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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht
Autoren: Nigel McCrery
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würde.
    Nach weiteren fünf Minuten, in denen sich Sharman eine neue Zigarette drehte und anzündete, sprang Kate endlich aus dem Wagen. Sie zog sich die Kleidung zurecht, drehte sich wütend um und schaute in den Wagen. Aus ihrem Verhalten schloss Sharman, dass etwas nicht stimmte. Er hatte Recht.
    »Mistkerl! Du warst mit dem Preis einverstanden. Jetzt bezahl auch!«
    Die Person in dem Wagen brüllte offenbar etwas zurück, aber Sharman war zu weit entfernt, um zu verstehen, was der Freier sagte. Etwas Liebenswürdiges war es bestimmt nicht. Auf jeden Fall brachte es Kate noch mehr in Rage. Sie trat einen Schritt zurück, holte mit dem Fuß aus und trat eine Delle in den vorderen Kotflügel. Dieser Wutausbruch schien dem unsichtbaren Mann im Wagen den Rest zu geben. Die Fahrertür flog auf und im nächsten Moment war er hinaus auf die Gasse gesprungen und ging drohend auf Kate zu. Als er näher kam, wich sie zurück, duckte sich und hielt die Hände schützend vor ihr Gesicht. Flehend begann sie auf ihren Angreifer einzureden: »Schon gut, Mann, schon gut, vergiss es. Behalt dein verdammtes Geld.«
    Sharman spürte das Adrenalin in seinen Adern und tastete in seiner Tasche nach der Rolle Fünfzig-Pence-Münzen, die er für solche Gelegenheiten immer bei sich hatte. Er drückte sie in seine Handfläche und ballte die Faust fest darum. Der Trick war alt, aber er wirkte. Wenn man die Münzrolle fest mit den Fingern umschloss, gab die Faust beim Zuschlagen nicht nach und der Hieb fiel doppelt so hart und doppelt so wirkungsvoll aus. Ohne den Freier aus den Augen zu lassen, öffnete er langsam seine Wagentür. Der Mann schien sich zu beruhigen und zu zögern, während Kate flehend auf ihn einredete. Ein fataler Fehler. Kaum ließ seine Wachsamkeit nach, ließ Kate die Hände sinken, machte einen raschen Schritt zurück und rammte dem Mann ihren rechten Fuß so hart zwischen die Beine, dass er nach Luft ringend in die Knie ging und Obszönitäten brüllte. Bei dem Anblick zuckte selbst Sharman zusammen. Während ihr Freier sich auf dem Boden wälzte, die Hände gegen den Schritt gepresst und vor Schmerz schreiend, ging Kate, offensichtlich von ihrer ersten Attacke noch nicht zufrieden gestellt, erneut auf ihn los. Mit ihrem zweiten Tritt erwischte sie ihn unter dem Kinn, sodass er über die Gasse rollte. Blut rann aus seinem Mund. Endlich zufrieden stapfte sie auf Sharmans Auto zu und kletterte hinein.
    Sharman sah sie an. »Schwieriger Kunde?«
    Sie funkelte ihn an. »Nichts, womit ich nicht fertig werde. Wo hast du überhaupt gesteckt?«
    »War schon unterwegs.«
    »Genau wie die verdammte Kavallerie. Aber die kam ja wohl auch immer zu spät.«
    Plötzlich streckte Sharman die Hand aus und packte Kates Gesicht. Einen kurzen Moment lang sah er echte Furcht in ihren Augen aufblitzen. Das hatte er nicht gewollt. Furcht war ein nützliches Werkzeug in seinem Beruf, aber nicht, wenn er mit jemandem umging, den er liebte. Manchmal unterschätzte er seine eigenen Kräfte. Schnell lockerte er seinen Griff. »Wie viel schuldet er dir?«
    Sie zuckte die Achseln. »Spielt das eine Rolle?«
    »Und ob. Wie viel?«
    »Zwanzig Pfund. Es war nur ein Quickie, ohne Extras.«
    Sharman nickte, stieg aus dem Wagen und ging hinüber zu dem Freier, den Kate auf der Straße liegend zurückgelassen hatte. Inzwischen hatte er sich etwas erholt und stand auf seine Motorhaube gestützt da, immer noch sein Gemächte umklammernd. Sharman beugte sich über ihn. »Ich glaube, Sie schulden meiner Freundin noch zwanzig Pfund.«
    Der Mann blickte auf. »Sag deiner Freundin, sie soll sich verpissen, Lude!«
    »Für Sie immer noch Detective Sergeant Lude, mein Bester.«
    Damit war der Etikette Genüge getan, fand Sharman. Er schloss die Faust um die Münzrolle in seiner Tasche, zog sie heraus und rammte sie dem Mann knapp über die Nieren. Der Freier brach zusammen, hielt sich den Rücken und brüllte genauso laut wie vorher. Während er zu Boden ging, zog Sharman ihm aus der Innentasche seiner Jacke die Brieftasche heraus. Er klappte sie auf und nahm zwei Zehn-Pfund-Scheine sowie den Führerschein und ein Familienfoto heraus. Das Geld steckte er ein, während er die Brieftasche neben ihrem Besitzer auf den Boden warf. Der Mann schaute zu ihm auf.
    »Dafür kriege ich dich dran, du Mistkerl.«
    Sharman lächelte und studierte den Führerschein. »Mr. Robert Green, 74 London Road, Histon, aha.« Dann nahm er sich das Foto vor. »Nette Familie. Süße
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