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Der geheime Stern

Der geheime Stern

Titel: Der geheime Stern
Autoren: Nora Roberts
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nicht mehr zu erreichen.
    Villa in Italien, überlegte er. Blaue Diamanten, Ölporträts, Kamine aus saphirblauen Kacheln. Diese Welt hatte außerordentlich wenig mit seinem durchschnittlichen Leben zu tun.
    Irgendwann später würde er zurück in sein winziges Haus fahren, das von weiteren winzigen Häusern umgeben war. Es würde leer sein, dieses Haus, nachdem er nie die Frau kennengelernt hatte, mit der er die kleinen Räume teilen wollte. Aber immerhin wartete sein Haus auf ihn.
    Grace Fontaines Heim, so elegant es mit dem glänzenden Holz, dem schimmernden Glas, dem Swimmingpool und den gestutzten Büschen auch war, hatte seine Besitzerin nicht beschützen können.
    Seth lief um den Kreideumriss herum und erneut die Treppe hinauf. Seine Laune war im Keller, und das beste Mittel gegen schlechte Laune war Arbeit.
    Er überlegte, dass eine Frau mit einem so ereignisreichen Leben ihre Erlebnisse vielleicht in einem Tagebuch festgehalten hatte. Schweigend durchsuchte er das Schlafzimmer, sich der Tatsache nur allzu bewusst, dass er in dem wunderbaren Duft gefangen war, den sie zurückgelassen hatte.
    Er nahm die Krawatte ab, stopfte sie in seine Tasche. Das Gewicht der Pistole im Schulterhalfter war ihm so vertraut, dass er es gar nicht wirklich wahrnahm.
    Er schaute unter der Matratze nach, durchwühlte den Kleiderhaufen auf dem Boden. Dabei stellte er fest, dass sie genügend Kleidung besaß, um eine ganze Theatertruppe auszustaffieren, und dass sie weiche Stoffe bevorzugt hatte. Seide, Kaschmir, Satin, gebürstete Baumwolle. Auffällige Farben. Strahlende Farben und sehr viel Blau.
    Zu diesen Augen, dachte er, warum nicht?
    Er ertappte sich bei der Überlegung, wie ihre Stimme wohl geklungen hatte. War sie rau und dunkel gewesen, so verführerisch wie der sinnliche Duft, der in der Luft hing?
    Er betrat den riesengroßen begehbaren Kleiderschrank. Kopfschüttelnd musterte er die Kleider, die noch immer auf den Bügeln hingen. Hier hatte offenbar selbst der Mörder die Geduld verloren und nicht alle herausgerissen.
    Seth vermutete, dass weit über zweihundert Paar Schuhe in den Regalen aufgereiht waren. Links davon befand sich ein Regal, das offensichtlich speziell für ihre Handtaschen gefertigt worden war. Taschen in jeder vorstellbaren Farbe und Größe lagen geöffnet auf dem Boden.
    In einem anderen Schrank entdeckte er Schals und Pullis. Modeschmuck. Bestimmt hatte sie auch eine Menge echten Schmuck besessen, wovon sie vermutlich einen Teil in dem jetzt leeren Safe aufbewahrt hatte, den anderen vielleicht in einem Bankschließfach. Dieser Spur würde er gleich am Morgen nachgehen.
    Und sie hat gern Musik gehört, dachte er, als er die kabellosen Lautsprecher betrachtete. In jedem Zimmer des Hauses hatte er Lautsprecher entdeckt, außerdem lagen überall CDs, Kassetten und sogar alte Langspielplatten herum. Ihr Geschmack war vielseitig gewesen, sie hatte alles von Bach bis zu den B-52s gehört.
    Ob sie viele Abende allein verbracht hatte? Hatte sie sich jemals mit einem der vielen Bücher aus der Bibliothek vor den Kamin gesetzt? Es sich in ihrem kleinen roten Seidenhemd auf der Couch bequem gemacht, die Eine-Million-Dollar-Beine angezogen, ein Glas Brandy in der Hand, und bei leiser Musik die Sterne durch die vielen Dachfenster beobachtet?
    Er konnte es sich nur zu gut vorstellen. Konnte sich vorstellen, wie sie aufsah, sich das schwarze Haar aus dem atemberaubenden Gesicht strich und die verführerischen Lippen kräuselte, weil sie ihn dabei ertappt hatte, wie er sie beobachtete. Wie sie das Buch zur Seite legte, einladend eine Hand ausstreckte und ihn sanft lachend neben sich zog.
    Leise fluchend versuchte er, sein plötzlich schneller schlagendes Herz zu beruhigen.
    Tot oder lebendig, diese Frau war eine Hexe. Und diese verdammten Diamanten schienen ihre Macht nur noch zu verstärken.
    Er verschwendete hier seine Zeit. Es wäre viel sinnvoller, dem Gerichtsmediziner Feuer unterm Hintern zu machen, um so schnell wie möglich den Zeitpunkt des Todes zu erfahren. Und außerdem musste er damit beginnen, die Telefonnummern aus dem Adressbuch durchzugehen.
    Und er musste aus diesem Haus raus, das so sehr nach Grace Fontaine roch, das diese ganze Frau geradezu zu atmen schien. Er war fest entschlossen, der Villa so lange fernzubleiben, bis er seine beunruhigenden Fantasien wieder im Griff hatte.
    Verärgert trat er aus dem Schlafzimmer und wollte eben die Treppe nach unten gehen, als er aus dem Augenwinkel eine
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