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Der geheime Stern

Der geheime Stern

Titel: Der geheime Stern
Autoren: Nora Roberts
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nicht zu vergessen: warum .
    Was das Motiv betraf, hatte er zumindest eine Idee: die drei Sterne von Mithra – drei blaue Diamanten.
    Während Seth mit gerunzelter Stirn durch das leere Haus lief, ließ er noch einmal die Ereignisse Revue passieren, die ihn bis hierher geführt hatten. Da er sich seit seiner Kindheit mit Mythologie befasste, wusste er ein wenig über die drei Sterne Bescheid. Der Stoff, aus dem Legenden gemacht wurden. Die drei Diamanten gehörten zu dem goldenen Dreieck, das einst in den Händen einer Statue der Gottheit Mithra gelegen hatte. Einer der Steine signalisierte die Liebe, ein anderer die Weisheit, der letzte stand für Edelmut. Alle drei zusammen, so sagte man, schenkten ihrem Besitzer göttliche Macht und Unsterblichkeit.
    Er stieg die Treppe hinauf in den zweiten Stock. Diese Geschichte war natürlich völliger Unsinn. Und doch war es merkwürdig, dass er erst vor Kurzem von den blauen Diamanten geträumt hatte, von einem in Nebel gehüllten Schloss und einem Raum voll glänzendem Gold. Von einem Mann mit ausdruckslosen, toten Augen.
    Er versuchte sich an die Einzelheiten seines Traumes zu erinnern. Eine Frau mit dem Gesicht einer Göttin. Und sein eigener, grausamer Tod.
    Seth bemühte sich, das ungute Gefühl abzuschütteln, das ihn überfiel. Was er jetzt brauchte, waren Tatsachen. Die bezwingende Logik simpler Fakten. Und einer davon war, dass die drei Diamanten jeweils mehr als hundert Karat wogen und mindestens sechs majestätische Lösegelder wert waren. Irgendjemand wollte sie besitzen, und dieser Jemand zögerte nicht, dafür zu töten.
    Die Leichen, die seinen Weg pflasterten, konnte man inzwischen stapeln wie Kaminholz. Seth fuhr sich nervös mit einer Hand durchs Haar. Der erste Tote war Thomas Salvini gewesen, Mitinhaber der Juwelierfirma Salvini, die vom Smithsonian Museum den Auftrag erhalten hatte, die drei Diamanten zu schätzen. Anscheinend hatte Thomas und seinem Zwillingsbruder Timothy dieser Auftrag nicht gereicht. Jedenfalls gab es genügend Hinweise, nach denen die Brüder andere Pläne gehabt hatten – über eine Million Dollar in bar deuteten darauf hin, dass es einen ernsthaften Interessenten für die Steine geben musste. Thomas und Timothy hatten offenbar geplant, die Diamanten zu kopieren, die Originale zu verkaufen und dann schleunigst mit dem Geld das Land zu verlassen. So zumindest lautete die Aussage von Bailey James, der Stiefschwester der Salvini-Brüder und Augenzeugin des Mordes.
    Bailey wollte ihre Brüder selbst zur Rede stellen, ohne die Polizei einzuschalten. Um die Diamanten zu schützen, hatte sie sie voneinander getrennt und jeweils einen per Kurier an ihre beiden engsten Freundinnen verschickt. Seth schüttelte den Kopf und seufzte. Zivilisten verhielten sich manchmal wirklich merkwürdig.
    Nun, Bailey James hatte für ihr unüberlegtes Verhalten bitter bezahlen müssen. Sie hatte mitansehen müssen, wie der eine Bruder den anderen tötete, und war selbst nur knapp mit dem Leben davongekommen – allerdings mit einer umfassenden Amnesie, die alle Erinnerungen an das Geschehene für ein paar Tage auslöschte.
    Und war diese Bailey etwa jetzt zur Polizei gegangen?
    Nein. Stattdessen hatte sie sich irgendeinen Privatdetektiv aus dem Telefonbuch herausgesucht. Seth presste die Lippen zusammen. Er hatte wenig Achtung vor Privatdetektiven. Nur durch großes Glück war Bailey an einen halbwegs fähigen Mann geraten: Cade Parris war nicht ganz so übel wie die meisten seiner Zunft. Und tatsächlich hatte er eine heiße Spur in dem Fall gefunden, wobei Seth überzeugt war, dass es sich auch hier um reinen Zufall handelte.
    Auch Cade Parris hätte fast sein Leben verloren. Was Seth zu Todesfall Nummer zwei brachte: Timothy Salvini war mittlerweile genauso tot wie sein Bruder Thomas. Natürlich hatte Parris in Notwehr gehandelt. Man konnte ihm wirklich nicht vorwerfen, dass er sich gegen einen bewaffneten Mann verteidigt hatte. Doch der Tod des zweiten Salvinis führte, was die Ermittlungen betraf, geradewegs in eine Sackgasse.
    Und dann war da noch Bailey James’ Freundin M.J., die während des ereignisreichen Wochenendes gemeinsam mit einem Typen, der so eine Art moderner Kopfgeldjäger zu sein schien, auf der Flucht gewesen war. Seth, der selten irgendwelche Gemütsregungen zeigte, rieb sich die Augen und lehnte sich an den Türpfosten zu Grace Fontaines Schlafzimmer.
    M.J. O’Leary. Sie würde er als Nächstes verhören. Und außerdem musste er
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