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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin
Autoren: Birgit Jaeckel
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Wein?
Das
Zeug ist zumindest ein gutes Argument, Alte-Stadt zu vermissen.«
    »Ihr Nordmänner würdet Italien nur wegen seines Weins erobern.«
    »Nun, wieso nicht? Eine Frau habe ich ja bereits, damit bleibt wohl nur noch dieser Grund übrig.« Er zog sie enger an sich. Einige Herzschläge lang standen sie schweigend da, genossen die Wärme, die ihre Berührung durch ihre Kleider schickte.
    »Noch höchstens drei Monate«, meinte Atharic schließlich, »dann ist sie wieder hier.«
    »Ich werde erst wieder ruhig schlafen, wenn sie zurück ist. Es war ein Risiko, sie so lange in Alte-Stadt zu lassen. Zu viele Menschen erinnern sich noch an uns und was wir damals getan haben.«
    »Caran wird sie beschützen. Außerdem: Seit Ientus tot ist, haben sie keinen Hohedruiden mehr gehabt. Die vindelikischen Druiden sind zerstritten; sie sind keine Gefahr mehr wie damals, als sogar Caran sich ihnen beugen musste. Einen Richtspruch, den ein Druide fällt, hebt ein anderer wieder auf. Es gibt kaum einen, der nicht käuflich wäre. Wenn Caran geglaubt hätte, dass Sumelis in Alte-Stadt Gefahr droht, hätte er niemals vorgeschlagen, sie für ein halbes Jahr zu ihm zu schicken.«
    Talia seufzte. »Du hast wahrscheinlich recht.« Sie schmiegte sich noch ein wenig enger an ihren Mann. »Samis wird dieser Tage geheiratet haben. Wie aufregend das sein muss!«
    Talia hatte ihre Halbschwester seit zehn Jahren nicht mehr gesehen. Samis war beinahe zwanzig Jahre jünger als sie und die Tochter Carans zweiter Frau Catuen. Samis war noch ein Kind gewesen, nur ein Jahr älter als Sumelis, als Talia damals aus Alte-Stadt geflohen war, um sich Atharic und seinem Rabenvolk anzuschließen. Talia hatte keine Ahnung, zu was für einer Frau das Mädchen seither herangewachsen war. Wahrscheinlich kam sie mehr nach ihrer Mutter als nach ihrem Vater, Caran, den Talia vor vier Jahren das letzte Mal an der vindelikischen Grenze gesehen hatte, als sie ihm seinen ersten Enkelsohn vorgestellt hatte. Seitdem hatten Nachrichten aus dem Süden sie nur sporadisch per Boten erreicht. Talia war beinahe neidisch auf Sumelis, die jetzt so viel Zeit mit Caran, Catuen und Samis verbringen durfte. Die Zeit, die sie selbst mit ihrem Vater hatte teilen können, war zu kurz für ein ganzes Leben gewesen.
    »Hast du schon einmal daran gedacht, dass Sumelis mit einem Ehemann zurückkehren könnte?« Atharic klang gleichmütig, aber gerade dieser beiläufige Ton ließ Talias Mundwinkel nach oben wachsen.
    »Das müsste ein ziemlich mutiger Mann sein.«
    »Weil Sumelis’ Gabe ihn nicht abschreckt?«
    »Weil er es wagt, deiner Tochter zu nahe zu treten.«
    »Sehr komisch.«
    »Ich selbst kann in dieser Hinsicht nur nordische Männer empfehlen.«
    »Ach ja? Nun, was das Zunahetreten angeht …« Seine Hände wanderten tiefer, schlüpften unter den Bund ihres Rocks.
    »Mama!«
    Der vorwurfsvolle Schrei seiner jüngsten Tochter ließ Atharic mit einem enttäuschten Aufstöhnen innehalten. »Wir hätten alle drei Kinder nach Alte-Stadt schicken sollen«, seufzte er, während Talia nach ihrem Korb griff und sich aufmachte, um nach Vebromara zu sehen. »Nicht nur eines.«
    Der Hof, auf dem Talia und Atharic mit ihren Kindern lebten, lag am Rand einer kleinen Siedlung aus verstreut liegenden Gehöften und Handwerkshütten. Er war nicht allzu groß, bestand lediglich aus dem Haupthaus mit einem kleinen Stallanteil, einem winzigen Webkeller, den nur die Magd benutzte, zwei weiteren länglichen Stallgebäuden sowie Pfahlspeichern und Vorratsgruben. Sie besaßen ein paar Schafe, Ziegen, Schweine und Rinder, um ihren eigenen Bedarf an Wolle, Milch und Fleisch decken zu können, aber ihr eigentlicher Reichtum bestand in den zotteligen, aber äußerst wendigen Pferden, die Atharic züchtete. Wenn sie alt genug waren, bildete er sie für den Kampf aus, um sie später auf einem großen Jahrmarkt gegen Salz, Bernstein, Pelze und was sie sonst noch brauchten, einzutauschen. Einen Teil der Pelze und des Bernsteins nahmen im Spätsommer Händler mit, die zu Carans weitverzweigtem Netz aus Handelspartnern gehörten. Sie ließen im Austausch mehr als den üblichen Preis in Gold oder Silber oder anderen Waren zurück – Carans Unterstützung über die Ferne und Völkergrenzen hinweg. Das Edelmetall wurde von Talia und Atharic entweder sorgsam versteckt oder floss samt der restlichen Pelze in den Kauf eines weiteren vielversprechenden Zuchtpferdes.
    Ja, sie lebten gut hier im Norden, überlegte
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