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Der Gefundene Junge

Der Gefundene Junge

Titel: Der Gefundene Junge
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nicht tot«, kam die kaum vernehmbare Antwort. Thimble trat aus einem anderen Spalt ein Stück weiter in der Wand hervor. »Ich bin außen entlanggeklettert und hier wieder reingekommen.« Er zeigte mit einer winzigen Hand auf Haps Bein. »Aber du solltest besser aufpassen.«
    Hap schaute nach unten und erstarrte. Eine bebende Hand mit langen Fingern versuchte, aus dem Steinhaufen heraus nach seinem Fuß zu greifen, aber sie konnte ihn nicht erreichen, denn der Arm war unter gewaltigen Steinen eingeklemmt. Hap schnappte nach Luft, als er Occos fürchterlich entstelltes Gesicht zwischen zwei Blöcken hindurchstarren sah. Eins nach dem anderen schlossen sich die Lider der übrig gebliebenen Augen. Occo brachte nur noch ein heiseres Flüstern hervor: »Hasse … die … Fädenzieher.«
    Â»Warum?«, fragte Hap. Trotz allem, was Occo dem Fischer und seiner Frau angetan hatte und ihm selbst hatte antun wollen, verspürte Hap in seinem Herzen einen Anflug von Mitleid. Mit dem Widerling war es vorbei. Keine Heilkräfte der Welt konnten seinem zerschlagenen Körper mehr helfen.
    Â»Du hast diese Sehkraft … und verschwendest sie … mit Unsinn …«
    Â»Ich? Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte Hap.
    Umber war näher herangerobbt. »Du da! Du hast gesagt, Hap sei gerade erst gemacht worden. Was meinst du damit? Wie gemacht? Und von wem?«
    Occos verkrampfte Finger streckten sich. Das letzte Auge fiel zu. Seine Antwort bestand nur in einem letzten Zischen, das schnell verstummte.
    Hap zitterte am ganzen Körper. Er beugte sich nach vorn und stützte sich mit den Händen auf die Oberschenkel.
    Â»Hap?«, sagte Umber. »Würde es dir etwas ausmachen, mich loszuschneiden? Occos Messer liegt da vorn, damit müsste es gehen.«
    Â»Natürlich«, antwortete Hap. Doch bevor er einen Schritt machen konnte, erbebten die Steine unter seinen Füßen mit einem unheilvollen Grollen. Laut donnernd brach die Seite des Turms, auf der Occo unter dem Trümmerhaufen lag, in sich zusammen und stürzte in die Nacht. Hap sah Occos zerschlagenen Körper in die Tiefe fallen.
    Der ganze Turm wackelte. Dann hörte Hap die von unten heraufdringende Stimme Thimbles: »Wir müssen hier weg!«
    Â»Die Beine! Zuerst die Beine!«, schrie Umber. Er lag aufdem Rücken und hatte die Beine in die Luft gestreckt. Hap ließ die Klinge unter die Stricke gleiten und sägte wild daran herum. Umber trat die Stricke von sich, drehte sich um und kämpfte sich mit immer noch gefesselten Armen mühevoll auf die Füße. »Vergiss den Rest«, rief Umber, als neben ihnen ein Teil des Daches einstürzte. Steinblöcke rollten wie Würfel umher. Einer davon traf das Gitter, mit dem Occo die Treppe blockiert hatte, und kippte es so, dass eine schmale Lücke entstand.
    Â»Ein bisschen Glück haben wir ja«, rief Umber. »Passen wir da durch?«
    Hap hob Thimble vom Boden auf. Auf der obersten Stufe bückte er sich nach der Kiste, in der er den kleinen Mann transportiert hatte. Zu Thimbles Schutz war sie mit Tüchern und Stroh gepolstert.
    Der Abstieg durch den einbrechenden Turm erschien Hap endlos. Er und Umber rannten die Stufen hinunter und sprangen über Schutt und immer größer werdende Spalten. Durch den Einsturz von einem Teil der Spitze war der Turm noch stärker aus dem Gleichgewicht geraten. Er wackelte so sehr, dass sie sich beim Laufen kaum aufrecht halten konnten. Bereits auf der Hälfte des Weges rang Umber nach Luft. Als sie den untersten Treppenabsatz erreichten, keuchte er schwer. Hap hörte, wie hinter ihnen Steine herabkollerten.
    Nur Augenblicke bevor das Treppenhaus unter Tonnen von Schutt begraben wurde, stürzten sie nach draußen. Hinter ihnen stieg eine Staubwolke auf. Sie hörten lautes Getöse und dann einPlatschen – anscheinend war ein großer Teil des Turms ins Wasser gefallen.
    Als das Beben aufhörte, sank Umber auf die Knie und japste nach Luft. Hap schnitt die Stricke durch, mit denen Umbers Arme gefesselt waren. »Ha! Das ist was für meine Bücher!«, lachte Umber, während er sich die Arme rieb. In seine Augen war das vertraute Funkeln zurückgekehrt. »Ah, da ist Occos Schiff! Geschickt von ihm, es hier vor dem Unwetter in Sicherheit zu bringen. Und schau mal, wer auch noch da ist!«
    Hap wandte sich um und sah im Wasser Occos
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