Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
einem Riemen über Kreuz mit dem Wehrgehenk, eine große Ledertasche, die solchen Kleinkram enthielt, den Mjipa in kühleren Klimazonen in der Hosentasche getragen hätte. Der Gürtel, der den Kilt hielt, bot zusätzlich einem mächtigen Dolch Halt. Zu Mjipas Füßen lag eine dickwulstige Segeltuchtasche.
    Die Dreieckssegel waren inzwischen endlich heruntergeholt und aufgerollt. Kurz vor der Hafeneinfahrt verkündete Kettengerassel, dass der Anker ausgeworfen war. Die Jafez blieb stehen, sanft in der Dünung schaukelnd.
    Mjipa, der fließend Gozashtando sprach, fragte Kapitän Takhril: »Warum diese Verzögerung?«
    Mit mahlenden Kinnladen auf seinem Priem Salaf-Wurzel kauend, zeigte der krishnanische Skipper auf zwei andere Schiffe, die gleichfalls in den nahe gelegenen Untiefen vor Anker gegangen waren. Er spuckte über die Reling und sagte: »Zoll. Wir müssen warten, bis wir an der Reihe sind, wie alle anderen von See her kommenden Wichte von geringerem als königlichem Range.«
    Die werden den ganzen Tag brauchen bei ihrer verdammten hinterwäldlerischen Umständlichkeit, dachte Mjipa. Und dann wollen sie womöglich noch ein Bestechungsgeld, ehe sie uns endlich durchlassen.
    »Sagt, Kapitän«, fragte er den Skipper, »was ist das dort?« Er deutete auf das riesige Bauwerk am Ufer.
    »Das?« rief der Kapitän. »Oh, jener Turm ist der, welchen der gegenwärtige Heshvavu, Vuzhov der Schwärmer, in der Hoffnung errichtet, den Himmel selbst zu erstürmen und einen Ehrenplatz in der Reihe der Götter zu fordern. Natürlich wissen Ihr und ich, dass der Planet so rund ist als wie ein Ball und dass der Himmel darüber nichts ist denn leerer Raum. Doch einmal an Land, hütet Euch, auch nur ein Sterbenswörtchen von solch einem gotteslästerlichen Dogma an unseres besessenen Monarchen oder seiner Spione Ohr dringen zu lassen, auf dass es Euch nicht so ergehen möge, wie Qarar es dem König von Ishk in der Legende ergehen ließ.«
    »Ihr meint, er hackt jenen die Köpfe ab, die behaupten, die Welt sei rund?«
    »So ist es, Herr. Ihre heiligen Bücher sagen, sie sei flach, so flach, dass es auf königlichen Befehl hin geschehen sein müsse. Während seiner gesamten Herrschaftszeit hat Vuzhov sein Volk zur Fron an diesem Turme getrieben, doch solange er auch baut und gleich, wie hoch er auch bauen mag, muss er erkennen, dass der Himmel sich immer noch und immer wieder seinem törichten Zugriff entzieht. Doch anstatt seine Meinung zu revidieren wie ein Mann von gesundem Verstand, wird er immer verbohrter und gereizter in seinem Wahnglauben und setzt immer wütendere Anstrengungen daran, doch noch das zu verwirklichen, was schon in dem, was er sein Hirn nennt, verrottet, obgleich es wahrscheinlicher ist, dass sein Schädel kein solches beherbergt, sondern nichts weiter denn einen Brei aus zerstampftem Tabid und Shaihanmilch. Verfallen Terraner auch bisweilen in solcherlei Wahn?«
    »Ja«, antwortete Mjipa, wobei er dachte, dass die große Unart der krishnanischen Völker nicht die Parteisucht, sondern der Redeschwulst war. »Wir hatten einst einen großen Seefahrer, der, zu einer Zeit, da unser Planet noch nicht recht erforscht war, glaubte, er würde, indem er über das Meer segelte, auf einen Kontinent mit Namen Indien stoßen. Was er freilich nicht wusste: Zwei andere, durch eine Landenge miteinander verbundene Kontinente, lagen genau auf seiner Route. Und als er schließlich auf dieses Hindernis stieß, ließ er seine Besatzung ein Dokument unterzeichnen, dass sie Indien erreicht hätten! Aber das änderte natürlich nichts an der Realität.«
    »Ah, ’s ist klar wie die Berggipfel von Darya, dass ihr die gleichen Schwächen habt wie wir. Wie es schon Nehavend sagte, dass die Götter, die dem Menschen die Weisheit gaben, ihm auch die Torheit gaben, auf dass er nicht seine Weisheit dazu benutze, den Himmel zu erstürmen und die Götter von ihren goldenen Thronen zu werfen.« Kopfschüttelnd wandte Kapitän Takhril sich ab, um seinen Leuten Befehle zu geben.
    Mjipa öffnete die Segeltuchtasche zu seinen Füßen und kramte zwei kleine Bücher heraus: ein Wörterbuch Gozashtando-Khaldoni und ein Wörterbuch Portugiesisch-Khaldoni mit den geläufigsten Redewendungen. Bestimmt fände er darin nicht solche Floskeln wie: ›Bewegt eure Ärsche, ihr Vollidioten!‹ Oder: ›Herr Wirt, da ist ein Vieh unter meinem Bett, das sieht aus wie eine armgroße Eidechse. Was, bitte schön, soll ich damit anfangen?‹ Aber dann wandte er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher