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Der geheime Stern

Der geheime Stern

Titel: Der geheime Stern
Autoren: Nora Roberts
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Bewegung bemerkte. Er griff nach seiner Waffe, doch es war zu spät.
    Sehr langsam ließ er die Hand wieder sinken und starrte hinab. Nicht die auf ihn gerichtete Pistole ließ ihn regungslos verharren, sondern die Tatsache, dass sie in der Hand einer Toten lag.
    “Nun”, sagte die Tote und trat in das grelle Licht des Kristalllüsters. “Sie sind ein ziemlich chaotischer Einbrecher, und ein dummer noch dazu.” Diese unerhört blauen Augen starrten zu ihm hinauf. “Nennen Sie mir einen guten Grund, warum ich Ihnen kein Loch in den Kopf pusten soll, bevor ich die Polizei alarmiere.”
    Für einen Geist sah sie der Frau aus seiner Fantasie verblüffend ähnlich. Ihre Stimme klang tief und heiser, und für eine eben erst Verstorbene wirkten ihre Wangen ziemlich erhitzt. Seths Verstand setzte nicht besonders häufig aus, doch in diesem Moment tat er es. Er sah eine Frau, in strahlend weiße Seide gekleidet, Diamanten funkelten an ihren Ohren, eine Pistole lag silbrig schimmernd in ihrer Hand.
    Er musste sich mit aller Gewalt zusammenreißen, um kühl zu entgegnen: “Ich bin die Polizei.”
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Lächeln. “Aber na klar, Mister. Wer sonst außer einem überarbeiteten Streifenpolizisten würde nachts durch fremde Häuser schleichen?”
    “Ich gehe schon seit einiger Zeit nicht mehr auf Streife. Mein Name ist Buchanan. Lieutenant Seth Buchanan. Und wenn Sie Ihre Pistole freundlicherweise nicht ganz so genau auf mein Herz richten würden, könnte ich Ihnen auch meinen Ausweis zeigen.”
    “Den würde ich nur zu gern sehen.” Ohne ihn aus den Augen zu lassen, zog sie die Pistole ein Stück beiseite. Ihr Herz hämmerte wie ein Pressluftbohrer, als sie vorsichtig einen Schritt auf die Treppe zumachte, während er seinen Ausweis hervorzog. Soweit sie das aus der Entfernung beurteilen konnte, sah er ziemlich echt aus.
    Nach und nach überkam sie ein ungutes Gefühl. Sie blickte dem Fremden wieder ins Gesicht. Verdammt, er sah tatsächlich nicht wie ein Einbrecher aus. Auf eine strenge, zugeknöpfte Art und Weise wirkte er sogar sehr attraktiv. Sein muskulöser Körper mit den breiten Schultern und den schmalen Hüften wirkte extrem durchtrainiert.
    Seine Augen waren kühl und dunkel und schienen alles auf einmal wahrzunehmen. Und egal, ob es sich hier um die Augen eines Verbrechers oder eines Polizisten handelte: Ihr Besitzer war in jedem Fall gefährlich, dessen war sie sich sicher.
    Gefährliche Männer fand sie üblicherweise anziehend, doch unter diesen Umständen war sie ausnahmsweise nicht besonders empfänglich für solche Reize.
    “In Ordnung, Buchanan, Lieutenant Seth, warum erzählen Sie mir nicht, was Sie in meinem Haus zu suchen haben?” Sie dachte daran, was sie in ihrer Handtasche mit sich herumtrug, daran, was Bailey ihr vor ein paar Tagen per Kurier zugeschickt hatte. Das ungute Gefühl verstärkte sich.
    In welchen Schwierigkeiten stecken wir eigentlich?, fragte sie sich nervös. Und wie soll ich da wieder rauskommen, wenn mich ein Cop in meinem eigenen Haus in Grund und Boden starrt?
    “Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?”, fragte sie.
    “Nein, habe ich nicht.” Er würde sich insgesamt besser fühlen, wenn sie die Pistole einfach ganz herunternehmen würde. Aber sie schien recht zufrieden damit, auf ihn zu zielen. Ohne sie aus den Augen zu lassen, stieg er langsam die Treppe hinab. “Sie sind Grace Fontaine.”
    Sie sah, wie er den Ausweis wieder in die Hemdtasche steckte, während seine unergründlichen Augen ihr Gesicht erforschten, als wollte er es sich genau einprägen. Was zum Teufel war hier eigentlich los?
    “Ja, ich bin Grace Fontaine. Das hier ist mein Haus. Und da Sie keinen Durchsuchungsbefehl haben, begehen Sie gerade Hausfriedensbruch. Nachdem es überflüssig scheint, die Polizei zu alarmieren, rufe ich besser meinen Anwalt.”
    Er neigte den Kopf zur Seite und atmete ungewollt ihren unwiderstehlichen Duft ein. Vielleicht lag es daran, dass er ohne nachzudenken hervorstieß: “Nun, Ms. Fontaine. Für eine Leiche sehen Sie verdammt gut aus.”

2. KAPITEL
    S ie kniff die Augen zusammen. “Wenn das so ein komischer Polizistenwitz sein soll, dann müssen Sie ihn mir schon übersetzen.”
    Es ärgerte ihn, dass er sich zu so einer unprofessionellen Bemerkung hatte hinreißen lassen. Vorsichtig streckte er die Hand nach ihrer Waffe aus. “Sie haben doch nichts dagegen?” Noch bevor sie etwas entgegnen konnte, hatte er ihr die Pistole
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