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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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auf Mjipa ein. Als er des Terraners verständnislosen Gesichtsausdruck gewahrte, wiederholte er langsam, in gebrochenem Gozashtando: »Möchten – möchten Eure Exzellenz – äh – Fahrt?«
    »Könnt Ihr mich zu Irants’ Gasthof bringen?«
    »Ja, Herr, das ich kann. Gleis geht fast bis vor Tür. Bitte einsteigen!«
    »Wie viel?« Als alter Hase auf Krishna, der er war, war Mjipa nicht so dumm, der Einladung nachzukommen, ohne zuvor einen festen Preis auszuhandeln.
    Nach einigem Gefeilsche war man sich einig, und Mjipa kletterte an Bord. Der Krishnaner schob das Gefährt über das Gleis, bis sie zu einer Seitenstraße kamen. Hier zweigte eine Spur ab. Der Abzweig besaß indes keine verstellbare Weiche. Mjipa, in seiner Jugend ein begeisterter Eisenbahnfan, war gespannt, wie der Schieber das Abbiegmanöver bewerkstelligen würde.
    Der Krishnaner stemmte einen Fuß gegen den Querbalken am unteren Rand des Aufbaus und zog gleichzeitig an seiner Schiebestange, so dass sich die Vorderräder aus den Schienen hoben. Dann schwenkte er das ganze Gefährt so weit herum, bis die Vorderräder genau über dem abzweigenden Gleis hingen. Dann ließ er sie sanft herunter, und der Wagen rumpelte tadellos um die Kurve.
    Nur wenige Fußgänger waren unterwegs. Mjipa vermutete, dass die meisten ihre mittägliche Siesta hielten; wie er später erfuhr, war es die Stunde des Mittagessens. Gelegentlich rollte ein Kalwmianer auf einem Dreirad vorbei, jenem simplen Fortbewegungsmittel, das in allen größeren Städten rings um die Drei Meere verbreitet war. Die wenigen, die an der Straßenbahn vorbeikamen, schauten erstaunt auf Mjipa, ein paar zuckten erschreckt zusammen und starrten ihm mit offenem Mund hinterher. Schließlich wurde es Mjipa zu bunt, und er zog trotz der großen Hitze die Vorhänge an den Seitenfenstern zu.
    Jedes Mal wenn sie an großen Privathäusern vorbeikamen, zweigte ein Schienenpaar ab und verschwand hinter den Türen dieser Häuser. Offenbar verfügten die betuchteren Bürger über muskelgetriebene Privat-Straßenbahnen. Wenig später passierte es, dass ein anderer Wagen um eine Ecke bog und Mjipas Gefährt auf demselben Gleis entgegenrumpelte.
    Die Wagen hielten ein paar Meter voneinander an, und die zwei Schieber begannen sich gegenseitig anzubrüllen. Mjipa steckte den Kopf aus dem Seitenfenster und fragte, was los sei.
    »Ich habe Vorfahrt«, sagte sein Schieber. »Aber jener Tölpel dort beharrt darauf, dass ich – und nicht er – zum nächsten Abzweig zurücksetze, und das mit der kecken Begründung, sein Passagier übertreffe den meinen an Rang und Stand. Ich werde dem Wicht zeigen, wer …«
    »Hört zu!« Mjipa erstickte den zu erwartenden Wortschwall im Keim, wobei er sich hastig seine mageren Khaldoni-Brocken aus dem Gedächtnis zusammenklaubte. »Fahrt Wagen auf Seitengleis wie dieses hier und lasst ihn vorbei.«
    »’s war nicht recht!« heulte der Schieber. »Seitenzweige sind Privatbesitz, ’s war unbefugtes Eindringen! Außerdem weiche ich vor diesem Wicht nicht einen einzigen Yestu zurück!«
    »Fahr sofort auf Seitengleis!« brüllte Mjipa, dem der Geduldsfaden gerissen war. »Ich übernehme … übernehme …« Das Wort für ›Verantwortung‹ fiel ihm nicht ein; aber der Schieber war von seinem Ton so eingeschüchtert, dass er gehorchte. Der andere Wagen rollte vorbei. Sein Schieber machte eine unfeine Geste, was einen erneuten Schwall wüster Beschimpfungen von Seiten seines Kontrahenten heraufbeschwor. Niemand zeigte sich oder erhob Beschwerde, als Mjipas Schieber von dem Seitengleis auf die Hauptstrecke zurückrangierte und seine Fahrt fortsetzte.
    Angekommen an Irants’ Gasthof, den Mjipa anhand eines über der Tür befestigten Tierschädels identifizierte, entlohnte er den Schieber und schleppte seine Tasche ins Innere des Gasthofs. Auf dem Fußboden saß hinter einem mit Rechnungen und anderem gastronomischen Papierkram übersäten Tisch ein ältlicher Krishnaner.
    »Meister Irants?« fragte Mjipa.
    Der Mann blickte auf, registrierte Mjipas Größe und Hautfarbe, fuhr sichtbar zusammen und wich mit angstvollem Blick zurück. »Seid Ihr ein Dämon, der gekommen ist, mich in den Hishkak zu schleppen? Ich bin immer ein guter Mann gewesen! Ich habe niemals meine Gäste betrogen! Ich habe niemals meine Frau geschlagen!«
    »Es freut mich zu hören, dass Ihr ein solch tugendhafter Mann seid, aber ich bin kein Dämon. Hier, lest!« Mjipa reichte ihm das jadefarbene Medaillon. »Dort steht
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