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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Missgeschick, welches sie, aus Gründen, die sich meiner Kenntnis entziehen, in Zhamanak ereilte. Diese Kunde beunruhigte uns; denn keiner der Khaldoni-Nationen – so ihre Herrscher bei Verstand sind – ist an einem Hader mit den Terranern gelegen. Doch hielten wir es andererseits auch nicht für unsere Pflicht, uns in die Zwistigkeiten zwischen dem souveränen Herrscher von Zhamanak und seiner lästigen Besucherin einzumischen. Was gedenkt Ihr nun zu unternehmen?«
    »Ich werde dieser Terranerin nachreisen.«
    »Aber seid achtsam, guter Mann! Lord Khorosh ist kein Gimpel, den man ungestraft verspotten kann.«
    »Das will ich gern glauben, aber ich bin meinen terranischen Artgenossen verpflichtet. Kann ich ein paar Leute anheuern: einen Führer, einige Hilfskräfte und dergleichen, und Tiere und Proviant für die Reise kaufen?«
    »Gewiss, mein guter Herr, wenn Ihr nur nicht vergesst, die geringe Steuer zu entrichten, die auf solcherlei Transaktionen lastet. Doch hütet Euch, Irrlehren unter unserem Volk zu verbreiten! Ich weiß, dass man von Euch als einem Fremden nicht erwarten kann, dass Ihr unseren erleuchteten Glauben teilt; doch behaltet Eure ketzerischen Ansichten bei Euch, und alles ist gut. Kommt in drei Tagen hierher zurück, und die erforderlichen Dokumente werden bereitliegen.«
     
    Drei Tage später trat Mjipa wieder in Chanapars Büro. »Willkommen, mein guter Herr!« begrüßte ihn der Minister, um gleich darauf fortzufahren: »Leider muss ich Euch mitteilen, dass Eure Papiere noch nicht fertig sind; denn wichtige Staatsgeschäfte bedrängen mich, so wie einst die von der Hexe der Va’andao-See heraufbeschworenen Phantome den Helden Qarar bedrängten. Doch seid getrost: Eure Dokumente werden alsbald bereitliegen. Inzwischen begehrt Seine Kolossalität, in Kenntnis gesetzt von Eurer Anwesenheit, dass Ihr ihm Eure Aufwartung macht. Er wünscht sich mit Euch zu unterhalten.«
    »Oh!« sagte Mjipa. »Ich bin zu seinen Diensten. Wann ist Audienz?«
    Lord Chanapar wuchtete mühsam seine Massen vom Fußboden hoch. »Jetzt gleich, mein guter Herr. Kommt bitte mit mir!«
    Mjipa folgte dem Minister durch ein Labyrinth von Korridoren und Gemächern. Verglichen mit anderen Palästen, die er gesehen hatte, kam ihm die Einrichtung ärmlich und schäbig vor. Er fragte den Minister: »Sagt, wie muss man sich verhalten, wenn man Eurem Herrscher entgegentritt?«
    »Kniet nieder und berührt mit der Stirn den Fußboden. Tut es mir einfach nach. Alsdann überreicht Ihr dem Heshvavu Euer Geschenk. Ihr habt doch sicher eines?«
    Mjipa schluckte. Da er nicht damit gerechnet hatte, dem König vorgestellt zu werden, hatte er sich natürlich auch nicht um einen geeigneten Schnickschnack bemüht. Da fiel ihm der Block mit den Geschenkgutscheinen in seiner Umhängetasche ein.
    Schließlich gelangten sie zu einem Raum, vor dessen geschlossener Tür zwei kalwmianische Wachtposten standen, nackt bis auf flitterverzierte Lendenschurze, vergoldete Helme, Schilde und Sandalen. Die olivbraunen Oberkörper waren mit goldfarbenen Mustern bemalt. Sie muteten Mjipa eher dekorativ als martialisch an. Anders als die Soldaten der nördlicheren Nationen, verzichteten sie auf Brustpanzer zugunsten von großen Schilden.
    Chanapar sagte etwas zu einem der Wachtposten, worauf dieser sich verneigte und in den Raum ging. Nach einer endlosen Wartezeit – Mjipa schätzte eine gute Stunde – kam der Wachtposten wieder zurück und bat sie herein.
    Sie fanden König Vuzhov auf einem Kissen auf dem Fußboden eines kleinen Zimmers sitzend, flankiert von zwei weiteren Wachtposten. Daneben saß ein Sekretär, bewaffnet mit Schreibtafeln und Griffel. Die Körperbemalung des Heshvavu bestand aus schmucklosen schwarzen Streifen, wie bei einem irdischen Zebra. Dem Beispiel des Ministers folgend, sank Mjipa auf die Knie und berührte mit der Stirn den Fußboden, nur mit Mühe ein Ächzen wegen des Schmerzes in den Knien unterdrückend.
    »Erhebt Euch!« sagte der Heshvavu. Vuzhov war ein kleiner ältlicher Krishnaner. Bei dieser Spezies zeigten sich Altersspuren weniger deutlich als bei Terranern; jedoch war Vuzhovs Haar zu einem stumpfen Jade verblasst, seine Riechantennen waren zottig und ausgefranst, und bei näherem Hinsehen konnte man deutlich die feinen Runzeln erkennen, die sein Gesicht netzartig überzogen.
    »Eure Kolossalität«, ergriff der Minister das Wort, »Ich habe die Ehre, Euch Percy Mjipa vorzustellen, einen Terraner aus Novorecife. Er
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