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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat
Autoren: Leif Davidsen
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Alltag gehört. Aber dich nehm ich mit. Und dann ist die hier dran, und dann kommen bestimmt noch ein oder zwei weitere dazu. Also, Abfahrt!«
    Toftlund nickte, der Matrose auf dem Kai löste die Vertäuungen, der bestens gewartete Motor der White Whale startete sofort und Jon manövrierte sie vom Kai weg. Als das Boot die Hafenausfahrt erreicht hatte und die schäumende Schraube anzeigte, daß Jon die Umdrehungen erhöhte, sprang Per auf.
    »Værløse! Den Hubschrauber!« brüllte er Bente zu, die an ihrem Funkgerät hantierte, ihren kurzen Rapport aber gefaßt durchgab. Die meisten Presseleute blieben liegen, als ob sie sich über die Ereignisse immer noch nicht im klaren wären, während andere langsam auf die Beine kamen.
    Toftlund sah der White Whale hinterher, die nun mit voller Kraft den Hafen verließ.
    Er wandte sich an Bente. »Im Restaurant muß es einen Erste-Hilfe-Kasten geben. Kümmre dich drum!«
    Er drückte auf die Sendetaste seines Funkgeräts und gab seinen Bericht durch, in dem er betonte, daß der flüchtige Geiselnehmer besonders gefährlich sei und daß man sich der White Whale nicht nähern solle. Der Hubschrauber solle sofort zum Flakfort kommen, mit Ärzten an Bord. Dann ging er zu John und kniete neben ihm nieder. Ihm konnte kein Arzt mehr helfen. Wut und Verzweiflung überkamen Per, als ihm endlich bewußt wurde, daß Lise mit an Bord war. Sie war die Geisel, die geopfert werden mußte, um das Objekt zu schützen. Jetzt war sie nicht mehr nur eine Geisel, jetzt war sie Lise. Er sah zu Sara Santanda hinüber, die sich mit Tagesens Hilfe aufgesetzt hatte. Sie weinte und hielt sich mit dem rechten Arm die Seite, während der linke merkwürdig schlaff herunterbaumelte. Daß sie am Leben war, war der einzige Lichtblick in einer Situation, die im übrigen nicht schlimmer sein konnte. Er sah dem flachen, schmalen, eleganten Holzboot hinterher, das mit Lise an Bord davonfuhr.
    Die White Whale schaffte siebzehn Knoten, und Vuk befahl Jon, das Äußerste aus seinem Boot herauszuholen. Das Flakfort verschwand achtern, und als Vuk überzeugt war, daß sie sich außer Reichweite der Scharfschützen befanden, stieß er Lise zu Jon hinüber. Er begab sich ganz auf den Achtersteven hinaus, um freies Schußfeld zu haben. Er lehnte sich an den runden weißen Container, der das aufblasbare Rettungsboot enthielt. Jon stand an dem runden, altmodischen Steuerruder. Lise hatte auf einmal Todesangst. Vuk, Carsten oder Janos oder wie er nun hieß, war gefährlich ruhig. Nur die Schweißperlen auf seinem Nasenrücken verrieten vielleicht den Druck, unter dem er stand. Jons Hände zitterten, er mußte das Ruder fest umklammern. Die White Whale stampfte in den kleinen Wellen, die durch den Wind entstanden waren. Er schien Regen mitbringen zu wollen. Die Sonne war weg, und die schwarzen Wolken über Schweden zogen jetzt über den Öresund. Lise schaute auf den Verkehr: die Fähre nach Limhamn, Segelschiffe in Küstennähe, ein Tanker, der majestätisch in Richtung Ostsee glitt, und ein Flugzeug, das über Saltholm eine sanfte Drehung flog. Ein Küstenmotorschiff unter russischer Flagge, das den Kopenhagener Hafen verließ, und ein Stück vor ihnen einer dieser häßlichen Lastkähne, der sie an ihre Ferien in Frankreich erinnerte und der offenbar mit der Strömung zu kämpfen hatte, so langsam wie er fuhr.
    »Rauchst du?« fragte Vuk.
    Sie nickte.
    »Steck mir eine Zigarette an!«
    Sie hatte ihre Handtasche verloren und sah ihn verwirrt und ängstlich an.
    »Käptn?« sagte Vuk.
    Jon zog eine Packung Prince aus der Tasche und reichte sie Lise zusammen mit einem Feuerzeug. Sie entzündete die Zigarette mit zitternden Händen und streckte sie ihm hin. Er nahm sie entgegen, sehr ruhig, während er mit der Rechten nach wie vor die Pistole auf sie richtete.
    »Ihr dürft euch auch gern bedienen«, sagte er, als wären sie auf einem Empfang und führten eine höfliche Konversation.
    Sie machten sich ebenfalls eine Zigarette an, es war nicht leicht bei dem Wind.
    »Wohin?« fragte Jon, nachdem er einen tiefen Zug genommen hatte.
    »Genau nach Westen, Richtung Hafen.«
    »Das geht nicht. Dann gerate ich ins ›Unreine Meer‹. Die White Whale ist alles, was ich besitze.«
    » Don’t fuck with me, mister « , sagte Vuk.
    »Wir reißen ihr den Bauch dabei auf.«
    Vuk hob die Pistole, und Lise kauerte sich neben Jon zusammen.
    »Tu, was ich sage. Genau vor dem ›Unreinen Meer‹ kriegst du einen neuen Befehl, dann geht’s
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