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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat
Autoren: Leif Davidsen
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reif. Geisel oder nicht Geisel. Das ist ein Befehl.«
    Die beiden uniformierten Beamten hatten die Ruhe bewahrt. Sie hatten ihre Maschinenpistolen entsichert und waren einen Schritt beiseite getreten, so daß sie Vuk und Lise in der Schußlinie hatten. Per kannte sie von früheren Einsätzen. Es waren gute, ruhige Leute, die nicht so leicht in Panik verfielen.
    Lise spürte, wie sich Vuks Würgegriff verstärkte. Plötzlich ging ihr auf, was Per gesagt hatte.
    »Per«, versuchte sie, aber der Druck auf ihrer Kehle war so stark, daß sie kein Wort mehr herausbrachte. Sie sah es in Pers Augen. Er hatte sich entschieden. Sie sah ihn bittend an, aber seine Augen schweiften ab und hefteten sich auf den Mann mit der Pistole.
    Seine Pistole auf Vuk gerichtet sagte Per: »Janos. Du kriegst sie nicht. Schießt du noch einmal, bist du fertig. Du kriegst sie nicht. Das weißt du. Wir geben sie nicht auf.«
    Vuk warf einen raschen Blick nach rechts und links. Die beiden Uniformierten hatten ihre Schußposition eingenommen, ihre Waffen zeigten ruhig auf ihn. Er wußte, oben auf der Festung lagen die Scharfschützen. Es war an der Zeit, sich seine Niederlage einzugestehen und den Fluchtplan durchzuziehen. Vuk hielt seine Pistole auf Per gerichtet, der Sara mit seinem Körper abschirmte, während Vuk Lise wie einen Schild vor sich hielt.
    »Okay«, sagte Vuk ruhig und fing an, langsam rückwärts Richtung Kai zu gehen. Es kam Bewegung in die Menge, und die Polizisten traten einen Schritt näher.
    »Stop!« brüllte Vuk. »Keiner rührt sich. Ich hab nichts zu verlieren. Dann kommt erst die hier dran, dann Sara und dann noch ein paar andere. Ich hab keinen Bock, geschnappt zu werden. Ist das klar?«
    »Das ist klar«, sagte Per. Er hörte Saras schwere, pfeifende Atemzüge, sie wimmerte. Hoffentlich war ihre Lunge nicht gequetscht worden. » Stay down « , flüsterte er ihr zu, ehe er laut sagte: »Stell deine Forderungen.«
    Rasch warf Vuk einen Blick hinter sich. Schiffer Jon stand mit seinem Matrosen auf der Brücke seines Boots und starrte wie versteinert auf die Szenerie. Das Ganze hatte weniger als eine Minute gedauert.
    »Er wird mich wegbringen. Der Matrose geht von Bord. Sie kommt mit. Verläßt ein Boot das Flakfort oder steuert mich eins aus Kopenhagen an, sterben beide.«
    »Was ist mit den Verletzten? Sie brauchen Hilfe«, sagte Per. Er war blaß, aber die Hand mit der Pistole zitterte nicht, und er hielt Blickkontakt mit Vuk.
    »Wenn innerhalb der nächsten halben Stunde ein Boot ablegt, sterben sie«, sagte Vuk mit seiner klaren, tonlosen Stimme.
    »Du hast keine Chance. Gib auf«, sagte Per. Er schaute auf Johns leblosen Körper und wußte, daß noch andere getroffen worden waren. In erster Linie ging es darum, den Verletzten zu helfen und Janos loszuwerden. Sie könnten ihn auch später noch schnappen.
    » Fuck you « , sagte Vuk.
    Per umklammerte seine Pistole fester, als zöge er es in Erwägung zu schießen. Lise war vor Entsetzen wie von Sinnen. Nicht nur über den Mann, der ihr den Hals einklemmte, sondern auch über den, mit dem sie geschlafen hatte und der nun bereit zu sein schien, sie zu opfern.
    »Laß es lieber sein«, sagte Vuk, wofür sie ihm innerlich dankte.
    »Abgemacht«, sagte Per.
    »Per«, versuchte Lise zu sagen, aber die Klammer um den Hals wurde noch fester, als Vuk sie rückwärts zog und sie so weiter als Schutzschild benutzte.
    »Komm hoch!« befahl Vuk dem Matrosen, der die Kaimauer hinaufkletterte und sich davonmachte.
    Vuk wuchtete sich, nach wie vor Lises Hals umklammernd, aufs Boot. Sie spürte, wie stark er war, aber sein Arm fühlte sich merkwürdig an, als wäre die Jacke mit etwas Gummiartigem gefüttert. Einen Moment lang schien er zu straucheln und lockerte kurz den Griff um ihren Hals, aber geschickt gewann er das Gleichgewicht zurück, und die Schmerzen von seiner eisernen Umklammerung kehrten zurück.
    »Abfahrt!« sagte Vuk zu Jon, der leichenblaß auf der Brücke stand.
    Vuk hatte sich hinter seinen Rücken zurückgezogen, so daß er nun von ihm und Lise verdeckt war. Er traute den Schützen auf der Festung nicht über den Weg. Einer von ihnen könnte durchaus versuchen, aufs Ganze zu gehen.
    Mit der Hand am Startschlüssel guckte Jon zu Toftlund hinüber.
    »Abfahrt!« sagte Vuk.
    Toftlund lag noch immer auf dem Boden und schützte Sara mit seinem Körper.
    »Abfahrt«, wiederholte Vuk. »Ich habe nichts dagegen zu sterben. Ich komme aus einem Land, in dem der Tod zum
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