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DS054 - Stausee des Todes

DS054 - Stausee des Todes

Titel: DS054 - Stausee des Todes
Autoren: Kenneth Robeson
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1.
     
    Thomas Idle hatte weder bemerkenswerte Abenteuer erlebt, noch war er so bekannt, daß die Zeitungen von seinem Verschwinden Notiz genommen hätten. Andernfalls hätte er die befremdlichen Ereignisse, die buchstäblich aus heiterem Himmel über ihn hereinbrachen, mit größerem Gleichmut hingenommen, und die Öffentlichkeit hätte sich nicht erst für diese Ereignisse interessiert, als es schon beinahe zu spät war.
    Tatsächlich war das, was Tom Idle widerfuhr, so ungewöhnlich, daß ihm zunächst kaum jemand glauben wollte, als er darüber berichtete. Daher wehrte niemand den Anfängen, wie es so schön heißt, und ein beträchtliches Unheil nahm seinen Lauf. Unauffällig genug begann es damit, daß es Tom Idle gewissermaßen verschluckte.
    Tom Idle war auf einer Farm in Missouri geboren worden und aufgewachsen. Seine Eltern waren Landarbeiter und früh gestorben. Mit Hängen und Würgen hatte Idle die High School hinter sich gebracht und ebenfalls die Karriere eines Landarbeiters eingeschlagen. Das harte Leben hatte ihm auf Dauer nicht zugesagt, und er war per Anhalter und als Tramp auf Güterzügen westwärts gezogen. Schließlich war er in Salt Lake City im Staat Utah gelandet, wo das Leben indes nicht vergnüglicher war als in Missouri, wie er bald feststellte. In Missouri hatte er wenigstens einen Job, in Salt Lake City nicht – und er bekam auch keinen.
    Er wohnte in einem billigen Hotel, solange er noch ein bißchen Geld hatte, dann zog er in den Stadtpark um und übernachtete auf einer Bank. Am dritten Morgen lernte er Sam Stevens kennen, der anscheinend nichts dagegen einzuwenden hatte, wenn Landstreicher in den Grünanlagen logierten. Er legte lediglich Wert darauf, daß sie ihre Zeitungen, mit denen sie sich zudeckten, nicht auf den Rasen warfen. Stevens hatte ihn schon an den beiden vorhergehenden Tagen beobachtet, was Idle verborgen geblieben war, denn da hatte er noch geschlafen.
    Als er wach wurde, stand Stevens vor ihm und grinste heiter von Ohr zu Ohr. Idle raffte sich auf, knüllte das Papier zusammen und stopfte es hastig in den nächsten Abfallkübel.
    »Heute wirst du Glück haben, Junge«, sagte Stevens. »Ich spüre es in den Knochen. Heute kriegst du einen Job.«
    »Danke«, sagte Idle verwirrt. Und höflich: »Guten Morgen!«
    Er wunderte sich über die Freundlichkeit des Polizisten, die ganz und gar untypisch war; im allgemeinen vertrieben Polizisten die Tramps aus ihrem Bereich, sofern sie es nicht vorzogen, sie auf die Wache mitzuschleppen und dafür zu sorgen, daß ein Schnellgericht vier Wochen Zwangsarbeit und Ausweisung aus der Stadt über die Sünder verhängte. Idle freute sich, er nahm die Vorahnung des Polizisten ernst. Er war kein Hellseher und konnte nicht ahnen, was die nächste Zukunft für ihn noch in Reserve hatte.
    Idle spähte zum Himmel und atmete tief die frische Luft ein. Die Sonne schien schon prächtig, und das Firmament war so kitschig blau wie auf einer jener Ansichtskarten, die in den Souvenirläden von Salt Lake City verkauft wurden. Er hielt die Prophezeiung des Polizisten Stevens für möglich. Wenn ein Mensch überhaupt Glück hatte, dann bei solchem Wetter an einem solchen Tag. Er nickte Stevens jovial zu und marschierte zu Skookum’s Restaurant, wo er seit seiner Ankunft frühstückte.
    »Hallo, Skookum«, sagte er und kletterte auf einen Hocker vor der Theke. »Doughnuts und Java.«
    Er legte seinen letzten Nickel vor sich hin und versuchte nicht daran zu denken, daß er seit drei Tagen von Kaffee und Doughnuts sein Dasein fristete.
    »Deine Ernährung ist zu einseitig, Häuptling«, sagte
    Skookum. »Du wirst dir deine Gesundheit ruinieren.«
    »Ich kann es nicht ändern«, bekannte Idle düster. »Ich bin nämlich pleite.«
    Skookum hieß eigentlich nicht Skookum. Er hatte einen Namen, den nur ein Grieche über die Lippen brachte, ohne sich die Zunge zu zerbrechen. Da Skookum Englisch mit einem Akzent sprach wie die Indianer, hatten seine Freunde ihm diesen indianischen Spitznamen angehängt. Skookum ging in die Küche und kam nach einer Weile mit einem Teller
ham and eggs
wieder. Er stellte Idle den Teller hin und schenkte Kaffee ein.
    »Das kann ich nicht bezahlen«, sagte Idle verschämt. »Du bezahlen, wenn du haben Job«, sagte Skookum. »Häuptling haben bei mir Kredit.«
    Idle grinste, weil Skookum sich nun wirklich benahm wie ein Indianer, nämlich milde und edel. Anscheinend genierte er sich dieser Gefühlsregung wegen und flüchtete
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