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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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darfst du ihr Rechtssystem – wie auch immer das beschaffen sein mag – ausschöpfen, um sie zu verteidigen. Aber solange sie sich an ihr eigenes Justizsystem halten, musst du dasselbe tun.«
    »Auch wenn man sie zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt – wegen Benutzens des falschen Löffels beim Abendessen?«
    »Nun ja, in einem solchen Extremfall sähe die Sache natürlich etwas anders aus. Aber solange sie sich an halbwegs zivilisierte Rechtsgepflogenheiten halten …«
    »Es gab zivilisierte Völker, die Menschen für weniger schlimme Vergehen verbrannt haben.«
    »Ach, Mann, lass deinen gesunden Menschenverstand walten! Das heißt, falls du welchen besitzt.« Als sie sich auf den Weg zum Verwaltungsgebäude machten, fügte Kennedy hinzu: »Wäre es nicht besser, du gingst als Krishnaner? Die Khaldoni-Nationen sind noch nicht an Erdenmenschen gewöhnt. Sie könnten sich möglicherweise vor ihnen fürchten.«
    Mjipa schüttelte den Kopf. »Nein, nein, ich gehe so, wie ich bin. Ich würde ein ganzes Fass Schminke brauchen, um meine Haut und meine Haare auf krishnanisch zu trimmen, und das lohnt die Mühe nicht. Ich würde pro Tag mindestens eine Stunde brauchen, um mich anzumalen und mir die Fühler und falschen Ohren anzukleben, und soviel Freizeit wird mir bestimmt nicht vergönnt sein. Außerdem gibt es auf Krishna keine richtig schwarzhäutigen Rassen, und deshalb ist meine Hautfarbe gerade das richtige, um die Burschen gefügig zu machen. Sie jagt ihnen nämlich gehörig Furcht ein.«
    »Pass nur auf, dass sie ihnen nicht soviel Furcht einjagt, dass sie dir einen Speer in den Bauch stecken!«
    »Ich werd schon vorsichtig sein, keine Angst! Hast du zufällig einen Block mit diesen Geschenkgutscheinen für Sivirds Laden? Ich könnte sie vielleicht gebrauchen. Und wo steckt Angioletti? Ich brauche ein bisschen krishnanisches Bargeld. Außerdem kann er mir als Amerikaner vielleicht ein paar gute Tipps geben, wie man mit einer bockigen Landsmännin umgeht.«
     
    Karrim, der größte der drei Monde Krishnas, hatte dreimal den Planeten umrundet, als die Jafez aus Majbur in den Hafen von Kalwm einlief. Roqir leuchtete matt durch eine leichte Wolkendecke. Die gestreiften Segel killten schlaff in der fast stehenden Luft, und die Besatzung war dabei, die Riemen zu bemannen, um in den Hafen zu rudern. Die Luft war schwül und stickig.
    Schweißtropfen perlten von der glänzenden schwarzen Stirn von Percy Mjipa, der mit den Ellenbogen auf der Reling des Vorderdecks lehnte und langsam seine Pfeife schmauchte. Er starrte auf die niedrige, flache Küstenlinie und die niedrigen graubraunen Häuser, die sich dahinter erhoben. Weiter hinten ragte ein riesiges Bauwerk über der Stadt auf. Es hatte die Form eines Kegelstumpfes, der sich nach oben nur schwach verjüngte, so dass Mjipa sich an einen der Kühltürme eines terranischen Kraftwerks erinnert fühlte. Zackenförmige Unregelmäßigkeiten am oberen Rand des Bauwerks deuteten darauf hin, dass die Arbeiten noch nicht vollendet waren.
    Abgesehen von Sandalen war Mjipas einziges sichtbares Kleidungsstück ein weiß und purpurfarbig karierter, kurzer Kilt. Die Krishnaner aus Kalwm und seinen Nachbarländern trugen, wenn überhaupt etwas, dann dieses Kleidungsstück. An Mjipas Hals hing, an einer Kette befestigt, ein rechteckiges Schild aus synthetischem Jade, etwa handgroß, in welches Name und Titel des Trägers in fünf krishnanischen Sprachen eingraviert war.
    Niemand hätte Mjipa für einen Krishnaner gehalten. Die Seeleute, ausnahmslos Daryava, liefen, außer bei kaltem Wetter, nackt herum. Im großen und ganzen von menschlicher Gestalt und Proportion, von hellbrauner Hautfarbe mit einem leicht grünlichen Einschlag und dunkelgrünem, ins Bläuliche spielendem Haar, unterschieden sie sich jedoch von Terranern in vielen kleineren anatomischen Details, wie den spitz zulaufenden Ohren, den externen Riechorganen, bestehend aus zwei federartigen Antennen, die wie ein Paar zusätzlicher Augenbrauen zwischen den eigentlichen Brauen über der Nasenwurzel hervorsprossen; und den weniger stark ausgeprägten Geschlechtsorganen. Waren die meisten Krishnaner durchschnittlich schon etwa so groß wie die größeren menschlichen Rassen, so überragte Percy Mjipa mit seinen zwei Metern sie alle miteinander.
    Über Mjipas rechter Schulter hing ein Wehrgehenk aus purpurn gefärbtem Leder, an dem eine Scheide mit einem krishnanischen Schwert baumelte. Von der anderen Schulter hing, an
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