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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Novorecife
    Hochverehrter Senhor,
     
    Wie ich aus zuverlässiger Quelle erfuhr, wird eine gewisse Doutora Alicia Dyckman, welche vor drei Monden Majbur auf dem Wege nach Kalwm durchquerte, daselbst wissenschaftliche Studien zu betreiben, von Khorosh, dem Heshvavu von Zhamanak, gefangen gehalten. Weitere Einzelheiten sind mir nicht bekannt.
     
    Mit allervorzüglichster Hochachtung
    Euer Gorbovast bad-Sár
    Bevollmächtigter Gesandter von König Eqrar
    von Gozashtand in der Freien Stadt Majbur.
     
    »Mist!« knurrte Kennedy. »Und das ausgerechnet zu einer Zeit, da die ganze Verwaltungsspitze wechselt!« »Du bist noch bis Mitternacht Comandante«, sagte Abreu.
    »Und morgen, wenn Glumelin mit einem Eisbeutel auf dem Kopf im Bett liegt, bist du noch so lange verantwortlicher Comandante, bis er seinen Rausch ausgeschlafen hat.«
    »Da ist das blöde Weibsbild selbst schuld«, knurrte Kennedy missmutig. »Ich hab sie gewarnt, dass sie ganz auf sich gestellt wäre, weil wir mit den Nationen im Süden keine Abkommen hätten. Aber nein, sie musste ja unbedingt die Khaldoni-Dialekte aufzeichnen und den Schädelumfang der Leute ausmessen und ihr Sozialsystem mit dem von Dur vergleichen.«
    »Und, was sollen wir jetzt tun?« meldete sich Castanhoso zu Wort.
    »Sind wir denn verpflichtet, irgendwas zu unternehmen?« fragte Kennedy.
    »Aber wir können doch nicht einfach dasitzen und nichts tun! Es wäre wirklich eine Schande, wenn wir zuließen, dass dieser primitive Tropen-Potentat eine so schöne Frau seinem Lieblings-Shan zum Fraß vorwirft!«
    »Schön mag sie ja sein; aber sie ist auch ein unverbesserlicher Naseweis, und dazu temperamentvoll wie ein Eiszapfen. Geschähe ihr recht, wenn wir sie ihrem Schicksal überließen.«
    »Aber ob uns der Charakter eines Ertsu passt oder nicht, darf kein Kriterium dafür sein, ob wir ihm helfen, wenn er in der Patsche sitzt«, begehrte Castanhoso auf.
    »Aber sein – in diesem Fall ihr – Aussehen darf auch kein Kriterium sein«, erwiderte Kennedy. »Nein, nein, wir haben sie gewarnt und damit unsere Hände in Unschuld gewaschen. Streng genommen haben wir also keinerlei Verantwortung.«
    Castanhoso: »Sie dürfen nicht so hartherzig sein, Comandante. Wir müssen zumindest diesem Korosh eine Protestnote schicken.«
    »Nun gut«, lenkte Kennedy widerstrebend ein, »vielleicht sollten wir das tun, bevor die amerikanische Regierung von der Sache erfährt. Die Dame hat nämlich ein paar wichtige Organisationen im Rücken.«
    »Ich bin einverstanden«, erklärte Abreu. »Das Problem ist nur: Wie kriegen wir die Note dorthin geschickt? Die Mejrou Qurardena befördert nämlich keine Sendungen so tief in den Süden.«
    »Worum dreht’s sich denn?« fragte eine tiefe, sonore Stimme. Sie gehörte einem hageren, hochaufgeschossenen Neger mit tiefschwarzer Haut und krausem Haar, der eben zu der Gruppe getreten war. »Sitzen Fergus und seine orientalischen Touristen schon in der Klemme?«
    »Hallo, Percy!« begrüßte Kennedy den neu Hinzugekommenen. »Lies dir das mal durch!«
    Percy Kuruman Mjipa, Dr. phil. (Universität Oxford), geboren als Mangwato in Botswana und jetzt terranischer Konsul auf Krishna, zur Zeit auf seine Versetzung auf einen neuen Dienstposten wartend, überflog das Schreiben und zog die Stirn kraus. Seine schwarze Frau, fast so groß wie er und von kolossalem Leibesumfang, spähte ihm über die Schulter und versuchte mitzulesen.
    Mit einem Schnauben gab Mjipa den Brief zurück. »Verdammtes Miststück! Dieser Khorosh, meine ich. Wir halten uns diesen Lümmeln gegenüber vornehm zurück, und schon meinen sie, sie könnten mit unseren Leuten nach Gutdünken umspringen! Ich würde … ich würde … Also, ich würde was tun, das schwöre ich euch und pfeife auf die IR-Bestimmungen gegen den Imperialismus!«
    Kennedy: »Kennst du diese Alicia Dyckman, Percy? Sie arbeitete in Dur, als du in Baianch warst.«
    Mjipa zuckte die Achseln. »Ich bin ihr ein paar Mal begegnet. Kann nicht gerade behaupten, dass ich sie besonders sympathisch fand, aber das tut absolut nichts zur Sache. Es geht hier allein ums Prinzip.«
    »Wir haben uns gerade Gedanken darüber gemacht, wie wir es anstellen könnten, eine geharnischte Protestnote nach Zhamanak zu schicken«, meldete sich Abreu.
    »Mein lieber Freund, das ist kein Problem. Ich werde den Brief persönlich überbringen; schließlich ist meine Versetzung nach Balhib noch nicht offiziell angeordnet.«
    »Percy!« protestierte lautstark
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