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Der Gefundene Junge

Der Gefundene Junge

Titel: Der Gefundene Junge
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nicht. »Hallo?« Der Junge schob die Augenbinde in die Stirn hoch. Es war dunkel, doch er konnte in der Finsternis sehen. Der Mann war nicht da.
    Der Raum war klein, wie er es vermutet hatte. Die Wände bestanden aus fest gefügten, gemeißelten Blöcken, der Boden ausPflastersteinen. Eine Türöffnung am nahe gelegenen Ende des Raums führte in den breiten Gang, durch den sich der Wurm geschoben hatte. Der Junge drehte sich um. Auf der anderen Seite führte ein weiter Durchgang in eine andere düstere Höhle.
    Der Junge erhob sich. Seine kurzen Lederstiefel quatschten beim Aufstehen, und aus seinem Umhang troff Wasser. Er fragte sich, warum seine Sachen so nass waren und warum er überhaupt so schwere Kleidung trug – hier drinnen war es warm, fast behaglich. Er schüttelte den Umhang ab; darunter kamen eine rote Jacke und eine braune Hose zum Vorschein.
    Er wandte sich wieder dem anderen, weiter entfernten Ende des Raums zu, denn von dort drang ein schwaches orangefarbenes Licht herein. Er hörte Schritte und Stimmen. Leise Echos hallten von den Wänden wider.
    Die erste Stimme war tief, als käme sie aus einer breiten, kräftigen Brust. »Ist es hier? Gut. Holen wir das Ding, was auch immer es ist, und dann nichts wie raus hier.«
    Ein anderer Mann erwiderte rasch und in einem eifrigen Ton: »Immer mit der Ruhe, Oates. Wo bleibt denn dein Abenteuergeist?«
    Â»Ich glaube, wir sind da, Lord Umber.« Das war eine dritte Stimme, weiblich und jung. Das Licht flackerte, da die Herannahenden es teilweise verschatteten. Einer von ihnen trägt eine Laterne , dachte der Junge.
    Ein Trio erschien im Durchgang. Sie erstarrten und sahen den Jungen verblüfft an. Der Größte von ihnen war ein korpulenter Mann mit fleischigen Wangen. Er blickte mit dunklen, zusammengekniffenen Augen auf ihn herab und legte seine Hände fester um den Griff des langen Speeres, den er bei sich trug. Das ist der mit der tiefen Stimme – Oates , erriet der Junge. Auf der anderen Seite stand die junge Frau. Ein Mädchen eher – sicher noch keine siebzehn. Sie war groß und schlaksig und hatte die Haare aus ihrem zarten Gesicht zurückgebunden. Dem Jungen ging ein Stich durchs Herz, als er ihren rechten Arm sah, der am Handgelenk endete. Wo eigentlich eine Hand hätte sein sollen, befand sich ein Stück Metall mit drei Haken, an dem die Laterne hing.
    Der Mann in der Mitte, der Lord Umber sein musste, hielt eine Pergamentrolle in beiden Händen. Er war von schmächtiger Gestalt, hatte eine sandfarbene Mähne, große Augen und ein schmales Kinn. Er zog die Augenbrauen hoch, legte den Kopf schief und lächelte. Beim Lächeln zeigte er all seine Zähne: Es wirkte vollkommen unangestrengt und der Junge hatte das Gefühl, dass dieser Mann häufig und gerne lächelte.
    Â»Ã„hm«, sagte Umber kichernd. »Wir haben gar nicht erwartet, hier unten jemandem zu begegnen.« Er warf einen Blick zurück in den Gang. »Aber es ist der richtige Ort. Die Karte lässt keinen Zweifel daran.« Umber ließ das Pergament mit einer Hand los, und es rollte sich sofort auf. Dann steckte Umber es in eine seiner vollgestopften Westentaschen.
    Der große Mann, Oates, stieß Umber seinen Ellbogen so fest in die Seite, dass das Lächeln für einen Moment verschwand. »Umber … seine Augen!«, flüsterte Oates.
    Â»Oates … deine Manieren!«, zischte Umber zurück.
    Der Junge betastete seine Augenwinkel und fragte sich, ob er verletzt war. »Was stimmt denn nicht mit ihnen?«
    Â»Nichts, junger Freund«, erwiderte Umber und sah Oatesverärgert an. »Aber sie sind außergewöhnlich. Ziemlich eindrucksvoll.«
    Â»Sie sind merkwürdig. Sie gefallen mir nicht«, sagte Oates und schob seinen beeindruckenden Unterkiefer vor.
    Umber zwickte sich in die Nase. »Das reicht, Oates«, sagte er mit einer Grimasse in seine Richtung. »Noch so ein Kommentar, und du bekommst einen Maulkorb angelegt. Das ist mein Ernst.« Seine Miene hellte sich auf, als er sich wieder dem Jungen zuwandte. »Wir sind gekommen, weil wir etwas suchen, junger Mann.« Umbers Blick schoss durch den Raum. »Aber außer dir sehe ich hier nichts. Wie heißt du?«
    Der Junge öffnete den Mund, um zu erwidern, dass er es nicht wisse, doch die Frage wurde für ihn beantwortet. »Nenn ihn Happenstance – den
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