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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat
Autoren: Leif Davidsen
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Silja-Fähre nach Finnland gefunden?Hat der sich da vielleicht von alleine hingestellt? Übern Öresund geschwommen vielleicht? Sag mir das!«
    Er kannte das alles schon. Es war der beliebteste Sport der Presse, Szenarien, Spekulationen, Mutmaßungen zu entwickeln. Per hatte davon die Nase voll, besonders weil er schlichtweg nicht verstand, wie Vuk entkommen konnte, falls er entkommen war, aber das würde er schon noch herauskriegen. Wenn er die Erlaubnis dazu bekam. Er dachte daran, was Lise eben gesagt hatte. Übern Öresund geschwommen vielleicht? War das eine Möglichkeit? Daß Vuk eine militärische Kampftaucherausbildung hatte? Falls ja, eröffnete das neue Perspektiven. Dann könnte er Dinge, die normal Sterbliche nicht können. Die man nur auf den Spezialschulen auf der ganzen Welt lernte und die Per selbst gelernt hatte. Aber das erforderte, daß sich die Serben in Belgrad in die Karten gucken ließen, und das wäre nur durch diplomatischen Druck zu erreichen, was wiederum hieße, daß das Außenministerium darangehen müßte, Deutsche, Russen und Amerikaner zu bearbeiten. Wenn man an seine Militärpapiere käme? Jedenfalls müßte man damit anfangen, die Taucher- und Sportgeschäfte in Kopenhagen anzurufen. Er wurde ein wenig zuversichtlicher. Es gab Möglichkeiten, wenn er denn durfte. Was wahrscheinlich nicht der Fall wäre. Noch vor zehn Sekunden wollte er alles hinschmeißen, jetzt wimmelte es in seinem Kopf schon wieder von Ideen. Vermutlich war es umsonst. Er mußte damit rechnen, daß sie ihn während der Untersuchungen vom Dienst suspendierten.
    Aber er begnügte sich damit zu sagen: »Er ist unter irgendeiner Schwelle unter Wasser eingeklemmt. Und wird im Augenblick von den fetten Aalen gefressen, die da unten rumschwimmen. Die werden lecker dies Jahr.«
    Sie stieß ihm den Ellbogen in die Seite und schüttelte sich vor Ekel. Das machte ihn unglaublich glücklich. Zum ersten Mal war sie wieder imstande gewesen, ihn einfach mit ein klein wenig Humor zu nehmen.
    »Du bist eklig«, sagte sie, aber ihre Stimme verriet, daß sie es nicht so meinte.
    »Falls er entkommen ist – und ich sage: falls –, werden wir ihn irgendwann fassen. Wir haben seinen Namen, sein Foto und Unmengen von Fingerabdrücken. Auf der ganzen Welt wird nach ihm gefahndet, und es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, daß wir ihn eines Tages erwischen. Wenn ihn nicht die Scheißperser selber abknallen, weil er den Vertrag nicht erfüllt hat. Er wird den Rest seines Lebens auf der Flucht sein. Er wird sich nie schlafen legen können, ohne sich vorher umschauen zu müssen. Keinen Schritt machen können, ohne auf der Hut zu sein. Er muß sein ganzes Geld zu seinem Schutz ausgeben. Er wird keinem Menschen vertrauen können. Immer gezwungen sein, unterwegs zu sein. Er wird sich selbst in den Wahnsinn treiben. Er wird Fehler machen. Dann stirbt er, oder wir kriegen ihn. Falls er noch am Leben ist.«
    »Ich wüßte gern, wer er war. Oder ist. Dieser Vuk, Janos, Carsten oder wie auch immer.«
    »Ein Produkt der neuen Weltordnung«, sagte Per, und Lise hörte die Erschöpfung in seiner Stimme. Sie waren beide mit den Nerven am Ende, aber womöglich könnten sie sich gegenseitig helfen, sich wieder aufzurappeln. Was hatte sie denn groß zu verlieren? Konnte sie darauf hoffen, die Liebe wiederzufinden? War sie nicht täglich von einsamen Menschen umgeben, die heimlich Kontaktanzeigen studierten? Was hatte sie zu verlieren?
    Per lehnte sich im Sofa zurück. Lise nahm die Fernbedienung und stellte leiser, nahm seine Hand, schmiegte sich an ihn und merkte, wie überrascht und freudig sein Körper reagierte.
    »Du hast mich zu Tode erschreckt, Per«, sagte sie leise.
    »Ich weiß.«
    »Ich habe mich verraten und verkauft gefühlt.«
    »Ich weiß.«
    »Ich hatte irrsinnige Angst.«
    »Ich weiß.«
    »Ich werde das wahrscheinlich nie vergessen können.«
    »Ich weiß.«
    »Egal, was passiert.«
    »Das ist mir klar.«
    »Aber ich will’s versuchen«, sagte sie und wandte ihm ihr Gesicht zu. Er streichelte ihre Wange, als wäre sie ein kleines Kind.
    »Ich werde mit Sicherheit erstmal suspendiert werden«, sagte er, legte einen Finger auf ihre Lippen und fuhr fort: »Ich glaube, ich werde nach Spanien fahren …«
    »Ich möchte gerne mit, wenn du willst. Dann werden wir sehen, was passiert.«
    »Mehr kann ich nicht verlangen. Wenn ich dich bloß nicht verliere«, sagte er.
    »Das tust du schon nicht. Jedenfalls nicht sofort«, sagte sie und
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