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Der geheime Stern

Der geheime Stern

Titel: Der geheime Stern
Autoren: Nora Roberts
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ihr und Bailey die Nachricht von Graces Tod überbringen.
    M.J. besaß den zweiten Diamanten und war am Samstagnachmittag mit dem Kopfgeldjäger Jack Dakota untergetaucht. Obwohl es gerade einmal Montagabend war, konnten die beiden bereits von weiteren drei Toten berichten.
    Einer davon war der zwielichtige Kredithai Ralph, der nicht nur versucht hatte, Jack Dakota hereinzulegen, sondern sich nebenbei auch noch als Erpresser verdingte. Vermutlich war er von den Schlägertypen, die er auf M.J. angesetzt hatte, umgebracht worden. Die beiden Kerle waren wenig später auf regennasser Fahrbahn verunglückt.
    Was Seth erneut in eine Sackgasse führte.
    Grace Fontaine war nun wahrscheinlich die dritte Sackgasse. Er wusste nicht, welche Spuren es in den durchwühlten Räumen ihres Hauses zu finden gab, aber er würde alles durchsuchen, Zentimeter für Zentimeter, Winkel für Winkel. Das war sein Stil.
    Er würde gründlich vorgehen, umsichtig und gewissenhaft, bis er seine Antworten gefunden hatte. Er glaubte an Ordnung und Gesetz, und vor allem glaubte er unerschütterlich an Gerechtigkeit.
    Schon sein Vater und Großvater waren bei der Polizei gewesen. Er selbst hatte sich mit fast beängstigender Beharrlichkeit und kühler Objektivität bis zum Lieutenant hochgearbeitet. Seine Mitarbeiter respektierten ihn, einige fürchteten ihn sogar. Er wusste, dass er bisweilen die Maschine genannt wurde, was ihn aber nicht weiter störte. Gefühlsausbrüche, sentimentales Gerede und Schuldgefühle konnten sich die anderen leisten – in seinem Job war kein Platz dafür.
    Eigentlich empfand er es sogar als Kompliment, als distanziert zu gelten, als kühl und kontrolliert.
    Von der Schlafzimmertür aus betrachtete er sich in dem riesigen mahagonigerahmten Spiegel am anderen Ende des Zimmers. Er war ein großer Mann, gut gebaut und mit stählernen Muskeln unter der schwarzen Anzugjacke. Weil er allein war, hatte er seine Krawatte etwas gelockert. Das dunkle gewellte Haar wirkte leicht zerzaust. Er strich es sich aus dem ernst dreinblickenden Gesicht, das sich eines energischen Kiefers und goldbrauner Haut rühmen konnte.
    Seine Nase, die man ihm damals, als er noch Streife fuhr, gebrochen hatte, verlieh seinem Gesicht eine zusätzlich raue Note. Sein harter, fester Mund verzog sich nur selten zu einem Lächeln. Seine Augen, dunkelgolden wie in einem alten Gemälde, blickten stets kühl unter den geraden Brauen hervor.
    An einer Hand trug er den schweren Goldring seines Vaters. Auf jeder Seite waren die Worte Dienen und Schützen eingraviert.
    Er nahm beide Gebote äußerst ernst.
    Seth beugte sich vor, um den roten Seidenstoff aufzuheben, der auf einem Berg zerwühlter Kleider lag. Es handelte sich um einen roten Morgenmantel, der zu dem kurzen Negligé passte, das das Opfer getragen hatte.
    Er hätte Grace Fontaine am liebsten nur als Opfer gesehen, nicht als die Frau auf dem Porträt, und schon gar nicht als die Frau in seinen beunruhigenden Träumen. Es ärgerte ihn, dass er immer und immer wieder an dieses überwältigend schöne Gesicht denken musste. An die Frau, die sich dahinter verbarg. Das war wohl Teil ihrer Macht über die Männerwelt gewesen: die Tatsache, dass sie sich ins Gedächtnis einbrannte und nach und nach zur Obsession wurde.
    Sie war mit Sicherheit unwiderstehlich gewesen. Unvergesslich. Gefährlich.
    Hatte sie das rote Seidenhemd für einen Mann getragen? Hatte sie Besuch erwartet – eine leidenschaftliche Nacht zu zweit?
    Und wo war der dritte Diamant? Hatte ihr unerwarteter Besucher den Stein gefunden und mitgenommen? Der Safe unten in der Bibliothek war aufgebrochen und leer geräumt. Es schien nur logisch, dass man so etwas Wertvolles wie einen blauen Diamanten wegschloss. Und doch war Grace Fontaine vom oberen Stockwerk aus in die Tiefe gestürzt!
    Hatte sie versucht, davonzulaufen? Warum hatte sie ihren Mörder überhaupt ins Haus gelassen? Die robusten Schlösser waren nicht beschädigt worden. War sie vielleicht so leichtsinnig gewesen, einem Fremden die Tür zu öffnen, während sie nichts weiter als ein dünnes Seidenhemdchen trug?
    Oder hatte sie ihn vielleicht gekannt?
    Vielleicht hatte sie sich mit dem blauen Diamanten gebrüstet, hatte den Stein voller Stolz hervorgezeigt? War aus Leidenschaft Gier geworden? Ein Streit, ein Kampf, schließlich der Sturz? Und hatte der Täter nur deswegen das Haus durchwühlt, um die Polizei auf eine falsche Fährte zu locken?
    Das war durchaus eine Möglichkeit. In
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