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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat
Autoren: Leif Davidsen
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noch aus seinem Medientrainingskurs daran, daß das einen schlechten Eindruck auf die Zuschauer machte. Also blickte er Peter Sørensen ernst an und entgegnete mit dieser Stimme, die er selbst für würdig, bestimmt und verantwortlich hielt, die aber so manch anderer priesterlich und nervtötend oberlehrerhaft fand: »Zunächst möchte ich gern sagen, daß die Ereignisse ungeheuer bedauerlich und tragisch sind. Und überdies auf dänischem Grund und Boden. Das ist vollkommen unerhört und vollkommen unannehmbar. Dies kann nicht deutlich genug betont werden. Zugleich dürfen wir uns aber darüber freuen, daß Frau Santanda am Leben ist. Es wird gerade untersucht, ob die zuständigen Behörden im Hinblick auf den Schutz der großen Schriftstellerin, die in unserem Land zu Gast war, für ausreichende Sicherheitsvorkehrungen gesorgt haben. Natürlich wird auch jemand die Verantwortung dafür zu tragen haben, daß es dem Terroristen gelungen ist zu entkommen. Falls dies tatsächlich der Fall ist. Hier gibt es ja widersprüchliche Informationen. Wenn es ein Versagen gegeben haben sollte, werden die Verantwortlichen … hmm, wie soll ich sagen … zur Verantwortung gezogen. Das ist selbstverständlich. Es wird absolut nichts unter den Teppich gekehrt. Der sinnlose Terrorismus hat Dänemark erreicht. Dem müssen wir Rechnung tragen.«
    »Was ist mit dem Iran? Hat der Vorfall irgendwelche Konsequenzen für das Verhältnis Dänemark – Iran?« fragte Peter Sørensen.
    Carl Bang schaute den Zuschauern wieder einen Moment in die Augen, dann drehte er seinen Kopf, legte ihn ein wenig schräg und sah Peter Sørensen an. »Die vorläufigen Untersuchungen deuten ja darauf hin, daß der Attentäter allein handelte. Daß er ein geistesgestörter Fanatiker war. Wir sollten also keine voreiligen Schlußfolgerungen bezüglich anderer souveräner Nationen ziehen, sondern die Untersuchungen abwarten, um uns ein genaues Bild der Vorkommnisse machen zu können. Alles scheint ja darauf hinzudeuten, daß der Terrorist auf seiner Flucht ertrunken ist. All das wird untersucht werden, und erst wenn wir alle notwendigen Fakten haben, werden wir dazu Stellung nehmen und sorgfältig darüber nachdenken, ob sie Anlaß zu weiteren Überlegungen geben.«
    Peter Sørensen versuchte zu unterbrechen, aber der Staatsminister fuhr unverdrossen fort.
    »Ich möchte die Gelegenheit benutzen, den Hinterbliebenen des Journalisten, der bei der Ausübung seiner Tätigkeit umgekommen ist, und des Beamten, der sein Leben im Dienst verloren hat, mein tief empfundenes Beileid auszusprechen!« Er legte eine kleine Pause ein, schaute in die Kamera und drehte wieder den Kopf. »Wir haben es mit einem tragischen Ereignis zu tun, das in unserem sonst so sicheren Land glücklicherweise eine absolute Seltenheit ist. Ich fühle mit den Hinterbliebenen jener Menschen, die auf dem Flakfort getötet wurden, wie auch mit jenen, die ihre Lieben durch die Hand dieses barbarischen Terroristen an anderen Stellen verloren. Danke.«
    Carl Bang schickte sich an zu gehen, aber Peter Sørensen sagte schnell: »Haben Sie es bereut, für eine Begegnung mit Sara Santanda keine Zeit gefunden zu haben?«
    Carl Bang erlaubte sich ein kleines, müdes Lächeln.
    »Selbstverständlich. Ich bedauere es sehr, daß in meinem Kalender nichts mehr frei war. Es wäre ein außerordentliches Erlebnis gewesen, einer so großen Schriftstellerin zu begegnen. Ich hatte es fest vor. Ich hoffe auf eine andere Gelegenheit.«
    »Glauben Sie im Ernst, sie wird noch einmal nach Dänemark kommen wollen?« fragte Peter Sørensen, aber Carl Bang hatte schon auf dem Absatz kehrtgemacht und war in die Sicherheit hinter der Glastür des Staatsministeriums entschwunden.
    »Heuchler. Die sind alle unerträglich«, sagte Lise.
    »Wir dürfen die Suppe auslöffeln. Wie immer«, sagte Per.
    »Du persönlich?«
    »Ja. Ich kriege am Ende den Schwarzen Peter zugeschoben«, sagte er nüchtern.
    »Das ist ungerecht.«
    »Das ändert nichts daran.«
    Sie schwiegen und guckten auf den Bildschirm, ohne recht dabeizusein.
    »Aber wo ist er geblieben?« sagte sie.
    Per zuckte die Schultern.
    » Quien sabe? «sagte er auf spanisch. »Wer weiß?«
    »Ich hab irgendwie das Gefühl, daß er entkommen ist«, sagte Lise.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Warum habt ihr dann nicht die Leiche gefunden? Warum lagen da zufällig zwei russische Schiffe in der Nähe? Sie könnten gut der Mafia gehört haben. Wieso hat man seinen Mietwagen bei der
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