hier gewohnt?”
    “Niemand. Ich mag keine Leute hier haben, wenn ich nicht da bin. Und wenn Sie mich nun entschuldigen würden …” Sie zerrte einmal heftig an ihrem Arm, dann marschierte sie quer durchs Foyer – und blieb wie angewurzelt vor dem Türbogen zum Wohnzimmer stehen. “Gütiger Gott.” Wut stieg in ihr auf, schnell und heftig. Sie wollte gegen irgendetwas treten, unabhängig davon, dass sowieso schon alles zertrümmert war. “Mussten die denn unbedingt das, was sie nicht mitnehmen konnten, auch noch kaputt machen?” Sie blickte zur Balustrade hinauf und fluchte erneut. “Für was habe ich eigentlich eine Alarmanlage, wenn sie nicht …”
    Sie brach ab, als sie den weißen Kreideumriss auf dem Boden sah. Sie starrte darauf hinab, unfähig, den Blick abzuwenden. Alles Blut wich aus ihrem Gesicht. Schließlich stützte sie sich mit einer Hand an dem blutbefleckten Sofa ab, um das Gleichgewicht zu halten, betrachtete das zerschlagene Glas, das einmal ein Tisch gewesen war, und die inzwischen getrocknete Blutlache.
    “Warum gehen wir nicht für einen Moment ins Esszimmer?”, schlug er leise vor.
    Sie zuckte zusammen, obwohl er sie gar nicht berührt hatte. Ein schwerer Eisklumpen hatte sich in ihrer Magengegend gebildet, und auch die Hitze, die durch ihren Körper jagte, konnte ihn nicht zum Schmelzen bringen. “Wer war das?”, presste sie hervor. “Wer ist hier gestorben?”
    “Bis vor ein paar Minuten gingen wir davon aus, dass Sie es waren.”
    Sie schloss die Augen. “Entschuldigen Sie.” Auf tauben Beinen lief sie ins Wohnzimmer, hob eine Flasche Brandy vom Boden auf, nahm ein heil gebliebenes Glas aus dem Schrank und schenkte sich großzügig ein.
    Das erste Glas trank sie wie Medizin, das erkannte er an der Weise, wie sie es hinunterschüttete und dann zweimal heftig erschauerte. Zwar brachte es nicht die Farbe in ihr Gesicht zurück, aber offenbar begann ihr Köper wieder zu funktionieren.
    “Ms. Fontaine, es wäre vermutlich besser, wenn wir in einem anderen Zimmer
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