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Der Gefundene Junge

Der Gefundene Junge

Titel: Der Gefundene Junge
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»Nun ja, ich hab tatsächlich gehofft, dass ich noch einen Blick darauf erhasche. Aber ich glaube, das Untier ist gar nicht hier.«
    Â»Es ist hier«, sagte Hap. Er biss sich auf die Lippen, als die anderen zu ihm herumwirbelten. »Zumindest irgendetwas ist hier. Es ist groß. Und hat viele Beine.«
    Umber kreischte erfreut auf und klatschte in die Hände. »Wunderbar! Du hast den Wurm wirklich gesehen ?«
    Â»Ich habe ihn gehört«, sagte Hap. »Unmittelbar bevor Sie gekommen sind.«
    Â»Jetzt bin ich erst recht sicher, dass wir hier schleunigst verschwinden sollten«, sagte Oates und schaute über seine Schulter.
    Â»Er klang … furchterregend«, sagte Hap.
    Â»Ja, das will ich wohl meinen!« Umber rieb sich die Hände. »Dennoch glaube ich, dass Oates Recht hat. Diese Beben zerren an unseren Nerven. Lasst uns gehen – aber wer weiß, vielleicht taucht der Wurm ja plötzlich noch auf, bevor wir das Tageslicht erreichen. Wenn wir Glück haben.«
    Sie gingen den zerklüfteten Tunnel entlang. Der Schein von Sophies Laterne fiel über halb freigelegte Wände. Hap sah Teile von Säulen und Spuren von Friesen mit Bildern tanzender und springender Männer und Frauen darauf.
    Â»Hap, ich habe dir noch gar nichts über das schreckliche Unglück erzählt, das Alzumar heimgesucht hat«, sagte Umber. »Alsder Ignis ausbrach, ging tonnenweise Asche darauf nieder, füllte das Tal bis zum Rand und begrub die Stadt unter sich. Einigen Leuten gelang die Flucht, aber viele saßen hier in der Falle, zusammen mit dem legendären Reichtum Alzumars. Die gesamte Stadt lag unter einer verhärteten Ascheschicht verborgen, intakt, aber unter der Erde eingeschlossen wie in einem Grab. Bald kehrten die Menschen zurück, um das Gold und die Edelsteine zu bergen. Es dauerte Hunderte von Jahren, doch schließlich war fast jeder kleine Seitenweg erschlossen und der größte Teil des Reichtums gefunden. Dennoch kamen weiterhin Leute her, um Jagd auf die Schätze zu machen. Aber irgendwann in den letzten fünfzig Jahren ließ sich hier auch etwas anderes häuslich nieder.«
    Â»Der Wurm?«, fragte Hap.
    Umber nickte. »Der Tyrannenwurm, um präzise zu sein. Alzumar ist die perfekte Behausung für eine Kreatur, die kein Tageslicht verträgt. Und eine nicht unbeträchtliche Anzahl derer, die hier ihr Glück suchten, fanden im Schlund des Tyrannenwurms ihr Ende. Er ist ein legendärer Menschenfresser.«
    Hap starrte ihn an. »Und warum wollen Sie ihm dann begegnen?«
    Oates schnaubte. »Weil er verrückt ist, darum! Er würde bis ans Ende der Welt fahren, um einen Blick auf dieses Monster werfen zu können.«
    Â»Jeder braucht ein Hobby«, sagte Umber. »Manche beschreiben den Tyrannenwurm als eine Kreuzung zwischen Drache und Tausendfüßler. Ich bin ganz außer mir vor Neugierde, Hap. Wie lang er wohl ist? Ich hörte, dreißig Meter oder mehr. Und ist es wahr, dass er blind ist und seine Beute allein nach Gehör findet?« Umber strahlte über das ganze Gesicht und gestikulierte beim Sprechen mit den Händen. Er hätte noch weitergeredet, doch Sophie unterbrach ihn.
    Â»Hört mal!«, rief sie.
    Sie blieben stehen. Umber legte eine Hand ans Ohr. Sein Mund war nur noch ein winziger Kreis aus gekräuselten Lippen. Aus der Ferne des Tunnels drangen schwache Geräusche zu ihnen: ein leises Klopfen, wie Finger, die auf Stein trommeln.
    Hap kniff die Augen zusammen, damit sein scharfer Blick sich noch tiefer in die Finsternis hineinbohren konnte, und erblickte den Wurm – oder zumindest Teile seines langen Körpers. Hunderte von Schritten weit weg, ein gutes Stück außerhalb des flackernden gelben Lichtscheins der Laterne kreuzte die Kreatur den Haupttunnel von einem Seitengang in den anderen. Sie war riesig; ihr runder, fast bis zur steinernen Decke aufragender Körper saß auf zahllosen kurzen Beinpaaren, die durch die Luft wirbelten.
    Â»Da ist er«, sagte er.
    Â»Kannst du ihn sehen?«, flüsterte Umber und zupfte Hap am Ärmel.
    Hap nickte. Zuerst hatte er erleichtert registriert, dass der Wurm nicht direkt auf sie zukam – vielleicht wusste er ja nicht, wo sie waren. Doch dann stellten sich ihm die Haare an den Armen auf, als ihm wieder einfiel, dass es beim letzten Vorbeiziehen der Kreatur so geklungen hatte, als schleifte sie ihren
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