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Der Gefundene Junge

Der Gefundene Junge

Titel: Der Gefundene Junge
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bevor er mehr lesen konnte, stieß Umber eine schwindelerregende Serie weiterer Kommandos aus, auf die der Computer sofort mit neuen Worten und Bildern reagierte:
    Â»Reboot: Zeige die Zeichnung eines Segelschoners aus dem 16. Jahrhundert. Reboot: Zeige die bekanntesten Werke des Künstlers Picasso. Reboot: Zeige eine Druckerpresse mit beweglichen Lettern aus dem 15. Jahrhundert. Reboot: Erkläre die Herstellung des Medikaments Penicillin. Reboot: Zeige ein Bild der Erde vom Weltraum aus.«
    Hap wurde ganz schummrig. Viele Bilder verstand er nicht, darunter auch das letzte, eine wundersame blau-weiße Kugel, die in einem Sternenmeer schwebte. Er versuchte all das zu begreifen, was Umber gesagt hatte. »Also … Leute haben Informationen gesammelt … über alle möglichen Dinge … und das alles ist da drin?«
    Â»Das Projekt wurde leider nie fertiggestellt, nicht mal annähernd. Aber wir haben eine Menge zusammengetragen bis zur …« Umber zögerte. Seine Mundwinkel zuckten. »… globalen Katastrophe.« Er sank in seinen Stuhl.
    Hap war besorgt, dass Umbers Stimmung sich wieder verschlechtern könnte. »Lord Umber, vielleicht sollten Sie besser nicht darüber sprechen. Ich möchte nicht, dass Sie …«
    Â»Noch einen Anfall von tiefster Verzweiflung bekommen?« Umber zwang sich zu einem Lächeln. »Ich glaube nicht. Nicht so bald nach dem letzten. Deswegen bringe ich es besser jetzt hinter mich. Und wer weiß, vielleicht tut es mir ja sogar gut, davon zu erzählen. Es gärt schließlich schon seit Jahren in mir.
    Als Doane mich anwarb, bestand er darauf, dass das Projekt eilig sei. Er war davon überzeugt, dass unsere Zivilisation in Gefahr war. In seinen Augen stellte jeder weitere technologische Durchbruch nur einen weiteren Schritt zur Katastrophe dar. Wir fanden ein Heilmittel für eine Krankheit, lernten aber zugleich, eine noch gefährlichere auszulösen. Wir erschlossen neue Energiequellen, aber auch erstaunliche Zerstörungskräfte. Wir entwickelten bessere Kommunikationsmittel, die aber zugleich die Verbreitung von Hass und Angst ermöglichten. Technologie sei zwar gut und schön, meinte Doane, aber nicht alle Menschen seien gut und schön. Er glaubte, dass all unser Fortschritt eines Tages von Menschen mit engstirniger, hasserfüllter Weltanschauung gegen uns verwendet werden würde.«
    Umber verzog das Gesicht und rieb sich den Nacken. »Ich muss zugeben, ich war von den Herausforderungen des Projekts Reboot begeistert, aber ich glaubte nicht, dass die Katastrophe so nah bevorstand. Doch Doane behielt Recht. Das Unheil trat schneller ein, als ich für möglich gehalten hatte. Plötzlich ging alles schief.«
    Umber trank den Rest seines Kaffees in einem Zug aus. Ȇberall auf der Welt wurden Gewalttaten verübt, grausamer, als du dir vorstellen kannst, und danach setzte eine Welle von schrecklichen Racheakten ein. Der Terror geriet außer Kontrolle. Armeen gingen aufeinander los und die Menschen bekamen Panik. Dann folgten Seuchen und Hungersnöte. Eine zivilisierte Welt verfiel über Nacht in Barbarei. Sogar die Erde selbst wurde zerstört – vergiftet und in einen grausamen, endlosen Winter gestürzt.« Umbers Brustkorb spannte sich an. »Ich erspare uns beiden die Einzelheiten. Aber wir haben ein Chaos angerichtet. Ein furchtbares, riesiges Chaos.«
    Hap hörte ein klopfendes Geräusch. Es war sein eigener Fuß, der nervös auf den Boden tippte. »Aber wie sind Sie da rausgekommen? Wie sind Sie hier hergekommen ?«
    Umber blies die Wangen auf und schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Aber ich beginne zu glauben, dass es genauso war wie bei dir, Hap. Ich wurde hier hergebracht .«
    Hap schlang die Arme um seine Knie. »Von WN?«
    Umber zuckte die Achseln. »Möglicherweise. Auf jeden Fall bin ich nicht selbstständig hergekommen. Weißt du, das Hauptquartier von Projekt Reboot war sehr abgelegen, weit entfernt von den Orten, wo nach Doanes Befürchtung die Unruhen beginnen würden. Es befand sich in einer Art Festung, die halb unter der Erde lag. Als es losging, waren wir dort noch eine Zeit lang sicher, doch schließlich breiteten sich die Aufstände aus und die Leute fanden uns. Ein Mob sprengte sich auf der Suche nach Essen und Schutz vor dem vergifteten Himmel den Weg durch unsere schweren
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