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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat
Autoren: Leif Davidsen
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alte Schellackplatte. Alles war verschwommen, und in seinen Nacken schienen sich harte Finger zu bohren. Eigentlich hatte er nichts gegen einen Kater. Es war die gerechte Strafe, wenn man seinen Körper mißhandelt hatte, aber er hatte etwas gegen einen Kater, wenn er zur Arbeit mußte. Nie hätte er bei einem Polterabend zugesagt, wenn er gewußt hätte, daß Vuldom ihn am nächsten Tag anrufen würde. Obwohl Jens der letzte seiner Kumpels war, der heiratete. Außer ihm selbst natürlich. Sie hatten ordentlich einen zur Brust genommen, wie es nur alte Froschmänner vertragen können. Bald kamen Haus und Kinder, und er stünde bei ihren Treffen als der etwas wunderliche Junggeselle da. Es gab keinen Grund, sich darüber zu grämen. Es war seine eigene Entscheidung, und die Familiengründungen der Freunde waren nach und nach gekommen. Er hatte sich daran gewöhnt, daß die Jugend vorüber war. Vielleicht würde er eines Tages selber Frau, Kinder und Nest vermissen. Aber dann war es wahrscheinlich zu spät.
    Er trank einen halben Liter Cola und zwang sich zu fünfundzwanzig Liegestützen, bevor er unter die heiße und dann eiskalte Dusche ging. Er rasierte sich. Der Kopf schmerzte, und die Scherblätter des Apparats raspelten unangenehm in seinen Ohren. Er warf zwei Brausetabletten in ein Glas Wasser. Dann aß er Cornflakes mit Unmengen Milch und trank einen Eimer Kaffee. Im Hintergrund lief das Radio.
    Die Küche war klein und modern mit einem Tisch, an dem zwei Personen Platz hatten, einer Spülmaschine, Mikrowelle und eleganten Kupfertöpfen und Pfannen an Metallhaken über dem Küchentisch. Es war peinlich sauber. Er hielt die Wohnung eigenhändig in Schuß. Die Putzfrau, die er mal gehabt hatte, war nicht gut genug gewesen. Ehemalige Militärs wie er gediehen nur in geordneten Verhältnissen. Er liebte eine aufgeräumte Wohnung, glatte Hemden, Bügelfalten und gewichste Schuhe. Das Militär hatte ihm beigebracht, sich selber darum zu kümmern. Er zog sich frischgebügelte Jeans an, ein helles Hemd mit geknöpftem Kragen und blauem Schlips und ein Sommersakko, das das Holster mit der Pistole verdecken konnte.
    Sonst bestand die Wohnung aus einem hübschen Wohnzimmer, einem Schlafzimmer und einem kleinen Zimmer, in dem er seine Bücher und den Rechner hatte. Die Möbel waren hell und praktisch. Die Aussicht über die flache Bebauung von Albertslund und den Westwald war schön. Der Wald lag staubgrau in der Morgensonne. Am Horizont lagerte eine Mischung aus Smog und Dunst.
    Er nahm das Auto. Daß er die Finger davon lassen sollte, war ihm klar. Der Alkohol war bei weitem noch nicht aus dem Blut, aber er war spät dran und hatte keinen Bock auf S-Bahnen und Busse. Wenn er angehalten würde, müßten es schon unglaublich betonköpfige Kollegen sein, wenn sie ihn ins Röhrchen blasen ließen, obwohl er seine Marke vorzeigte. Oder richtiger die neue Plastikkarte, die die alte Polizeimarke abgelöst hatte. So lief das ja ab, wenn er nicht gerade in einen Unfall verwickelt war. Und dazu fuhr er zu gut. Außerdem liebte er seinen blauen BMW. Den Luxus gönnte er sich. Ein kleiner schicker Flitzer, der zwar seine Spargroschen aufgezehrt hatte, ihn dafür aber jeden Tag aufs neue erfreute. Der Verkehr war spärlich und dünn, als er zur Polizeiwache Bellahøj hinausfuhr, wo in einem modernen Betongebäude die Abteilung G, der Polizeiliche Nachrichtendienst, untergebracht war.
    Er überlegte, warum ihn Vuldoms Sekretärin bestellt hatte. Er hatte schon vor langer Zeit um die beiden freien Tage gebeten, und er hatte noch eine ganze Menge Freischichten auf seinem Guthabenkonto. Hoffentlich mußte er nicht den Babysitter für den Kronprinzen spielen. Dazu hatte er echt keine Lust. Damals hatte er seine Aufgabe pflichtgemäß erledigt. Hatte mit einem Mineralwasser dagesessen und zugesehen, wie sich die Jungs absolut keinen Zwang angetan hatten. An und für sich war das in Ordnung. Er war selber kein Heiliger gewesen, als er jung war. Außerdem lag die Sache jetzt etwas anders. Der Kronprinz war selber Froschmann geworden. Er war jetzt einer von ihnen. Davor zog Per den Hut. Er hatte die gleiche Ausbildung durchlaufen. Nie im Leben hatte er etwas Härteres erlebt. Nein, es war eher, weil es ein ziemlich langweiliger Job wäre, der gleichzeitig höllisch ernst wäre. Erstens weil er Kronprinz war, und zweitens weil er ständig die nervtötende Presse auf den Fersen hatte.
    Aber er mochte es nicht, Vuldom mit einem Kater von
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