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Auf der Silberstrasse 800 Kilometer zu Fuss durch die endlosen Weiten Spaniens

Auf der Silberstrasse 800 Kilometer zu Fuss durch die endlosen Weiten Spaniens

Titel: Auf der Silberstrasse 800 Kilometer zu Fuss durch die endlosen Weiten Spaniens
Autoren: Peter Westrup
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Vorwort

    Meinen ersten Jakobsweg wanderte ich 1997, damals noch mit meinem Freund Georg. Zuerst ging ich ihn aus Neugierde. Mir war das Buch „Jakobsweg - Wandern auf dem Himmelspfad“ von Carmen Rohrbach in die Hände gefallen. Ich hatte es mit glühender Begeisterung gelesen, es hatte in mir eine Sehnsucht geweckt, diesen Weg wollte ich auch gehen.
    So gingen wir den ersten Teil von St. Jean-Pied-de-Port über die Pyrenäen nach Spanien, durch das Baskenland nach Pamplona, über Logroño durch die Rioja nach Burgos. Wir waren beide noch berufstätig. Mehr als zwei Wochen konnten wir nicht weg. Georg und ich waren begeistert. Das fremde Land, eine uns unbekannte zauberhafte Natur, die romanischen Klöster und Kirchen am Weg, die kleinen spanischen Städtchen in der weiten leeren Landschaft, die lieben Menschen, die wir unterwegs trafen, Pilger wie wir, aus allen Ländern Europas. Etwas spürte ich schon damals von der Mystik, der Tradition, der tausendjährigen Geschichte des Weges, Santiago zeigte sich mir schon in den Kapellchen und den Kirchen, verborgen noch.
    Im nächsten Jahr gingen wir den zweiten Teil, von Burgos durch die menschenleere, einsame, rauhe Meseta, über Santo Domingo de la Calzada und die Königsstadt León, durch die duftenden Ginsterheiden der Montes de León zum Cruz de Hierro und nach Ponferrada, der Templerstadt. Wieder nahm uns der Zauber des Weges gefangen, berauschte uns die Einsamkeit der Meseta, wir tauchten ein in das Gewimmel der großen Pilgerstadt León. Mein Erlebnis verdichtete sich, ich verstand mehr von dem Geheimnis des Weges, der mich nun immer mehr anzog.
    Zwei Jahre später gingen wir den dritten Teil, von Ponferrada über O Cebreiro, durch das grüne verwunschene Galicien mit seinen grauen verfallenen Städtchen nach Santiago de Compostela zum Grab des Heiligen. Da erkannte ich in der großen Kathedrale unter den tausenden von Pilgern und Gläubigen meinen Weg, da zog mich Santiago, die kleine silberne Gestalt mit den Diamanten auf dem Rücken in seinen Bann, mit Tränen in den Augen ging ich nach 40 Jahren zum ersten Mal wieder mit all den anderen zur Heiligen Kommunion, da war ich zum Jakobspilger geworden. Da überfiel mich eine Sehnsucht, eine Leidenschaft, die mich von nun an prägte und nicht mehr los ließ.
    Ein Ehepaar aus Frankreich erzählte uns von dem französischen Weg, der Via Podiensis von Le Puy-en-Velay nach St. Jean. So gingen wir 2002 den ersten Teil nach Cahors, durch die grüne Einsamkeit des baumlosen Massiv Central, die verkarstete Heidelandschaft der Causses, dieses friedfertige, sanfte Frankreich mit seinen rosenüberwucherten Städtchen   und verwunschenen Burgen und Klöstern. Dann trennte sich Georg von mir, der Jakobsweg war nicht mehr sein Weg, er mochte mir nicht mehr folgen, die Religion, die Mystik, die Magie, die ich immer mehr suchte und fand, war ihm fremd und unbequem.
    Von nun an ging ich allein, schauend, schreibend, fotografierend, 2004 von Cahors durch die Gascogne mit ihren tausendjährigen Klosterkirchen von Moissac und La Romieux, durch das französische Baskenland, wieder nach St. Jean, dann durch das spanische Baskenland, Euskadi oder Viscaya, mit seinen schweigenden Wäldern und schroffen Küsten über schäumendem Meer nach Bilbao. Da war es schon Leidenschaft bei mir, ich begann mein erstes Buch über den Jakobsweg zu schreiben, Vorträge in der Volkshochschule zu halten, da war nun mein weiterer Weg mir schon vorgezeichnet. Santiago zog mich wieder zu sich hin nach Compostela, zum Sternenfeld.
    Ein Jahr später, ich hatte meinen Beruf als Architekt schon aufgegeben, begann ich den langen Weg längs der Biscayaküste durch Kantabrien und Asturien, den Camino del Norte, diesen uralten vergessenen Küstenweg, 200 Jahre älter als der Weg im Landesinneren, über weite menschenleere Strände und durch tropfende Farnurwälder. Ich folgte dem Camino Primitivo, dem ältesten und ersten aller Wege, von Oviedo durch die rauhe, sturmübertoste Cordillera Cantábrica, tagelang der einzige auf dem Weg, allein mit den Kühen Galiciens zur alten Römerstadt Lugo, 2000 Jahre alt.
    Zum zweiten Mal erreichte ich nach 750 Kilometern Santiago de Compostela, warf mich meinem Heiligen in die Arme, ich war heimgekehrt, ich hatte meinen Vater, meinen Bruder, meinen Freund gefunden. Nach Hause zurückgekehrt, trat ich wieder in die Katholische Kirche ein, die ich vor 40 Jahren verlassen hatte, da trug mich Jakob zu meinem Gott zurück.
    Nun
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