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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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seine Aufmerksamkeit wieder realistischeren Dingen wie dem Erlernen der wichtigsten Begrüßungs- und Höflichkeitsfloskeln zu. Beim Durchlesen murmelte er sie leise vor sich hin, um sie sich rascher einprägen zu können.
    Kapitän Takhril kam zurück. Mjipa fragte ihn: »Ihr kennt diese Stadt doch sicherlich von früheren Besuchen her, oder?«
    »Ja, Herr. Die Stadt Kalwm und ich sind alte Bekannte. Ich kenne ihre Straßen und Gassen wie die Linien auf meiner Handfläche.«
    »Dann sagt mir, wie kommt man zu Irants’ Gasthof? Gorbovast in Majbur hat ihn mir empfohlen.«
    »Am besten, Ihr lasst Euch von einem öffentlichen Straßenbahnschieber dorthin bringen.«
    »Straßenbahn?« fragte Mjipa verblüfft.
    »Ja. Seht Ihr sie nicht dort drüben?«
    Der Kapitän reichte Mjipa sein messingnes Teleskop. Als Mjipa durch das Rohr blinzelte, konnte er in der Ferne eine Reihe etwa mannshoher Kästen auf Rädern ausmachen.
    Jetzt kamen die Zollbeamten, die erst auf Mjipas dunkle Haut starrten und dann seine Tasche durchkramten. Sie waren kleiner und dunkler als die nördlicheren Krishnanerrassen, und ihre Riechantennen waren deutlich länger. Mjipa erprobte sein frisch erlerntes Khaldoni mit einem freundlichen »Guten Tag«, was das krishnanische Äquivalent eines Lächelns und einen mit der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs heruntergeratterten Redeschwall in kalwmianischem Dialekt auslöste, dem er natürlich nicht zu folgen vermochte.
    »Etwas langsamer, bitte!« sagte Mjipa.
    Der Mann fing noch einmal von vorn an: »Ich sagte, guten Tag. Möge Eure Leber leicht …« Dann wurde sein Redefluss erneut so schnell, dass Mjipa sich hoffnungslos abgehängt sah. Nach mehrmaligem Hin und Her und drei neuen Anläufen begriff Mjipa endlich, dass der Mann ihn fragte, ob er Terraner sei.
    »Wir haben nur selten welche in dieser Gegend«, erklärte der Krishnaner. »Bisweilen kommen sie als Eingeborene unserer Welt verkleidet, mit gefärbter Haut und nachgemachten Riechern. Doch inzwischen vermag jeder Tor am Klang der Stimme zu erkennen, ob es sich um ein wahrhaftiges Menschenwesen oder um eine fremde Kreatur von einer anderen Welt handelt. Sind jene merkwürdige Haut und Haare, welche Ihr zur Schau tragt, natürlichen Ursprungs oder das Ergebnis von Färbetinkturen und Lockenwicklern?«
    Mjipa warf einen raschen, verstohlenen Blick in sein zweisprachiges Wörterbuch. »Natürlich«, knurrte er mürrisch.
    »Dann beantwortet mir eine weitere Frage: Habt auch ihr unsterbliche Seelen so wie wir, welche, nachdem ihr gestorben und im Hishkak für eure Sünden bestraft worden seid, in anderen sterblichen Leibern weiterleben?«
    Mjipa: »Ist Frage umstrittene bei meinen Brüdern terranisch. Ich nicht weiß Antwort.« – »Wie viele Götter habt ihr?«
    »Darüber auch gibt unterschiedliche Meinungen. Manche glauben an einen, manche an drei, manche an Hunderte und manche an gar keine.«
    »Habt ihr Geister und Dämonen wie wir?«
    »Manche glauben an sie. Schaut, mein Freund; ich nicht bin gebildete Mann; nur kleine Beamte. Einige meiner Brüder terranisch können antworten Eure Fragen viel besser.«
    Als der Krishnaner sich schließlich abwandte und somit auf eine Weiterführung seiner theologischen Inquisition verzichtete, stieß Mjipa einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. Gleich darauf war die Zollkontrolle beendet, und die Beamten stiegen wieder in ihr Boot und fuhren zurück. Die Jafez wurde ins Hafenbecken gerudert und festgemacht. Die Seeleute gingen, Wein, Weib und Gesang im Visier, frohlockend von Bord; Schauerleute begannen die Ladung zu löschen.
     
    Als Mjipa mit seiner Segeltuchtasche über der Schulter das Schiff verließ, sah er, was es mit den ›Straßenbahnen‹ auf sich hatte. Ein Paar Schienenstränge aus Qongholz liefen in einem Abstand von etwa einem Meter zueinander längs der Mitte der Uferstraße. Auf diesen Gleisen standen vier kastenförmige Vehikel, deren farbenfrohe Bemalung in kunstvollen Mustern aus Rot, Blau und Gold in scharfem Kontrast zum schmutzigen, uniformen Beigebraun der Häuser stand. Jedes der Vehikel stand auf vier Spurkranzrädern. Der kastenförmige Aufbau enthielt eine in Fahrtrichtung zeigende Bank mit zwei Sitzplätzen. Hinter den Passagieren, an der Rückwand des Gefährts, war eine Querstange für den Schieber angebracht.
    Mjipa steuerte auf den erstbesten Wagen zu, ein grünes Modell mit orangefarbenen Punkten. Ein nackter Kalwmianer erschien und ratterte sogleich in Khaldoni
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